Sturmtosen - Peeler, N: Sturmtosen - Tempest's Legacy (Jane True) Book 3
und Julian eingetroffen, um offiziell mit den Befragungen der befreiten Geiseln zu beginnen. Ich hatte mich sehr gefreut, alle aus Boston wiederzusehen, auch wenn ich Julians Mutter Camille vermisste. Sie war Ryus Stellvertreterin, wenn er unterwegs war.
»Könnte es sich um eine wirklich mächtige Aura gehandelt haben?«, brachte Caleb grollend vor.
»Anyan hätte die Magie trotzdem gespürt«, erwiderte Daoud. »Außer die Person war so mächtig, dass sie jede Spur ihrer Kraft verbergen konnte.«
»Und so ein starkes Wesen, Alfar oder nicht, hat es seit dem Dritten Großen Krieg nicht mehr gegeben«, schaltete sich Ryu offensichtlich frustriert ein.
»Ist das schon lange her?«, erkundigte ich mich in gedämpftem Ton bei Anyan.
»Ja. Ungefähr achthundert Jahre.«
»Was redet ihr?«, fuhr Ryus Stimme von hinten dazwischen.
»Nichts!«, antworteten Anyan und ich zu schnell und wie aus einem Mund.
Im Auto wurde es still. Ryus Verärgerung war geradezu greifbar.
Der gute Caleb war der Erste, der sich vorwagte. »Ich glaube, Jane, die Frage liegt nahe, ob es eine Art … Zwischenfall gewesen sein könnte?«
Ich musste lächeln.
»So was wie ein Nervenzusammenbruch?«
»Na ja …«
»Ich war schon ziemlich gestresst«, sagte ich trocken. »Aber du hast recht, Caleb. Ich denke, die Möglichkeit besteht durchaus. Immerhin habe ich Blondie gesehen, wo Anyan nur dieses dunkelhaarige Mädchen gesehen hat. Und keiner von uns beiden hat irgendeine Magie gespürt, außer diesen einen kurzen Augenblick lang, aber es war keine … normale Magie.«
»Könnten es Drogen gewesen sein?«, rief Julian von ganz hinten im Wagen zu mir nach vorne. »Wann genau hat man dir die Milchshakes gegeben?«
» Wir nehmen keine Drogen«, schnauzte Ryu schnippisch dazwischen.
Calebs ruhige Stimme setzte sich zu meiner Überraschung über Ryus Einwurf hinweg. »Stimmt, es liegt nicht in unserer Natur, die Wissenschaft oder ihre Nebenprodukte zu nutzen, aber dies sind außergewöhnliche Zeiten. Vielleicht hat Daoud nicht ganz unrecht, Jane?«
»Tut mir leid«, sagte ich, »aber ich habe den Milchshake erst nach meinem … psychischen Bruch mit der Realität bekommen.«
Anyan schüttelte einmal abrupt den Kopf. »Jane, du hattest keinen Nervenzusammenbruch. Du warst in Ordnung. Irgendetwas Seltsames geht da vor; wir müssen nur herausfinden, was.«
»Und hoffen, dass, wer auch immer die Macht hat, dich Dinge sehen zu lassen, die gar nicht da sind, ohne sich selbst zu verraten, nicht für die Bösen arbeitet«, sagte Daoud grimmig.
Wir verarbeiteten alle schweigend diese Information, nur die ruhige Computerstimme aus dem Navi sagte uns, wo wir auf dem Weg zu unserem Zielort abbiegen mussten. Als wir schließlich bei dem sicheren Haus ankamen, entpuppte es sich als großes, herrschaftliches Anwesen in einem reichen Vorort. Wir packten unsere Sachen zusammen und gingen hinein, wobei wir mehrere Schichten magischer Schilde durchdringen mussten, indem Ryu mit seiner Magiekraft »anklopfte« und durchgelassen wurde.
Im Hausinneren war alles sehr sauber, teuer und wirkte eher wie eine Anstalt. Heiler und Wachen liefen herum, was den Klinikeindruck des ansonsten schönen Umfeldes noch verstärkte. Die Frauen waren im ersten Stock untergebracht, jede in einem eigenen Zimmer. Sie waren alle auf ihre Weise ernsthaft körperlich geschädigt und brauchten medizinische Versorgung.
Und nach allem, was sie durchgemacht hatten, konnte ich nur ahnen, wie viel Hilfe sie brauchen würden, damit sie irgendwann mit den erlittenen Traumata der Gefangenschaft und Folter umgehen konnten.
Wir wurden in ein kleines Empfangszimmer auf der rechten Seite des Flurs geführt, wo wir auf die Ermittler aus Rhode Island warten sollten. Ryu war vor Ort unbeschränkte Autorität eingeräumt worden, aber als Taktiker, der er nun mal war, wollte er niemandem auf den Schlips treten, solange es zu vermeiden war. Also warteten wir auf Isolde, aber es erschien Ezekiel, sein Ifrit-Feuer heruntergedimmt auf einen Flammenschimmer, der seine drahtige Gestalt umgab.
»Entschuldigt die Verspätung. Ich … wurde aufgehalten.«
»Kein Problem«, sagte Ryu aalglatt. »Aber wo ist Isolde?«
Ein nur mühsam unterdrückter Ausdruck der Wut huschte über das Gesicht des Ifrit, und sein Feuer flackerte kurz auf wie ein Geysir, bis er die Kontrolle über sich wiedererlangt hatte.
»Sie ist vom Dienst freigestellt worden«, sagte er mit gepresster Stimme.
»Was?«, bellte Anyan,
Weitere Kostenlose Bücher