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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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geben.
    Mara registrierte die aggressive Stimmung, die von den Verbrechern Besitz ergriffen hatte, eine Mischung aus Panik und Unruhe, die dazu führte, dass sie sich gegenseitig ans Leder wollten. Dafür musste es einen Grund geben, irgendetwas Unvorhergesehenes musste passiert sein. Sie richtete sich auf und erhaschte einen Blick nach draußen. Wenn sie sich nicht täuschte, raste der Wagen kreuz und quer über das Gelände von Smertins Schlachthof.
    »Fahr noch mal zurück!«, wies Tom den Mann am Steuer an. »Wir müssen das Flugzeug übersehen haben. Victor haut doch nicht ohne uns ab. Und auf keinen Fall verschwindet er ohne das Koks!«
    »Zurückfahren?«, widersprach der Beifahrer. »Zeitverschwendung. Da ist kein Flugzeug, so was übersieht man nicht. Nicht auf einer platten Wiese.«
    »Pjotr hat recht. Wir sollten zusehen, dass wir uns um das Gift in unseren Eingeweiden kümmern …«
    Tom fuhr wütend dazwischen. »Das war kein verdammter Vorschlag, sondern ein Befehl! Und jetzt wende die Scheißkarre und lass uns auf der Scheiß-Wiese nachsehen, wo das Scheiß-Flugzeug abgeblieben ist!«
    Mara war schockiert, Tom so fluchen zu hören. In der gesamten Zeit ihres Zusammenseins war ihm nicht ein einziges unflätiges Wort über die Lippen gekommen, er hatte sich stets wie ein perfekter Kavalier verhalten, so perfekt, dass es ihr schon fast unnatürlich vorgekommen war. Heuchler!
    Wieder riss der Fahrer das Lenkrad mit solcher Vehemenz herum, dass die vier Mühe hatten, nicht von den Beinen geholt zu werden. Mara schmeckte Magensäure im Mund, schaffte es jedoch irgendwie, sich nicht zu erbrechen. Wenn doch wenigstens ihr Kopf nicht so wehgetan hätte!
    Der Untergrund wechselte zu Schotter oder etwas Ähnlichem, denn der Wagen fing plötzlich an zu klappern, als stünde er kurz davor auseinanderzubrechen.
    »Und jetzt? Hier ist nichts. Kein Flugzeug. Wie ich gesagt habe.«
    »Was ist das da?«, fragte der Mann auf dem Beifahrersitz und deutete nach vorn. Kippling hatte den Kerl vorhin Pjotr genannt, demnach musste es sich um Petrow handeln.
    »Was ist was?«, schnauzte Tom.
    »Das da! Die Reifenspuren dort im Gras. Da ist ein Flugzeug entlanggerollt, wie mir scheint.«
    Der Wagen wurde abrupt zum Stehen gebracht, begleitet von einem neuen Dutzend ordinärer Flüche. Dann folgte kollektives Starren.
    »Quatsch«, blaffte der Fahrer nach einer Weile. »Das sind unsere eigenen Spuren von vorhin.«
    »Unmöglich. Dafür ist der Radstand zu eng.«
    »Der ist doch nicht eng. Bist du blind?«
    Und wieder wurde geschimpft und geflucht, und als das zur Genüge geschehen war, ging man dazu über, wüste Beleidigungen auszutauschen.
    Tom beendete das Gezeter mit einem Ausbruch, der sogar noch heftiger war als der vorherige. »Okay«, schloss er, »hier ist tatsächlich kein Flugzeug und basta. Ich schätze, wir müssen uns an den Gedanken gewöhnen, dass Victor ohne uns die Kurve gekratzt hat.«
    Die anderen murmelten, schüttelten die Köpfe, ballten die Fäuste. Kippling kaute an den Fingernägeln.
    »Ihr wisst, dass Victor ein gieriges Schwein ist«, fuhr Tom fort. »Ohne den Schnee würde er niemals abhauen, wenn es nicht unbedingt sein müsste. Das wiederum kann nur eins bedeuten …«
    »Der Streifenwagen, den wir vorhin gesehen haben, war doch nicht zufällig hier?« Kippling sprach aus, was alle dachten, und obwohl er seine Worte wie eine Frage formulierte, waren sie eine Feststellung.
    »Und jetzt?«, fragte der Kerl, der sich vorhin übergeben hatte. Er klang fast weinerlich.
    Tom lachte, halb verärgert, halb kämpferisch. »Na, was wohl? Wir haben Koks im Wert von 400 Millionen in der Karre. Und wir haben das hier!« Er griff sich eins der Sturmgewehre. »Wir fahren jetzt in die Stadt und suchen uns ein Krankenhaus. Und mit dem hier«, wieder hob er das Sturmgewehr an, »werden wir dafür sorgen, dass wir eine schnelle und kompetente medizinische Versorgung erhalten. Ohne dumme Fragen, versteht sich. Danach tauchen wir unter und denken in aller Ruhe nach. Eigentlich sollte jeder von uns eine Million kassieren, doch jetzt haben wir insgesamt vierhundert. Ich bin nicht so weit gekommen, um an diesem Punkt aufzugeben.« Er ballte die freie Hand zur Faust. »Wer mir jetzt noch in die Quere kommt, wird umgelegt.«
    Mara betete ein leises Vaterunser, während Kippling begeistert Beifall klatschte. »Ich bin dabei!«, rief er.
    Die Übrigen taten gleichfalls ihre Entschlossenheit kund.
    Der Fahrer brachte sie mit

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