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Sturms Jagd

Titel: Sturms Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Quandt
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blutender Strasser dahinter, Smertin bildete den Schluss. Er drückte seinem Feind die Pistole ins Kreuz, während er in der freien Hand den Zünder hielt und den Arm unablässig kreisen ließ.
    Die Fahnder mussten dem Abgang tatenlos zusehen.
    »Was ist passiert?«, meldete sich der Kommandoführer der Scharfschützen per Funk, als die Flüchtigen bereits die Hälfte der Strecke geschafft hatten. »Das Schussfeld ist frei. Wir können Smertin und den Einäugigen ausschalten.«
    Hauptkommissar Heinemann, der Fahnder mit dem Spitzbart, verweigerte die Schussfreigabe. Er fasste das Dilemma treffend zusammen: »Wenn Smertin stirbt, fliegt er in die Luft, und dann ist Strasser ebenfalls tot. Wenn wir ihm die Beine wegschießen, knallt er ihn ab. Wie wir es auch angehen, wir kommen nicht an ihn heran, ohne Strasser zu opfern. Aber ich kann nicht verantworten, einen Unschuldigen über die Klinge springen zu lassen …«
    »Unschuldig?«, spottete jemand.
    »Er stirbt sowieso«, warf ein anderer ein. »Smertin hasst ihn wie die Pest. Er wird ihm Fürchterliches antun, bevor er ihm den Gnadenschuss gibt. Dann lieber kurz und schmerzlos. So tun wir ihm letzten Endes sogar noch einen Gefallen.«
    »Erklärst du das hinterher dem Richter?«
    »Drauf gepfiffen! Wenn die beiden Scheißkerle in das Flugzeug steigen, sehen wir sie nie wieder.«
    »Stimmt. Es ist zum Durchdrehen!«
    Hauptkommissar Steiner, der ältere der beiden Kommissare, der mit dem sorgfältig gekämmten Seitenscheitel, ermahnte seine Leute zur Ruhe. Er war der Einsatzleiter, und bei ihm lag die endgültige Entscheidung. Es war ihm anzusehen, dass er einen inneren Kampf ausfocht.
    »Wir könnten Smertin eine Kugel ins Rückgrat jagen«, erklang die Stimme des Kommandoführers der Scharfschützen erneut aus dem Funkgerät. »Mit etwas Glück wird er auf der Stelle ohnmächtig und kann den Zünder nicht mehr betätigen.«
    Die Flüchtigen waren noch rund dreißig Meter vom rettenden Flugzeug entfernt. Steiner riss Heinemann das Funkgerät aus der Hand. »Was heißt mit etwas Glück ? Wird er ohnmächtig oder nicht? Wie groß ist die Wahrscheinlichkeit?«
    »Schwer zu sagen …«
    »Ich will es aber wissen, verdammt! Wie groß ist die verdammte Wahrscheinlichkeit?«
    Es knackte im Funkgerät, der Kommandoführer zögerte. »Fünfzig Prozent. Vielleicht weniger.«
    Steiner beschattete die Augen mit der Hand und spähte in Richtung Cessna. Die Motoren liefen, der Pilot war startbereit.
    Stalin, immer noch an der Spitze marschierend, hatte das Flugzeug fast erreicht, Strasser und Smertin waren etwas zurückgefallen. Die vier Handlanger hatten sich längst aus dem Staub gemacht. Steiner tat einen tiefen Atemzug. »Feuer frei! Ich wiederhole: Feuer frei!«
    Was dann geschah, war nicht einkalkuliert.
    Während alle wie gebannt auf die Schüsse warteten, stieß der Hubschrauber vom Himmel wie ein Raubvogel auf der Jagd.
    »Was macht der Hornochse da?«, schrie Heinemann.
    Gemeint war zweifellos der Pilot, der ohne Anweisung handelte. Er ging ganz tief herunter und brachte den Helikopter zwischen die Cessna und die Flüchtigen. Wie eine aggressive Wespe schwirrte er herum, setzte mit den Kufen auf der Wiese auf, schleuderte Erde empor, hob wieder ab, hielt auf die Verbrecher zu, versuchte, sie vom Flugzeug wegzutreiben. Der Rotor sorgte für eine gewaltige Staubwolke und für Krach und Aufregung.
    Steiner brüllte in das Funkgerät. »Falke IV für Greifer! Hören Sie sofort auf damit! Verschwinden Sie! Hören Sie mich? Sie sollen verschwinden!«
    »Keine Chance«, rief Heinemann. »Sein Funk ist auf den Kanal der Luftüberwachung eingestellt.«
    »Und wie ist der verdammte Kanal der verdammten Luftüberwachung?«
    Allgemeines Schulterzucken.
    »Wenn Smertin den Zünder betätigt …«
    »Macht er nicht! Nicht jetzt, da er es fast geschafft hat.«
    Die aggressive Wespe griff derweil weiter an, die Flüchtigen wurden noch ein Stück von der Cessna weggetrieben. Smertin nahm die gläserne Kanzel des Hubschraubers unter Beschuss, der ihm den Weg versperrte. Das wirkte, augenblicklich machte der Quälgeist einen Satz noch oben.
    Und dann flog Smertins Sonnenbrille davon.
    Die Fahnder konnten es von weitem nicht erkennen, doch was sie sehr wohl sahen, war, dass der Russe plötzlich wie angewurzelt stehen blieb und sich nicht mehr rührte. Dann ging er in die Knie und tastete auf dem Boden herum. Strasser nutzte die Gunst des Augenblicks und trat seinem Kontrahenten mit voller

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