Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
einzigen Pferd benutzt werden.“ Zumindest in diesem Punkt muss Dan ihm recht geben. Evan fährt fort: „Wir haben ja schon den Stall und dazu eine Menge Land, also warum sollten wir ihn nicht mit Pferden füllen? Als wir dann gehört haben, dass Karl und Molly sich zur Ruhe setzen wollten, erschien uns das wie ein Wink des Schicksals.“ Evan unterbricht seinen Monolog für einen Schluck Kaffee und Dan wartet geduldig.
„Die Pferde können aber nicht einfach nur rumstehen. Wir möchten einen Vielseitigkeitsstall. Tat kann ein oder zwei Pferde reiten und Jeff kann sie unterrichten, aber er hat zu viel anderes zu tun, um Vollzeit im Stall zu arbeiten. Und er sagt auch, dass er lieber mit Menschen arbeitet als nur mit Pferden.“ Dan fragt sich, ob Jeff außerdem lieber einem Beruf außerhalb des Einflussbereichs seines ungestümen jungen Freundes nachgehen möchte, aber behält diesen Gedanken für sich. „Also brauche ich jemanden, der die Pferde ausbildet. Jemanden, der weiß, was er tut und dem ich vertrauen kann.“ Evan lächelt. „Da habe ich natürlich an dich gedacht.“
Jeff knüpft an: „Ich weiß, es klingt ein bisschen oberflächlich, als wäre dasnur ein Spiel für ihn, das er sofort vergisst, wenn er von der nächsten hübschen Sache abgelenkt wird.“ Evan durchbohrt Jeff mit einem Blick und der Mann zuckt die Schultern. „Sorry, Kleiner, aber so klingt es nun mal.“ Er wendet sich wieder Dan zu. „Aber so ist es nicht.“ Er holt eine dicke Ledermappe hervor und reicht sie Dan. Dan wirft Jeff einen fragenden Blick zu, doch dieser deutet nur mit einem Nicken auf die Mappe. „Schau rein.“
Dan öffnet sie und findet darin Zeitungsausschnitte, Empfehlungsschreiben, Referenzen … allesamt Zeugnisse für den Geschäftssinn und das Verantwortungsbewusstseins eines gewissen Evan T. Kaminski. Evan wirkt verlegen, wohingegen Jeff nur grinst. „Evan war von Geburt an reich, daran besteht kein Zweifel. Aber er ist seit sechs Jahren für die Familie und das Familienunternehmen verantwortlich. In dieser Zeit hat er schon eine Menge Leute beeindruckt.“ Jeff streckt den Arm aus, legt Evan eine Hand in den Nacken und schüttelt ihn sanft. „Aber es ist nicht immer leicht für einen umwerfenden Sechsundzwanzigjährigen, andere Leute dazu zu bringen, ihn ernst zu nehmen.“ Jeffs Hand auf Evans Nacken verstärkt ihren Druck ein wenig. „Besonders, wenn er sich die Hälfte der Zeit von seinem Schwanz steuern lässt. Deshalb haben wir das hier zusammengestellt.“
Evan wirkt ein bisschen peinlich berührt, aber widerspricht dem Gesagten nicht, auch nicht der Bemerkung über seinen Schwanz. „Was das Vielseitigkeitsreiten betrifft, haben wir unsere Hausaufgaben gemacht, Dan.“ Er schiebt Dan einen weiteren Papierstapel zu. Dan sieht Kalkulationstabellen, Finanzprognosen … eine Flut von Informationen, neben der der Umschlag mit seinen eigenen „Hausaufgaben“ lächerlich wirkt. Dan nimmt sich einen Augenblick Zeit, um die Zahlen zu überfliegen. Er hat sich nie besonders für die geschäftliche Seite des Pferdesports interessiert, doch diese Unterlagen machen einen gut durchdachten Eindruck und prognostizieren einen bescheidenen Gewinn mit Beginn des fünften Jahres. Er stellt fest, dass das für den Cheftrainer vorgesehene Gehalt seinen Lohn bei Karl und Molly weit übersteigt, selbst dann, als sie ihn noch voll bezahlten. Auch für das sonstige Personal wurde großzügig kalkuliert.
Er schaut auf, und die beiden Männer sehen ihn erwartungsvoll an. „Okay, ja. Ich finde, das sieht gut aus. Aber … es ist doch so: Chris hat gesagt, der Vertrag mit den Kaminskis setze voraus, dass ihr einen passenden Trainer findet. Da draußen gibt es viele Leute, die alles tun würden, um Teil eines solchen Betriebs zu sein. Wollt ihr den Deal wirklich platzen lassen, nur wennihr mich nicht einstellen könnt? Oder blufft ihr nur?“
„Wir haben nie direkt gesagt, dass aus dem Geschäft ohne dich nichts wird“, erklärt Evan. „Aber es macht den Deal schon weniger verlockend, wenn du nicht Teil davon bist.“ Evan sieht, wie Dan die Augen zusammenkneift, und beeilt sich, weiterzureden: „Und das meine ich jetzt nicht zweideutig. Und das mit vorgestern Abend tut mir übrigens leid. Jeff war der Meinung, es würde alles komplizierter machen und es tut mir leid, wenn es das hat. Aber … wir wollen dich für den Job, weil wir jemanden einstellen möchten, dem wir vertrauen können. Ich weiß nicht genug
Weitere Kostenlose Bücher