Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
Turnieren vorstellen soll. Aber soll sie nie verkauft werden? Im Moment kann Sunshine wesentlich mehr als Tat. Wenn sie allein Tats Pferd bleibt, gibt es keinen Grund, in nächster Zeit viel Energie in ihre Ausbildung zu investieren, verstehst du?“ Evan nickt und Dan fährt fort. „Und Tat möchte den Sommer über mehr reiten, was gut ist, aber sie ist noch nicht weit genug, um als Bereiter besonders nützlich zu sein. Sie wäre aber eine große Hilfe bei der Kondition der Pferde. Wenn sie also einfach nur eine Angestellte wäre, würde ich sie Pferde die Hügel hoch und runter reiten lassen und solche Sachen – Sachen, die gut für die Pferde sind, aber aus denen Tatiana als Reiterin nicht viel lernt. Aber sie ist nicht einfach nur eine Angestellte, überhaupt nicht angestellt, also sollte ich mich mit ihr vielleicht eher auf die Ausbildung der Pferde konzentrieren, wobei sie dann mehr lernen würde, auch wenn sie im Moment noch nicht die beste Reiterin für diese Aufgabe ist, verstehst du, was ich meine?“
Evan lächelt ein bisschen melancholisch. „Ich verstehe, was du meinst, ich …“ Er lehnt sich ein Stück zurück und jetzt wirkt sein Lächeln fast traurig. „Was mich betrifft, interessiert mich das ganze Kaminski ‚Geschäftsimperium‘ nur insoweit, dass es Tatiana glücklich macht. Ich meine, ich brauche nicht viel Geld und wir sind alles, was von unserer Familie noch übriggeblieben ist … also mache ich im Grunde alles nur für Tat, so dass es wenn sie alt genug ist immer noch ein Unternehmen gibt, in das sie sich wie sie will entweder einbringen oder das sie ignorieren kann.“ Er spielt mit seiner Bierflasche und knibbelt gedankenverloren das Etikett ab. „Aber ich weiß nicht … es tut einer Fünfzehnjährigen wahrscheinlich nicht gut, über so viel Macht zu verfügen, verstehst du? Es kann nicht leicht sein, zu einem normalen Erwachsenen heranzuwachsen, wenn man weiß, dass sich tatsächlich ein erheblicher Teil der Welt um einen dreht.“
Evan hält inne und Dan wirft ein: „Wenn du mich fragst, machst du das bis jetzt gut.“ Evan schaut ihn überrascht an und Dan errötet leicht. „Ich meine, ich bin kein Psychologe oder so, aber … sie ist ein tolles Mädchen. Sie hat im Stall wirklich hart gearbeitet und Robyn und die anderen lieben sie. Sie wirkt überhaupt nicht verwöhnt.“
In Evans Lächeln liegt endlich die Wärme, die Dan vermisst hat. „Danke, Mann. Das bedeutet mir viel. Sie … sie ist meine wichtigste Aufgabe, weißt du? Und ich habe wirklich keine Ahnung, was ich da mache. Jeff hilft mir …“ Und dann schwindet Evans Lächeln, auch wenn Dan nicht weiß, warum. Er hofft, dass es zwischen den beiden keine Probleme gibt, auch wenn ein kleiner Teil seines Gehirns selbst bei diesem winzigsten Anzeichen, dass Jeff eines Tages wieder Single sein könnte, sofort aufmerksam wird.
Dan unterdrückt diesen Gedanken, so energisch er nur kann und versucht, wieder ins Gespräch mit Evan zurückzufinden, zur angenehmen, entspannten Atmosphäre von vorher. „Ich bin nicht sicher, ob dabei überhaupt irgendjemand weiß, was er macht. Selbst Eltern, die eigentlich Experten sein sollten, haben manchmal missratene Kinder. Und wie gesagt … bis jetzt scheinst du mit Tatiana wirklich Erfolg zu haben.“
Evan lächelt wieder, fast mit voller Kraft. „Ja, sie ist wirklich ziemlich großartig.“ Er denkt kurz nach. „Also was den Stall betrifft – kannst du da einfach nach bestem Ermessen vorgehen? Ich möchte nicht meine Verantwortung auf dich abwälzen, aber ich weiß nicht, ob ich dir eine gute Antwort geben kann. Ich möchte, dass sie glücklich ist, aber ich weiß, dass sie das auf Dauer nicht sein wird, wenn sie ständig alles bekommt, was sie will. Also – vielleicht eine Mischung? Gib ihr ein paar Aufgaben, die dem Stall nützen, aber lass auch etwas von dem Training einfließen, bei dem sie etwas lernt. Hilft dir das weiter?“
Dan nickt. Es ist nicht hundertprozentig genau, aber zumindest eine ungefähre Richtlinie und wenigstens haben sie über das Problem gesprochen.
„Und ich werde versuchen, mich öfter blicken zu lassen, ohne dass du mir hinterherlaufen musst. So wie es aussieht, wird Tat den größten Teil des Sommers am Stall verbringen, also kriegst du sie wahrscheinlich öfter zu sehen als ich. Also … musst du mich wohl über meine Schwester auf dem Laufenden halten.“ Er lächelt ein bisschen wehmütig. „Und ich wollte dir für alles danken, was du bis
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