Sturmtosen - Peeler, N: Sturmtosen - Tempest's Legacy (Jane True) Book 3
irgendwem irgendwas wert sein. Zumindest so viel, dass man mich am Leben lässt, bis irgendwer, der mich wirklich töten will, kommt und es mit eigenen Händen erledigt … Und für die anderen bin ich hoffentlich mehr als bloß ein guter Köder.
Also unterdrückte ich mein Zittern und zwang mich ruhig zu atmen, während ich Leute um mich herumschlurfen hörte. Ich wurde grob vorwärtsgeschubst und dann noch ein paar Schritte weitergezogen, die ich natürlich stolperte, sodass ich beinahe hinfiel.
Was auch immer es war, das mich auffing, bevor ich auf dem Boden landete, hatte sehr kräftige Hände mit sehr, sehr scharfen Krallen. Diese Hände richteten mich mit beunruhigender Behutsamkeit auf, bis ich wieder fest auf den Beinen stand.
Dann griffen diese Hände an meinen Hals, und die scharfen Krallen streiften meine Schlagader, als mir der Sack vom Kopf gezogen und weggeworfen wurde.
Blinzelnd stand ich da und zwang meine Augen, sich auf die neue Situation einzustellen. Schließlich wurde die schwarze Gestalt vor mir scharf, und die Identität meines Geiselnehmers offenbarte sich.
Der Heiler , wurde mir bewusst, denn bei dem Wesen, das da vor mir stand, konnte es sich bloß um den berüchtigten Kobold-Halbling handeln.
Wir standen im hellen Sonnenschein auf einer niedrigen Treppe vor einem herrschaftlichen alten Haus. Sonst konnte ich absolut nichts sehen, auch wenn meine Sicht von meinem steifen Hals eingeschränkt wurde und von der Tatsache, dass ich so dicht vor meinem Geiselnehmer stand.
Der Heiler starrte mich mit menschlichen Augen in einem ausdruckslosen menschlichen Gesicht an. Nur dass die menschliche Haut entlang seines Kiefers, vor den Ohren und an der Haarlinie endete. Von dort an war er ganz und gar ein Kobold: grüne Schuppen, spitze Ohren und so weiter. Außer, dass seine Schuppen am Unterarm immer weniger wurden und wieder in bleiche, leicht sommersprossige Haut übergingen. An den Spitzen seiner ansonsten menschlichen Finger schimmerten dicke, schwarze, nadelspitze Krallen.
»Jane True. Es ist mir eine Freude, deine Bekanntschaft zu machen«, raunte der Heiler mit einem charmanten schottischen Akzent, der überhaupt nicht zum Rest von ihm passte.
Ich nickte ihm zu und versuchte, unbeeindruckt zu wirken.
»So viele Leute haben versucht, so ein kleines Ding in die Finger zu bekommen. Da fragte ich mich doch, was die ganze Aufregung soll. Trotzdem müssen wir Vorsichtsmaßnahmen ergreifen … Avery?«
Ein weiterer Kobold trat hinzu, nur dass es sich bei diesem um einen Reinblüter handelte. Und anders als der Heiler, der Anzughemd und Hosen unter einem Labormantel trug, hatte Avery eine Arztkluft an.
»Dr. Avery hier wird dir eine kleine Spritze geben. Ich fürchte, es wird ein bisschen pieksen.«
Die Hände des Heilers zogen meine Unterarme nach unten, drückten sie fest an meine Seiten und hielten mich so fest. Da wurde mir klar, was gleich passieren würde …
Sie verpassen mir die Spritze, die mir meine Magie nimmt.
Eine Sekunde lang wäre ich beinahe in Panik ausgebrochen. Der Gedanke, plötzlich machtlos und meiner einzigen Waffe beraubt zu sein, entsetzte mich.
Ganz ruhig, Mädchen , ermahnte ich mich. Du hast deine übernatürlichen Kräfte ja erst ungefähr ein paar Minuten deines Lebens. Sie sind nicht deine einzige Waffe, und du hast schon jede Menge Scheiß überlebt, bevor du überhaupt etwas von diesen Fähigkeiten wusstest. Unterschätz dich also nicht.
Also beruhigte ich meinen Körper wieder einmal, indem ich alle Entspannungstechniken anwandte, die ich während meines Aufenthalts in der Psychiatrie gelernt hatte. Ich starrte in die braunen Durchschnittsaugen des Heilers, während der andere Kobold, Avery, die Nadel an meinen Hals hob. Einen Moment später spürte ich auch schon einen scharfen Schmerz gleich neben meinem Schlüsselbein.
Als Avery den Kolben hinunterdrückte, fühlte es sich an, als würde er Feuer in mich spritzen. Der Schmerz war so beißend, dass ich aufschrie und zusammenzuckte, als der Kobold die Spritze wieder herauszog und die Haut rund um den Einstich einriss. Blut lief mir den Hals hinunter und in mein Shirt, und der Heiler sagte: »Tss tss tss!« Er zog ein blütenweißes Taschentuch aus seiner Tasche und drückte es mir an den Hals.
»So empfindliche Haut … Die wollen wir doch nicht verunstalten, oder, Miss True? Zumindest noch nicht …«
Der Heiler grinste süffisant, und seine ansonsten so normalen Augen fixierten mich. Was ich in
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