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Sturmtief

Titel: Sturmtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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in der er den Fotoapparat und
das Bild trug, und versuchte den Angreifer mit dem Ellenbogen abzuwehren, aber
der wich aus und drehte sich vor Lüder wie ein tänzelnder Boxer in die andere
Richtung.
    »Endlich hab ich dich erwischt.« Es klang wie das
Zischen einer Natter. In den Augen des Mannes funkelte es böse.
    »Was soll das?«, fragte Lüder mit scharfer Stimme. Für
einen Moment überlegte er, ob er dem Angreifer das Knie in den Unterleib rammen
sollte. Der Mann krallte sich immer noch an Lüders Kragen fest, hatte aber
aufgehört, Lüder zu schütteln.
    »So siehst du also aus. Pfui.«
    Lüder hätte sich nicht gewundert, wenn der Fremde ihn
angespien hätte. Er versuchte, sich durch eine Drehung von seinem Widersacher
zu befreien. Aber der Mann schien durchtrainiert zu sein. Er ließ sich nicht
ohne Weiteres abschütteln.
    »Lassen Sie mich sofort los.« Lüder hatte die Augen
zusammengekniffen, seinen Kopf gesenkt und sich dem Gesicht des anderen
genähert. Er war durch die Dinge, die er aus Hannah Eisenbergs Wohnung
mitgenommen hatte, in seinen Bewegungen eingeschränkt und konnte seine Hände
nicht benutzen. Mit einem Ruck versuchte er sich zu befreien, doch der Fremde
reagierte schnell. Sofort verschärfte er den Druck an Lüders Kragen und zog die
Kleidung am Hals so zusammen, dass es Lüder eng wurde. Jetzt reichte es.
    Lüder setzte seinen Fuß vor und versuchte, den seines
Gegners zu erwischen. Er wollte sich auf dessen Schuh stellen und Druck
ausüben. Aber der Mann schien das geahnt zu haben und bewegte sich wie eine
Katze aus der Reichweite. Es war eine schnelle und unvorhersehbare Bewegung.
Dabei zog er Lüder ein Stück zu sich herab, während sein angewinkeltes Bein
stehen blieb. Lüder strauchelte und taumelte gegen den Mann, der das als
Angriff aufzufassen schien, Lüders Kragen blitzschnell losließ und Lüder einen
Stoß gegen den rechten Oberarm und die Brustseite versetzte.
    Der Schlag zeigte keine körperliche Wirkung, ging aber
gegen das Notebook, das Lüder aus der Hand rutschte und zu Boden fiel. Durch
den Schwung stolperte der Mann nach vorn, stieß mit der Fußspitze gegen das
Notebook, versuchte das Gleichgewicht zu halten, machte einen Schritt vorwärts
und landete auf dem Gehäuse.
    Das hässliche Knacken berstenden Kunststoffs ließ
beide Kontrahenten innehalten. Im Bemühen, dem Hindernis auszuweichen, landete
die Hacke des Mannes erneut auf dem Rechner, und als der Gegner von Lüder
abließ und sich wegdrehen wollte, bewegte er seinen Fuß, auf dem sein ganzes
Gewicht lastete, kreisförmig über dem Computer. Es sah aus, als würde er unter
seiner Sohle eine glühende Zigarettenkippe ausdrücken wollen.
    Lüder griff seinerseits zum Kragen des Mannes, packte
die Jacke, führte eine halbe Drehung aus, dass der Widersacher nach Luft
schnappte, und zog den Mann zu sich heran.
    »Sind Sie total übergeschnappt?«, fragte er. »Was
fällt Ihnen ein, mich anzugreifen?«
    Der Mann japste nach Luft. Lüder war erstaunt, dass er
seine Hände nicht zur Gegenwehr einsetzte. In diesem Fall hätte Lüder Bild und
Kamera fallen lassen und den Angriff abgewehrt.
    Stattdessen stampfte der Gegner zweimal mit dem Fuß
auf den Boden, so als würde er eine Kampfsportart ausüben und als Unterlegener
zum Zeichen der Aufgabe auf die Matte klopfen.
    »Sind Sie jetzt ruhig?« Nachdem sein Widersacher nicht
reagierte, drehte Lüder den Kragen ein wenig fester zu, sodass der andere
mühsam nickte. Dann lockerte Lüder seinen Griff, ohne ganz abzulassen.
    »Was sollte das?«, fragte Lüder.
    »Das fragen Sie? Mensch, ich bin stinksauer. Wer lässt
sich schon gern am Nasenring durch die Arena führen.«
    Lüder ließ ganz von dem Mann ab und betrachtete ihn
eingehender. Der dunkle Teint, die scharf geschnittenen Gesichtszüge und die
dunklen Augen unter den dichten Brauen deuteten auf eine südeuropäische
Herkunft hin. Dafür sprachen auch die gelockten dunklen Haare, in denen ein
paar graue Strähnen vorwitzig durchschimmerten. Die gepflegten Hände waren
kräftig.
    »Ich fürchte, hier liegt ein Missverständnis vor«,
sagte Lüder und bemühte sich, seiner Stimme einen ruhigen Klang zu geben.
    »Pah. Missverständnis. Ich habe Sie genau beobachtet.
Sie sind in die Wohnung und haben sich diese Dinge da«, dabei zeigte der Mann
auf die Kamera und das Bild, dann auf die Trümmer des Notebooks auf dem Boden,
»herausgeholt.«
    Lüder hatte seine Aufmerksamkeit auf die Aussprache
des Mannes gerichtet. Da

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