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Sturmtief

Titel: Sturmtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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fremdgehen.«
    »Ich bin mir nicht sicher«, versuchte Lüder zu
relativieren. »Es kann auch ganz harmlos sein. Möglicherweise hängt es auch mit
dem Beruf meiner Frau zusammen.«
    »Was macht die denn?«
    Lüder ließ die Frage unbeantwortet.
    Blasewitz schüttelte den Kopf. »Ich trau den Brüdern
nicht. Was wollen die hier? Nur Hartz IV schmarotzen.« Er zeigte mit dem Finger in Richtung Fenster. »Die sollen da
bleiben, wo sie herkommen.«
    Lüder holte eine Fotografie von Hannah Eisenberg
hervor und legte sie Blasewitz vor. Der Mann schob seine Brille auf der Nase
auf und ab, bis er die richtige Position gefunden hatte. Dann tatschte er mit
seinem Zeigefinger auf das Bild.
    »Ist sie das?«
    Nachdem Lüder genickt hatte, betrachtete er lange das
Bild. Dann musterte er Lüder. »Hübsche Frau haben Sie.«
    »Haben Sie die schon einmal gesehen?«, fragte Lüder.
    Erneut betrachtete Blasewitz das Bild. »Und das
Kind?«, wollte er schließlich wissen.
    »Ist unseres.«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Frechheit. Was will man
von diesen Arabern anderes erwarten? Mischen sich einfach in eine intakte Ehe
ein. Eine deutsche «, betonte Blasewitz.
    »Ich glaube, da liegt ein Irrtum vor«, bemühte sich
Lüder um eine Richtigstellung, nachdem er bemerkte, was seine Notlüge anzurichten
schien. »Meine Frau ist ja nie allein hier gewesen, sondern immer in Begleitung
ihres Chefs.«
    Blasewitz nickte zustimmend. »Den habe ich auch
gesehen.« Er beschrieb Robert Havenstein. Zumindest war eine Ähnlichkeit
erkennbar. »Der war aber nur einmal hier. Höchstens zweimal.«
    »Und die Frau?« Lüder vermied es, von »seiner Frau« zu
sprechen.
    »Die war auch allein hier. Aber nicht oft.«
    »Woher wissen Sie das so genau?«
    »Hören Sie mal. Die konnte nicht Auto fahren. Beim
Einparken hatte die gewaltige Probleme. Immer wieder vor und zurück.« Blasewitz
bewegte seine Hände vor dem Oberköper hin und her. »Aber das können Frauen ja
nicht. Nee, ist schon gut, dass meine Frau keinen Führerschein hat.«
    »Wenn Sie alles im Blick haben, wissen Sie vermutlich
auch, ob Dr. Ahwaz-Asmari noch mehr Besuch empfangen hat?«
    »Hören Sie mal«, entrüstete sich Blasewitz mit seinem
offensichtlichen Lieblingsspruch. »Sie glauben doch nicht, dass ich ständig
hinter der Gardine lauer und die Nachbarn beobachte?«
    Genau das vermutete Lüder. Er unterdrückte aber eine
entsprechende Bemerkung. »Gab es weitere Besucher?«
    »Davon habe ich nichts mitgekriegt.« Dann beugte sich
Blasewitz wieder über das Foto. »Sieht gut aus – Ihre Frau.« Dabei leckte er
sich mit der Zungenspitze über die Lippen.
    Als Lüder wieder im Auto saß, beschloss er, ins
Stadtzentrum zu fahren. Der kurze Bummel durch die historische Altstadt und der
Besuch in einem Café nahe dem Marktplatz taten ihm gut. Während er ein Kännchen
Kaffee und ein Stück Torte zu sich nahm, dachte er an die beiden Mordopfer.
Havenstein und Hannah Eisenberg hatten folglich auch mit dem iranischen
Forscher gesprochen. Bis hierher war es Lüder gelungen, den Weg der beiden
Journalisten nachzuvollziehen. Und die Israelin war allein zu Dr. Ahwaz-Asmari
gefahren. Das hieß, Hannah Eisenberg war nicht nur die Geliebte Havensteins,
sondern auch seine berufliche Partnerin gewesen. Die beiden Journalisten waren
einem Geheimnis auf der Spur gewesen. Einem tödlichen Geheimnis.

SECHS
    Steffen Groß hatte ein schönes Wochenende verbracht.
Er hatte den Sonntag zu einem Fahrradausflug durch die abwechslungsreiche
Landschaft Ostholsteins genutzt, nebenbei noch einen Teil der Buchhaltung
erledigt und Warenbestände kontrolliert. Es war das Los von Selbstständigen, dass
es keinen geordneten Achtstundentag gab. Das störte Steffen Groß aber nicht. Er
war mit ganzem Herzen Kaufmann. So beschlich ihn auch nicht das Gefühl des
»verdammten Montags«, mit dem sich manch frustrierter Arbeitnehmer nach dem
Wochenende wieder zur Arbeit quälte.
    Heute hatte es geregnet. So war Groß entgegen seinen
üblichen Gewohnheiten nicht mit dem Rad zum seinem Geschäft gefahren, sondern
hatte das Auto benutzt.
    Er hatte es auf dem Parkplatz vor der Bibliothek
geparkt, hatte die Abkürzung durch das »Kuhtor-Center« genommen und auf dem
liebevoll mit Blumen bepflanzten Platz in der Mitte der kleinen Passage mit
einem anderen Geschäftsinhaber ein paar Worte gewechselt.
    Steffen Groß gehörte stets zu den Ersten, die ihren
Laden öffneten. Es war ihm mittlerweile eine lieb gewordene

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