Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
teilgenommen hat. Es ist nicht ideal, aber er tut, was er kann.
An seinem ersten Samstagmorgen, eine Woche, nachdem er angekommen ist, betritt Dan zu seiner üblichen Zeit den Stall und findet dort Tatiana vor, die bei der Fütterung hilft. Sie strahlt ihn an, als sie seinen überraschten Blick sieht. „Meine Sommerferien haben angefangen! Also wollte ich früh aufstehen und als Erstes zu den Pferden. Ich möchte den ganzen Tag hierbleiben, damit ich wirklich verstehen kann, was im Stall alles passiert. Einfach alles , verstehst du?“
Das klingt, als rechne sie mit etwas Hochdramatischem und Dan hofft, dass sie nicht enttäuscht sein wird. „Tja, dann tob dich aus. Und dein Bruder wird dich nicht vermissen?“ Dan hat Evan seit seinem Besuch am Montagabend nicht mehr gesehen, aber er erinnert sich daran, wie Evan ihm gesagt hatte, dass er sich wenn möglich die Wochenenden für die Familie freihielte.
Tatiana schnaubt. „Der wird wahrscheinlich gar nicht bemerken, dass ich nicht da bin. Er arbeitet total viel und ansonsten ist er bei Jeff, um ihm bei den Vorbereitungen für seine Ausstellung zu helfen oder sonst irgendwas … du weißt schon.“ Sie errötet ein wenig, dann hellt sich ihre Miene auf. „Aber das ist mir egal, ich habe jetzt nämlich vierundzwanzig neue Freunde hier im Stall!“ Sie schaut Dan an. „Ist es in Ordnung, dass ich Smokey mitgezählt habe? Ich weiß, dass er uns nicht gehört , aber er ist trotzdem ein Freund, oder?“
Dan grinst ihr zu. „Es stört mich nicht, wenn du Smokey mitzählst, aber ich bin ein bisschen beleidigt, weil du keinen deiner neuen menschlichen Freunde dazugerechnet hast.“ Er schaut zu Robyn hinüber, die traurig den Kopf schüttelt.
Tat macht große Augen. „Aber natürlich zähle ich euch mit! Also … neunundzwanzig neue Freunde! Wer braucht da einen dummen großen Bruder?“ Sie macht sich gut gelaunt daran, Robyn beim nach draußen Bringen der Pferde zur Hand zu gehen und Dan denkt an seine eigene Jugend zurück. Er vermutet, dass die Tatsache, dass sie so über ihren Bruder reden und Witze machen kann wahrscheinlich bedeutet, dass sie ein ziemlich gutes Verhältnis zu ihm hat, auch wenn sich Evan manchmal Sorgen macht.
Ein paar Stunden später befinden sie sich beide auf dem Dressurplatz, Dan auf Chaucer, Tatiana auf Sunshine. Die Arbeit mit Chaucer funktioniert fast automatisch, da er nur Übergänge übt und versucht, das Pferd dazu zu bringen, aufmerksam zu sein, also kann er einen Teil seiner Aufmerksamkeit darauf verwenden, Tatiana zu korrigieren. Um beides gleichzeitig zu machen, muss er sich dann aber doch ziemlich konzentrieren und bemerkt ihre Zuschauer erst, als Tatiana es tut und ihnen zuwinkt. Dan schaut auf und sieht Jeff und Evan an der Umzäunung stehen.
Tat trabt zum Zaun, um von Sunshine zu schwärmen und bietet Jeff an, ihm zu zeigen, was sie kann. Jeff nickt und sieht ihr zu und Dan fühlt sich plötzlich zu dem Tag zurückversetzt, an dem er die drei kennengelernt hatte – eigentlich erst vor kurzer Zeit, aber irgendwie doch in einem ganz anderen Leben. Über alles nachzudenken, was sich seitdem verändert hat, bringt ihn ein bisschen aus dem Gleichgewicht und er beschließt, dass Chaucer für heute genug getan hat. Vielleicht sollte er als nächstes Monty nehmen. Er ist schwierig genug, um Dans Gedanken keine Gelegenheit zum Abschweifen zu bieten.
Dan reitet Chaucer am hinteren Ende des Platzes trocken, während Tatiana Sunshine vorführt und als sie dann anhält und anfängt, sich zu unterhalten, lenkt er Chaucer auf den Ausgang zu, in dessen Nähe die anderen stehen. Er bemerkt eine Spannung zwischen den dreien, die er bisher noch nie gesehen hat, also winkt er nur kurz und springt vom Pferd, um das Tor zu öffnen, in der Hoffnung, sie nicht zu unterbrechen. Aber es ist ihm nicht vergönnt.
„Dan!“ Tatiana klingt aufgebracht. „Dan, Evan und Jeff können doch heute im Stall bleiben, oder? Sie wären doch nicht im Weg?“
Dan versteht nicht, was sich hier abspielt. „Ähm, ich denke schon?“
„Siehst du“, faucht Tatiana ihren Bruder an. „Wenn du keine Zeit mit mir verbringen willst, ist mir das recht. Aber spar dir die Ausreden. Ich bin nicht blöd.“
Evan versucht, sie zu beruhigen. „Tat, wir haben nie gesagt, dass wir keine Zeit mit dir verbringen wollen. Wir dachten nur, du würdest vielleicht lieber etwas anderes machen, zum Beispiel shoppen gehen, oder … was auch immer du willst.“
Dan hört das
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