Sturmtief
erklärte: »Der Angriffstrupp hat
nichts weiter finden können. Wir haben die Rauchabgasanlage installiert. Das
kleine Feuer war schon durch die Werksfeuerwehr gelöscht.« Der Mann sah von
Sohl an. »Ihre Jungs leisten gute Arbeit.«
Der Kraftwerksleiter ignorierte das Kompliment.
»Können Sie schon etwas über die Ursache sagen?«, fragte er.
Der Feuerwehrmann schüttelte den Kopf. »Nicht viel. Da
muss eine Pumpe gewesen sein. Sieht fast so aus, als wäre sie explodiert.«
»Davon kann aber keine Rauchentwicklung entstehen, die
man so weit sieht«, mischte sich Lüder ein.
Der Brandschützer sah ihn an. Was wollen Sie denn?,
verhieß der Blick. Dann wandte er sich von Sohl zu.
»Dr. Lüders von der Kriminalpolizei«, erklärte der
Kraftwerksleiter.
Der Feuerwehrmann nickte verstehend. »Das ging aber
fix«, sagte er. »Kommen Sie mal mit.«
Lüder folgte ihm. Sie blieben vor einer Feuerschutztür
stehen. Der Brandschützer zeigte auf ein merkwürdig aussehendes Teil, das
Ähnlichkeiten mit einem Rohr aufwies. Es war am oberen Ende wie ein zerplatzter
Kanonenschlag aufgepilzt.
Lüder sah es sich an, konnte aber nicht erkennen, um
was es sich handelte. Das wäre eine Aufgabe für die Kriminaltechniker.
»Eine Bombe?«, fragte der Feuerwehrmann und versuchte
in Lüders Mimik zu lesen.
»Kaum«, erwiderte der. »Jedenfalls keine mit großer
Sprengwirkung. Das hätte andere Wirkung gezeigt.«
Der Brandschützer wiegte nachdenklich seinen Kopf.
»Merkwürdig«, sagte er. »Es hat nur ein wenig geglimmt. Kein richtiger Brand.
Dafür hat es aber eine gewaltige Rauchentwicklung gegeben. Wir waren
erschrocken, als wir eintrafen. Das war senf- bis ockergelb. Es sah richtig
giftig aus. Wir sind unter Atemschutz vorgedrungen. Die Kameraden der Werksfeuerwehr
übrigens auch. Natürlich waren die vor uns hier.«
Lüder warf einen weiteren Blick auf das versengte
Teil. Im Unterschied zu Fernsehdetektiven, die auf allen Sachgebieten Experten
waren, überließ er solche Dinge lieber den Fachleuten. Er war sich nicht
sicher, aber nach der Schilderung der Umstände und dem, was er sah, konnte es
sich um eine modifizierte Rauchbombe handeln, die beim Militär oder in der
Schifffahrt Verwendung finden.
Ein forsch auftretender Mann in einer Blousonjacke
schob sich zwischen Lüder und den Feuerwehrmann.
»Sie sind der Einsatzleiter?«, fragte er. Dann sah er
Lüder an. »Und Sie?«
»Wer sind Sie?«, antwortete Lüder mit einer
Gegenfrage.
»Kripo«, sagte der Mann.
»Auch.«
»Was, auch?«
»Ich bin auch von der Kripo.«
»Ihren Ausweis.« Der forsche Beamte hielt Lüder
auffordernd seine offene Handfläche hin.
Lüder zeigte seinen Dienstausweis. Er hielt ihn
allerdings vor die Nase des Mannes.
»Oh. Entschuldigung, Herr Kriminalrat.« Es hätte nicht
viel gefehlt, dann hätte sich der Beamte verbeugt. » KOK Thiemann«, stellte er sich vor. »Von der Außenstelle
Geesthacht.«
Lüder spitzte die Lippen. KOK – Kriminaloberkommissar. Die Kriminalpolizeiaußenstelle,
wie es umständlich hieß, gehörte zur Kriminalpolizeistelle Bad Oldesloe, die
wiederum der Polizeidirektion Ratzeburg angegliedert war. Lüder ging nicht
näher auf die nassforsche Art Thiemanns ein. Die Dienststellen im Lande waren
notorisch unterbesetzt, und gerade an den kleineren Standorten mussten sich die
Mitarbeiter mit zahlreichen unterschiedlichen Delikten auseinandersetzen. Es
waren zum großen Teil Generalisten, keine für spezielle Tatbestände geschulten
Experten.
»Übernehmen Sie, Herr Dr. Lüders?«, fragte Thiemann
vorsichtig.
Lüder winkte ab. »Leiten Sie alles in die Wege. Und
informieren Sie das Dezernat 43 im LKA «,
wies er an. Nach Thiemanns fragendem Blick ergänzte Lüder: »Die
naturwissenschaftliche Kriminaltechnik. Die sollen einen Experten für Brand-
und Explosionsdelikte schicken. Vergessen Sie nicht, die Spurensicherung der
Bezirkskriminalinspektion aus Lübeck anzufordern.«
Thiemann nickte eilfertig, während der Einsatzleiter
der Feuerwehr und von Sohl dem kurzen Dialog verwirrt gefolgt waren. Geesthacht
– Bad Oldesloe – Ratzeburg – Lübeck – Kiel. Das Organisationsschema war für
Außenstehende kaum zu durchblicken.
»Falls ich noch Fragen habe«, wandte sich Lüder an den
Einsatzleiter, »würde ich mir gern Ihren Namen notieren.«
Der Mann hieß Klaus Möller und wohnte im benachbarten
Grünhof-Tesperhude. Im Zivilberuf war er Schornsteinfegermeister und stand seit
zwei Jahren der freiwilligen
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