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Sturmtief

Titel: Sturmtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Bürgerinitiative sowie seiner Haltung
gegenüber Atomkraftwerken.
    Lüder und Große Jäger verwickelten ihn in eine rege
Diskussion, in der sich Völlering immer mehr ereiferte.
    »Welche energiepolitische Alternative schlagen Sie
vor?«, fragte Große Jäger scheinbar arglos.
    »Erneuerbare Energien«, sprudelte es aus Völlering
heraus. »Da kenne ich mich aus. Ich werde groß einsteigen in die Finanzierung
von Windanlagen.«
    »Mit Ihren russischen Geldgebern«, ließ Lüder fast
beiläufig einfließen.
    »Richtig. Da steckt viel Kapital dahinter.« Völlering
zwinkerte vor Begeisterung mit dem Auge und rieb Daumen und Zeigefinger
gegeneinander, als würde er Geld zählen.
    »Die investieren doch nicht nur in die Windenergie«,
warf Lüder ein.
    »Das macht ein Schwesterunternehmen. Ich meine, das
Gasgeschäft. Was glauben Sie, wenn es richtig losgeht mit dem Russengas. Dann
brauchen wir keinen Atomstrom mehr.«
    »Dafür bereiten Sie das Feld vor?«, fragte Lüder.
    Völlering war in seinem Element. »Ich habe als einer
der Ersten den Fuß in der Tür. Nicht auf dem Level, auf dem unser Exkanzler
Schröder eingestiegen ist.« Langsam bekam der Mann glänzende Augen. Er schien
vergessen zu haben, dass er auf einer Polizeidirektion saß.
    »Man hört, dass die Russen schwierige Geschäftspartner
sind. Sehr verschlossen und unbeweglich.«
    »Das trifft nicht zu«, protestierte Völlering. »Wenn
man denen etwas vorschlägt, dann prüfen die es und sind dann zuverlässige
Partner.«
    Große Jäger kritzelte etwas in sein Notizbuch. »Die
lassen Sie nicht allein?«, fragte er leise. Es wirkte fast uninteressiert.
    »Nein. Bestimmt nicht.«
    »Die haben Ihnen bei der Sache in Krümmel geholfen,
zum Beispiel bei der Technik. Von denen haben Sie auch die Rauchbombe.«
    »Genau«, stimmte Völlering begeistert zu.
    Die beiden Polizeibeamten tauschten einen schnellen
Blick aus. Dann herrschte betretenes Schweigen im Raum. Völlering sah zunächst
ratlos Große Jäger, dann Lüder an. Plötzlich schlug er sich mit der flachen
Hand an die Stirn.
    »Verflucht«, schimpfte er.
    Große Jäger ließ seinen Kugelschreiber demonstrativ
aus Schulterhöhe auf die Schreibtischplatte fallen.
    »Kaffee?«, fragte er in die Runde. Nachdem Lüder und
Völlering genickt hatten, brühte er erneut einen Instantkaffee auf. Dann
notierte er sich Name und Anschrift eines russischen Exportunternehmens aus
Hamburg.
    »So einfach ist es, dort etwas hochgehen zu lassen.
Trotz schwerster Bewachung. Ich wollte das beweisen«, versuchte Völlering sein
Handeln zu erklären. »Was könnten erst Terroristen anrichten? Man wird mir noch
einmal dankbar sein, dass ich diese Schwachstelle aufgezeigt habe. Jawohl!
Dankbar sein«, fügte er wie in Trance an.
    »Ich vermute, Sie haben für Geld die Ideale der
Bürgerbewegung verkauft«, warf ihm Lüder vor. »Den Konkurrenten der
Atomkraftwerke kann es nur recht sein, wenn diese weiterhin in einem schlechten
Licht stehen. Das ist gut für das eigene Geschäft.«
    »So ein Blödsinn«, schimpfte Völlering. »Ich bin doch
nicht käuflich.«
    »Ihre sogenannten Geschäftspartner haben das so
geschickt eingefädelt, dass Sie es nicht einmal gemerkt haben«, erklärte ihm
Große Jäger.
    Völlering sah den Oberkommissar aus großen Augen an.
Er wirkte wie ein Kind, dem eine unverhoffte Weihnachtsüberraschung präsentiert
wird.
    Die Ermittlungen zu diesem Vorfall waren damit
abgeschlossen. Woher, fragte sich Lüder, als er an die Ostküste zurückfuhr,
haben sowohl der Betriebsleiter des Atomkraftwerks wie auch der Kinderarzt Dr.
Feldkamp von Völlerings Kontakten zur russischen Gasmafia gewusst?
    Vom Auto aus wählte Lüder einen Anschluss an, den er
sich erst aus dem Organizer seines Handys heraussuchen musste.
    »Ja, hallo, was’n los?«, meldete sich eine
verschlafene Stimme, der deutlich der exzessive Alkoholkonsum der vergangenen
Nacht anzuhören war.
    »Hallo, Dittert. Hier ist Dr. Lüders vom LKA .«
    »Mensch, Lüders, was soll der Scheiß? Mitten in der
Nacht.«
    »Dittert! Wann begreift Ihr vernebeltes Gehirn es
endlich, dass es ›Herr Dr. Lüders‹ heißt, wenn Sie mit mir sprechen?«
    »Wenn Sie mich zudröhnen wollen, dann ein anderes
Mal.«
    »Ich habe eine Story für Sie.«
    »Ach, hören Sie doch auf. Von Ihnen habe ich noch nie
etwas gehört. Nicht einmal einen Furz.«
    »Das ist Ihr Metier, Dittert, die Welt mit einer übel
riechenden braunen Masse zu überziehen.«
    »Haben Sie mich

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