Sturmtosen - Peeler, N: Sturmtosen - Tempest's Legacy (Jane True) Book 3
mir nicht, dass ich wie ein Mädchen werfe.«
Anyan seufzte. »Aber du wirfst nun mal wie eins.«
»Anyan!«
»Die Sache ist doch die, dass du eigentlich überhaupt nicht werfen sollst. Du musst dir bloß vorstellen, dass deine Magiekugel sich von Punkt A nach Punkt B bewegt, und dann sorg dafür, dass sie es tut. Hör auf, sie körperlich zu werfen. Weil du wirklich wie ein Mädchen wirfst.«
Ich blickte ihn finster an, obwohl ich gleichzeitig dieses kleine Kribbeln in mir bemerkte, das ich immer verspürte, wenn ich etwas wirklich verstanden hatte.
»Wenn ich die Tatsache, das du ein unverbesserlicher Chauvinist bist, jetzt mal beiseitelasse, dann versuchst du mir also Folgendes zu erklären: Wenn Nell sagt ›verströmen statt werfen‹, dann meint sie damit, dass ich die Magiekugel kraft meiner Gedanken fliegen lassen soll, anstatt zu versuchen, sie manuell mit – das gebe ich zu – wenig Präzision und Kraft zu werfen?«
»Ja.«
»Ah«, erwiderte ich, »das ist so, wie wenn ich schwimme … das wird mir das Magiekugelnwerfen in Zukunft sehr viel leichter machen!«
Nell blickte von einem zum anderen, als frage sie sich, wen von uns sie zuerst umbringen sollte. »Ist das wirklich alles, was nötig war?«
Ich wollte ihr sagen, dass es nicht ihre Schuld war und dass Anyan eben verstand, wie mein Hirn funktionierte. Aber bei dem Gedanken war ich selbst so überwältigt, dass ich kein Wort mehr herausbrachte und mein Hirn ganz taub wurde.
Ich schlürfte geräuschvoll meinen Tee.
»Tja, wenn das dann alles ist, dann gehe ich jetzt wohl besser«, sagte Nell mit noch immer gereizter Stimme. »Anscheinend konntest du, Anyan, Jane in einem Satz verdeutlichen, was mir in drei Wochen Erklärungsarbeit nicht gelungen ist, also bin ich hier ganz offensichtlich überflüssig.«
Anyan lachte und versuchte dem verletzten Stolz der Zwergin mit beschwichtigenden Gesten zu begegnen. Auch ich machte in meiner Couchecke ein paar besänftigende Laute, aber ich war nicht mit dem Herzen dabei. Nicht zuletzt deshalb, weil, während ein Winkel meines Gehirns noch immer darüber brütete, was ich eben über Anyan gedacht hatte, mein restlicher Körper alles tat, um in dem warmen, gemütlichen Nest auf der Couch einzuschlafen.
»Jane, kommst du?«, bellte Nell vom Eingang aus. Ich fing an mich aufzurappeln, als ich spürte, wie Anyan, der aufgestanden war, mich vom anderen Ende des Zimmers aus sanft auf die Couch zurückdrückte. Ich hatte meine Schilde eingefahren, als wir das Haus betreten hatten, ein Luxus, den ich mir nur in Nells oder Anyans Gegenwart gönnte. Also kostete es mich eine Sekunde der Verwirrung, bis ich verstand, wie er meine Deckung überwinden konnte.
Er musste sie gar nicht überwinden , stellte mein Hirn träge fest, während ich beobachtete, wie Anyan leise etwas zu Nell sagte, die mich daraufhin ansah, nickte, sich dann wieder zeternd an den Barghest wandte, um sich und ihren Schaukelstuhl dann mit einem Puffen nach draußen zu apparieren.
»Anyan, ich sollte …«
»Sch, Jane …«, sagte er und kam zurück zur Couch. »Du bleibst heute Nacht hier. Erinnerst du dich, was ich dir über das Soldatsein gesagt habe? Soldaten brauchen ihren Schlaf. Also bleibst du hier.«
»Äh, aber wo wirst du …?«
»Keine Sorge, ich kann auf der Couch schlafen. Du hast den ganzen oberen Stock für dich. Frische Handtücher findest du in dem kleinen Schränkchen vor der Badezimmertür. Wenn du irgendwelche … Mädchensachen brauchst, dann kann ich sie von Nell rüberschicken lassen.«
»Ähm, solange du Shampoo dahast, damit ich das Salz aus meinen Haaren waschen kann, bin ich ganz pflegeleicht.«
»Ja, und ich glaube, es ist sogar gleichzeitig eine Haarspülung«, erwiderte der Barghest. »Es war im Angebot«, fügte er hastig hinzu, als würde mich ein Shampoo mit Spülung an seiner Männlichkeit zweifeln lassen.
»Super«, sagte ich und musste so gähnen, dass mein Kiefer knackte. »Aber ich habe nichts, was ich zum Schlafen anziehen könnte …«
»Du kannst etwas von mir leihen.«
Anyans Antwort kam direkt und entschieden. Aus irgendeinem Grund musste ich lächeln.
»Außer du willst, dass ich Nell anrufe?«, ergänzte er.
»Nein, das passt. Ich brauche nur ein T-Shirt oder so«, sagte ich und hievte mich aus der Couch hoch.
Anyan sah lächelnd zu mir herunter, und in den Winkeln seiner stahlgrauen Augen bildeten sich kleine Lachfältchen. Doch bevor ich sein Lächeln erwidern konnte, hatte er sich
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