Sturmrappe — Der Außenseiter (German Edition)
damit fertig war und um ihn von jemandem beurteilen zu lassen.
Jeff schaut hoch, sieht, dass Dan auf die Zettel starrt und sagt: „Die hab ich auf dem Tisch gefunden und dachte, ich schau mal drüber …“ Er verstummt, als er Dans starren Gesichtsausdruck bemerkt uns senkt langsam die Blätter. „Ich kann sie wieder zurücklegen, wenn ich dir irgendwie zu nahe trete.“
„Nein, kein Problem.“ Dan versucht, ein professionelles Lächeln aufzusetzen. „Aber es ist eben erst ein Entwurf … ich meine, wir stoßen mitten in der Saison dazu …“ Evan hat den Kopf gehoben, wohl um das Gespräch zu verfolgen und Dan wendet sich ihm ein wenig zu. „Wir haben darüber gesprochen, erinnerst du dich? Dass wir dieses Jahr nur ein bisschen die Turnierlandschaft erkunden können. Wenn wir so spät einsteigen, können wir sowieso keine großen Meisterschaften mehr gewinnen, also wäre es am sinnvollsten, uns einfach ein bisschen umzusehen, zu schauen, was es alles gibt?“ Dan kann Evans Verwirrung von seinem Gesicht ablesen und weiß, dass sie mehr mit seinem Tonfall, als mit seinen Worten zu tun hat. Fuck! Profis benehmen sich nicht so. Profis sind nicht unsicher. Sie sind selbstbewusst und drehen nicht gleich durch, wenn jemand sich ein paar Zettel ansieht!
Evan zuckt gelassen die Schultern. „Ja, Mann, ich erinnere mich. Das ist in Ordnung.“ Er wendet sich an Jeff: „Oder, Jeff?“
„Ja, kein Problem.“ Er hält Dan die Zettel hin. „Ich wollte dir gerade sagen, dass es wirklich gut aussieht. Es scheint, als hättest du alle wichtigen Turniere eingeplant und ein paar interessante kleinere.“
Dan nickt, aber geht nicht auf Jeff zu, um die Blätter entgegenzunehmen. „Ja, okay, danke.“ Er betrachtet die drei, die gerade noch so friedlich gewirkt hatten, und weiß, dass er nur alles kaputtmachen wird, wenn er hierbleibt. Er sieht, dass Evan Jeff schon Blicke zuwirft, als warte er auf ein Signal, dass Dan ein gefährlicher Geisteskranker ist und nicht nur furchtbar unbeholfen. „Ihr kommt hier doch zurecht oder? Ich dachte, ich mache vielleicht eine Mittagspause, wenn ihr nichts dagegen habt.“
Tat sieht enttäuscht aus. „Schon? Es ist doch erst elf? Ich dachte, wir würden noch springen. Du hast gesagt, ich könnte Kip reiten.“ Sie unterbricht sich und Dan kann erkennen, dass sie versucht, vernünftiger und weniger verwöhnt zu klingen. „Ich meine, kommst du nach der Mittagspause wieder? Wir könnten es ja dann machen, wenn dir das lieber ist.“
Dan hat wenig Lust, den Rest des Nachmittags damit zu verbringen, die schlechte Meinung seines Arbeitgebers über ihn noch zu bekräftigen, aber er möchte es auch nicht so aussehen lassen, als würde er sich vor seiner Arbeit drücken oder ein Versprechen gegenüber Tatiana brechen. „Naja, wenn Jeff hierbleibt, könnte er dir doch Unterricht auf Kip geben. Er kann sowieso besser den Reiter korrigieren als ich. Und du brauchst schließlich keine zwei Lehrer gleichzeitig.“
Evan mischt sich ein: „Dan ist nicht dein Sklave, Tat. Er darf sich auch mal freinehmen.“ Er wendet sich an Dan. „Tatiana hat erzählt, was ihr diese Woche alles gemacht habt. Hattest du überhaupt schon einen freien Tag, seit du hier angekommen bist?“
Dan zuckt die Schultern. „Ich bin gerne bei den Pferden, also muss ich mir nicht viel freinehmen. Ich würde sowieso nur im Haus rumsitzen und mir wünschen, ich wäre hier.“ Er hält inne. „Aber heute habe ich einiges zu tun. Wäsche und … Sachen … im Haus.“ Er kämpft weiter: „Einkäufe? Und … Besorgungen.“ Geschafft.
Evan mustert ihn zweifelnd. „Okay. Ähm, kommst du überhaupt mal raus? Ich meine, hast du Spaß?“
Das geht Evan nichts an, aber Dan sieht keinen Weg, ihm das höflich mitzuteilen. „Ich komme schon zurecht, danke.“ Er dreht sich zu Jeff um. „Ist es okay, wenn du heute mit Tat arbeitest?“ Jeff nickt, aber fixiert wie immer einen Punkt über Dans Schulter. „Und Tat, du kannst doch mit Jeff reiten, oder? Wir beide haben noch den ganzen Sommer.“ Er lächelt und sie schmollt noch einen Moment weiter und erwidert dann das Lächeln.
„Können wir dafür auf die Geländestrecke gehen?“, feilscht sie. „Vielleicht morgen?“
Dan nickt mit einem Grinsen. „Ja, das klingt fair. Gleich morgens, bevor es zu warm wird?“ Sie lächelt ihm zu und Dan verlässt den Stall und macht sich auf den Weg zum Gästehaus. Er hat schon den halben Weg zum Tor zurückgelegt, als er hinter sich
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