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Sturmtief

Titel: Sturmtief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Nygaard
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Profi weiß, wann er verloren hat.
Er kannte sein Risiko und hat es akzeptiert.«
    Dov Eisenberg betrachtete Lüder aus
zusammengekniffenen Augen. Immer wieder fiel Lüder diese Verhaltensweise auf.
    »Ich habe aber noch mehr Punkte, die gegen Sie
zählen«, fuhr Lüder fort. »Sie waren über meine Schritte gut informiert. Das
wundert mich nicht. Ihnen steht ein professionelles Team zur Seite.«
    »Ist das nicht in jedem Beruf der Fall? Sie sind
schließlich auch kein Einzelgänger.«
    Leider doch, dachte Lüder, unterließ es aber, sein
Gegenüber aufzuklären. Laut sagte er: »Sie wussten auch, mit welch brisantem
Thema sich die beiden Journalisten beschäftigten. Damit das geheim blieb,
mussten Sie die Platte von Hannahs Notebook zerstören, weil Sie nicht wussten,
ob dort noch etwas gespeichert war. Über Mailadressen oder Cookies hätten wir
möglicherweise etwas zurückverfolgen können. Das durften Sie nicht riskieren.
Immerhin«, Lüder bewegte dabei den Zeigefinger hin und her, »war Frau Eisenberg
eine anerkannte Journalistin bei der Ha’eretz. Und das ist nicht irgendein
Käseblatt.« Lüders Gedankens schweiften dabei zu Leif Stefan Dittert und seinem
Boulevardblatt ab. »Welche Gefahr hätte bestanden, wenn deren Artikel je
publiziert worden wäre. Deshalb mussten alle Mitwisser sterben. Erst Havenstein
und Hannah Eisenberg, dann deren Mörder Proastiakós. Und wie geht es weiter?
Sind Sie der Nächste? Oder ich?«
    »Das ist alles absurd«, sagte Eisenberg mit
Entschiedenheit.
    Lüder sah demonstrativ auf die Uhr. »Wir haben ganz
viel Zeit, um herauszufinden, wie weit die Absurdität reicht. Das werden wir in
den nächsten Tagen und – wenn es sein muss – Wochen klären.«
    In Dov Eisenberg schien eine Veränderung vorzugehen.
Er straffte sich. »Ich glaube, wir haben Sie unterschätzt, Herr Dr. Lüders.«
    Lüder trank seinen zweiten Cappuccino leer und
löffelte die aufgeschlagene Milch mit dem Löffel aus. Schließlich sprach
Eisenberg weiter.
    »Sie wissen, dass dies hier unser letztes Gespräch
ist, nachdem Sie so weit gekommen sind. Hier endet unsere, nennen wir es einmal
›Zusammenarbeit‹.«
    »Irrtum. Ich betrachte es nicht als Zusammenarbeit.
Sie werden sich für Ihre Taten zu verantworten haben.«
    Eisenberg lachte leise. »Es gibt eine höhere
Gerechtigkeit. Sowohl Ihr wie mein Land haben ein übergeordnetes Interesse.
Deshalb ist der … ähm … Fall hiermit abgeschlossen.«
    »Es gibt kein höheres Gut als Recht und Gesetz«,
stellte Lüder fest. »Die weitere Vorgehensweise werden wir der deutschen Justiz
überlassen. Sie werden sich vor Ihrem irdischen Richter zu verantworten haben.«
Lüder griff in die Tasche und bemerkte, wie Eisenberg zusammenzuckte.
    »Was soll das bedeuten?«, fragte er, als Lüder sein
Handy hervorholte.
    »Ich informiere die uniformierten Kollegen, damit man
Sie abführt. Sie sind vorläufig festgenommen.«
    Eisenberg lachte gekünstelt auf. »Das ist nicht Ihr
Ernst?«
    »Doch.«
    Der Israeli schüttelte heftig den Kopf. Er hatte einen
fassungslosen Gesichtsausdruck angenommen, als Lüder die Eins-Eins-Null wählte.
»Sie werden von mir nichts erfahren«, fuhr Eisenberg dazwischen. »Haben Sie das
verstanden? Nichts! Niemals! Mich bekommen Sie nicht.«
    Plötzlich sprang der Mann auf, warf einen Blick auf
die gläserne Kuppel, die das Rondell überdeckte, packte den Bistrotisch mit
beiden Händen und kippte ihn in Lüders Richtung. Das war so schnell geschehen,
dass Lüder nicht reagieren konnte und sich die beiden Tassen und der
Zuckerbehälter über seinen Schoß ergossen. Ehe Lüder sich davon befreien
konnte, war Eisenberg aufgesprungen und hastete auf die Stufen neben dem Buffet
zu. Mit weiten Sätzen flüchtete er durch das Einkaufszentrum Richtung Bahnhof.
    Lüder hatte sich vom Geschirr befreit und lief
Eisenberg hinterher. Geschickt wich der Israeli den Leuten aus, die irritiert
den beiden Männern nachsahen.
    »Schneller«, rief ein Rentner mit in den Nacken
geschobenem Hut, der auf der Sitzbank eines marmornen Pflanzkübels hockte und
eine prall gefüllte Plastiktüte zwischen seinen Beinen bewachte.
    »Eh, bis du doof?«, rief ein Mann mittleren Alters
Lüder hinterher, als er ihn bei der Verfolgungsjagd anrempelte.
    Drei untergehakte Frauen kamen Eisenberg entgegen und
bildeten ein unüberwindbares Hindernis. Deshalb schlug er einen Haken und
wechselte auf die rechte Gangseite. Lüder folgte ihm und ruderte auf Höhe der
großen schweren

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