Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
sieht.
Und genauso kommt es. Als sie auf sein Klopfen hin die Tür öffnet, sind ihre Augen rot und geschwollen. Sie sagt nichts, sondern schlurft nur auf ihn zu und lehnt sich an seine Brust. Er schließt sie in die Arme, und dann stehen sie da, sich leicht hin- und herwiegend, in der Tür. Schon nach kurzer Zeit macht sich Robyn los, wischt sich über das Gesicht und versucht ein Lächeln aufzusetzen.
„Hast du deine Sachen mitgebracht? Das Sofa ist ausziehbar, und da drüben kannst du alles abladen, was du nicht in deinem Pick-up lassen willst.“
„Robyn, ist das ganz sicher okay? Ich meine, dir ist doch grade jetzt bestimmt nicht nach einem Gast zumute.“
„Sei kein Idiot. Du bist kein Gast, du bist Danny.“ Diesmal wirkt ihr Lächeln ein bisschen ehrlicher und sie fügt hinzu: „Komm schon, ich helfe dir, dein Zeug hochzutragen. Und, musst du heute Abend arbeiten? Du könntest mich aufmuntern, indem du den einen oder anderen Drink für mich abzweigst.“
„Auf jeden Fall.“ Dan nickt und kämpft gegen den Kloß in seinem Hals an. „Ich habe zwar nicht viel, aber du kannst mir gern helfen, wenn du noch nicht genug davon hast, den ganzen Tag schwere Dinge zu schleppen …“
Nachdem sie ein paar Mal zu Dans Wagen und wieder hoch gegangen sind, haben sie Dans ganzen Besitz in einer Ecke von Robyns Wohnzimmer gestapelt. Er schaut auf die Wanduhr. Er ist für die Arbeit schon ein bisschen spät dran. Robyn winkt ihn hinaus, sagt ihm, dass sie eine Dusche nehmen und später zum Essen in der Bar vorbeikommen wird, und Dan verlässt die Wohnung.
Er fährt zur Bar und macht sich an die Arbeit. Es tut gut, sich in der gewohnten Routine zu verlieren. Es lenkt ihn nicht so gut ab wie die Stallarbeit, denn er muss zu viel nachdenken und kann seine Muskeln nicht genug benutzen. Trotzdem ist es besser, als nur herumzusitzen.
Robyn kommt mit ihrem neuen Freund und Dan unterhält sich eine Weile mit ihnen, doch sowohl seine eigene Stimmung als auch Robyns ist ziemlich gedrückt, und der Freund scheint dafür Verständnis zu haben. Die beiden setzen sich an einen Tisch, um zu essen, und kurz darauf sieht Dan Chris durch die Tür kommen. Chris hat ihn noch nicht gesehen, und Dan hat plötzlich das kindische Bedürfnis, sich im Hinterzimmer zu verstecken. Heute möchte er einfach Auseinandersetzungen vermeiden.
Doch dann kommt Chris an die Bar und Dan weiß, Chris hat ihn bemerkt. Er zapft ein Bier und bringt es ihm, dann greift er nach der Flasche Wild Turkey und hält sie fragend hoch.
„Verdammt, ja. Schenk schon ein.“ Dan betrachtet Chris einen Moment lang und stellt fest, dass der andere in etwa so schlecht aussieht, wie Dan sich fühlt. Aber aus irgendeinem Grund kann er Chris nicht so leicht verzeihen, wie er es bei Justins Eltern konnte. Er ist nicht direkt wütend. Er hat nur das Gefühl, Chris nicht so gut zu kennen, wie er dachte. Als ob Dan ihre Freundschaft für enger gehalten hätte, als sie wirklich war. Er gießt ein, stellt das Glas auf die Theke und kümmert sich dann um andere Gäste. Wenn gerade mal nichts zu tun ist, stockt er die Bar auf oder poliert Gläser, anstatt Chris wie sonst Gesellschaft zu leisten.
Chris trinkt sein Glas aus, also muss Dan hinübergehen, damit er nachschenken kann. Er ist nicht überrascht, dass Chris ihn nicht gehen lassen möchte. „Dan, hast du mal eine Minute Zeit? Wir sollten reden.“
Dan versucht, ruhig zu bleiben. „Nein, Mann, tut mir leid. Ich muss arbeiten.“
Chris schnaubt. „Dan, du bist einer der besten Vielseitigkeitstrainer des Landes, und da machst du dir Sorgen um deinen Barkeeper-Job? Also wirklich!“
Dan wendet sich ihm wieder zu und wird etwas deutlicher: „Tja, seit heute Morgen ist das hier mein einziger Job, also würde ich ihn gern behalten, wenn's rechst ist. Wenn du etwas Geschäftliches mit mir besprechen willst, kannst du mich ja morgen anrufen – mein Terminkalender ist plötzlich ziemlich leer.“
„Also, wenn du einen Job suchst, kannst du doch mal über Kaminskis Angebot nachdenken. Er scheint bereit zu sein, eine Menge Geld auszugeben.“
Dan hat es aufgegeben, dem Gespräch aus dem Weg zu gehen. „Okay, erstens weiß ich gar nicht, wasihr da alle redet, du und Karl und Molly, aber ich habe jedenfalls kein Angebot von Kaminski bekommen – oder vielleicht doch, aber dabei ging es sicher nicht um Pferde . Zweitens geht es dich nichts an, womit ich meinen Lebensunterhalt verdiene – wenn du es nicht für nötig
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