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Sturmtief

Titel: Sturmtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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nicht.«
    Es klang nicht überzeugend. Außerdem hatte sich der
Mann allein durch seine Formulierung verraten. Ein Unschuldiger hätte gefragt,
um welche Tat es sich handeln würde, da Völlering noch nichts durch die Medien
hatte erfahren können. Nach Lüders Informationen war der Mann am Vorabend gegen
zweiundzwanzig Uhr in Niebüll von zwei Zivilfahndern festgenommen worden.
    Lüder legte Völlering das Bild vor, das Mirkovics Sohn
bei der Übergabe des Sprengsatzes in Bergedorf heimlich aufgenommen hatte. »Wir
haben nicht nur Zeugen, sondern auch handfeste Beweise.«
    Völlering starrte auf das Bild. Dann fuhr er sich mit
der Hand über die Augen, als könne er nicht glauben, was er sah.
    »Woher haben Sie das?«, fragte er resigniert.
    »Wir sind die Polizei«, antwortete Große Jäger. »Hat
es sich noch nicht bis Niebüll herumgesprochen, dass die Polizei im Lande
herumläuft, todsichere Beweise sammelt und bösen Buben den Garaus macht?« Der
Oberkommissar fasste sich mit Daumen und Zeigefinger an die Nasenspitze. »Wir riechen
so etwas.«
    Lüder schenkte Große Jäger einen Seitenblick. Der
Oberkommissar hatte am Morgen nicht geduscht. Und am Vortag wahrscheinlich auch
nicht, überlegte Lüder. Jedenfalls roch Große Jäger nach »Mann«, nach
abgestandenem Rauch und Kneipe. In dieser Aufmachung würde er keinem Parfümeur
als Vorbild dienen.
    »Ich …«, stammelte Völlering. Er sah verschämt auf
seine Fußspitzen und knetete dabei nervös seine Finger, dass es in den Gelenken
knackte. »Es war nicht so gemeint.«
    »Wie, so ?«, hakte Große Jäger nach.
    »Es war doch kein Sprengsatz, sondern nur eine
harmlose Rauchbombe.«
    »Harmlos?«, fragte Lüder. »Haben Sie eine Vorstellung
davon, was Sie ausgelöst haben? Neben der strafrechtlichen Würdigung erwarten
Sie erhebliche Kosten für den Einsatz der Rettungskräfte, abgesehen von
Regressansprüchen der Kraftwerksbetreiber.«
    »Das sollte doch nur eine Mahnung sein. Ein stilles
Aufrütteln.«
    Lüder schüttelte den Kopf. »Ihre Aktion war alles
andere als still. In gewissen Medien wird von einem erneuten schwerwiegenden
Zwischenfall in Krümmel zu lesen sein. Wir kennen die Schlagzeilen: Pannenmeiler. Haben Sie daran gedacht, dass die Richtigstellung des
Sachverhalts in der Skandalpresse nur mit so kleinen Buchstaben erfolgt?« Um
seine Worte anschaulich zu machen, hielt Lüder Völlering Daumen und Zeigefinger
hin, zwischen denen er einen minimalen Spalt frei gelassen hatte.
    »In wessen Auftrag haben Sie gehandelt?«
    »In wessen Auftrag!« Völlering schien trotzig
reagieren zu wollen.
    »Sie haben die Rauchbombe nicht selbst gebastelt.
Irgendwer hat sich um die Technik gekümmert. Wer ist der Urheber dieser Aktion?
Ist das eine Gemeinschaftsaktion eines Kreises von Aktivisten innerhalb der
Bürgerinitiative?«
    »Gott bewahre«, entfuhr es Völlering. »Die hat nichts
damit zu tun. Die Aktion gegen die CO 2 -Einlagerung
ist überparteilich und ohne jeden Gedanken an Gewaltanwendungen.«
    »Sie geben zu, dass Sie Gewalt angewandt haben?«
    »Das war doch keine Gewalt. Ich wollte nur ein Zeichen
setzen.«
    »Mit fatalen Konsequenzen«, stellte Lüder fest.
    Große Jäger hatte seinen zerfledderten Taschenkalender
aus der Gesäßtasche seiner schmuddeligen Jeans gezogen. Das Buch stammte aus
einem Jahr Ende des vorherigen Jahrhunderts. Wichtige Einträge hatte er noch
nie vorgenommen, aber festgestellt, dass allein die Tatsache, dass in einem
solchen Buch etwas »amtlich festgehalten« wird, Eindruck machte.
    »Ich nehme jetzt Ihre Personalien auf«, begann Große
Jäger.
    »Das habe ich doch gestern schon alles angegeben«,
protestierte Völlering.
    »Mag sein«, blieb der Oberkommissar hartnäckig. »Das
war bei der Schutzpolizei. Hier sind Sie bei der Kripo. Außerdem ist der
Staatsschutz anwesend.«
    »Staatsschutz?«, fragte Völlering mit großen Augen.
Ihm schien plötzlich bewusst zu werden, dass seine Tat kein Dumme-Jungen-Streich
war.
    Große Jäger nickte bedeutungsvoll in Lüders Richtung.
»Herr Kriminalrat Dr. Lüders ist vom Polizeilichen Staatsschutz.«
    Die Kombination von »Kriminalrat«, »Doktor« und
»Polizeilicher Staatsschutz« brachte Völlering aus der Fassung.
    »Also«, nutzte der Oberkommissar die Verwirrtheit
seines Gegenübers aus. »Name?«
    Völlering nannte seinen vollen Vor- und Zunamen,
beantwortete die Fragen nach Wohn- und Geburtsort, Namen der Eltern, Beruf,
Familienangehörigen und zu den Zielen der

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