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Sturmtief

Titel: Sturmtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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schon eine Weile zurückliegen. Genau
genommen war das 1986.«
    Der Wehrführer sah Lüder eine Weile nachdenklich an.
»Da habe ich von gehört. Das war aber vor meiner Zeit. Ich bin erst 1987 in die
Jugendfeuerwehr eingetreten.«
    »Gibt es noch Kameraden bei Ihnen, die damals dabei
waren?«
    Möller machte eine Schnute. »Das ist über zwei
Jahrzehnte her.« Dann kratzte er sich nachdenklich am Kopf. »Wer könnte das
gewesen sein? Herbert?« Er streckte dabei den Daumen in die Luft. »Hinrich? Der
alte Kruse? Vielleicht noch zwei, drei andere.« Während er die Namen aufzählte,
streckte er jeweils einen weiteren Finger in die Luft, bis er eine gespreizte
Hand vor sich hielt. »Höchstens«, schob er hinterher.
    »Wer war Ihr Vorgänger?«
    »Paule Quernstedt. Aber der wohnte damals noch nicht
hier. Paule hat das ziemlich lange gemacht. Und davor war Peter Hertz.« Möller
nickte zur Bestätigung. »Der könnte 1986 Wehrführer gewesen sein.«
    »Können Sie mir dessen Adresse geben?«
    »Ja. Der liegt auf dem Friedhof. Wir haben Peter vor
zwei Jahren beerdigt. Ich weiß das so genau, weil das eine meiner ersten
Amtshandlungen als Wehrführer war. Böse Sache, damals.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Peter Hertz ist elendig zugrunde gegangen. Der hat
schlimm leiden müssen.«
    In Lüder keimte ein Verdacht auf. »Krebs?«
    Möller nickte stumm.
    »Was für ein Krebs?«
    »Da fragen Sie mich zu viel. Die Familie hat sich
stets in Schweigen gehüllt.«
    »Wo wohnt die?«
    »Keine Ahnung. Die Kinder sind flügge, und Hedda ist
danach weggezogen. Ich weiß nicht, wohin. Es gibt ein paar Gerüchte.«
    »Die würden mich interessieren.«
    »Ich weiß nicht, was dran ist«, sagte Möller und
druckste ein wenig herum. »Ich mach das nicht gern, ich mein, solche Storys zu
erzählen. Aber nicht ganz ein Jahr nach dem angeblichen Zwischenfall 1986 hat
Hertz neu gebaut. Keiner konnte sich das erklären. Sie wissen, dass die Leute
in einem Dorf auf so etwas gucken. Man hat aber wohl gestaunt.«
    »Zu der Zeit haben viele gebaut«, erwiderte Lüder.
    »Schon«, stimmte Möller zu. »Aber das soll wohl etwas
anderes gewesen sein.«
    »Was hat sich 1986 zugetragen?«
    »Ich weiß es nur vom Hörensagen«, schränkte Möller im
Vorhinein ein.
    Lüder ermunterte ihn, trotzdem zu berichten.
    »Im Herbst 1986, ich meine, das muss September gewesen
sein, da wurde rund um Krümmel eine alarmierend hohe Strahlenbelastung
registriert, und zwar gleichzeitig an mehreren Messpunkten.«
    »Was heißt das?«
    »Da muss Radioaktivität ausgetreten sein. Das vermute
ich zumindest«, sagte Möller und zeigte dabei mit beiden Daumen auf seine
Brust. »Das Atomkraftwerk hat immer wieder kategorisch bestritten, dass sich
dort ein Zwischenfall ereignet hat. Außerdem soll es Augenzeugen geben, die angeblich
– ich betone: angeblich! – eine Feuersäule ohne Rauch auf dem Gelände des
direkt benachbarten GKSS -Forschungszentrums
gesehen haben wollen.«
    »Was für eine Feuersäule?«, hakte Lüder nach.
    Möller zog die Schultern in die Höhe. »Keine Ahnung.
Von Berufs wegen verstehe ich etwas von diesen Dingen. Und als
Feuerwehrhäuptling«, dabei lächelte er, »sollte mir das auch vertraut sein.
Aber mit der ziemlich dünnen Aussage ›gelb-bläuliche Feuersäule‹ weiß ich
nichts anzufangen.«
    »Ihren detaillierten Ausführungen entnehme ich, dass
Sie sich mit dem Thema auseinandergesetzt haben«, sagte Lüder. »Haben Sie in
den Protokollen nachgelesen, was sich damals ereignet hat? Oder war Ihre Wehr
nicht involviert?«
    »Doch, schon«, sagte Möller. »Das ist aber nicht die
einzige Merkwürdigkeit. Natürlich gibt es Protokolle über die Einsätze. Die
Sache hat aber einen Haken.«
    »Und? Der wäre?«
    »Die Protokolle sind bei einem Brand in der Feuerwehr
vernichtet worden. Ausgerechnet das Archiv wurde zerstört.«
    »Bitte?«, fragte Lüder erstaunt. »Es hat bei der Feuerwehr gebrannt?«
    »So soll es gewesen sein«, gestand Möller ein. »Und
bevor Sie nachrechnen: Der Brand hat sich kurze Zeit nach dem Einzug vom
damaligen Wehrführer Peter Hertz in sein neues Haus ereignet.«
    »Da muss es doch Ermittlungen gegeben haben? Die
Zusammenhänge müssten doch aufgefallen sein.«
    »Sollte man meinen«, stimmte Peter Möller zu. »Das
Ganze ist ausgesprochen mysteriös. Hinweise auf die beiden Brände im
Forschungszentrum und bei der Feuerwehr findet man angeblich nur im Bericht der
schleswig-holsteinischen Leukämiekommission, deren

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