Sturmwarnung
die Jahreszeit dafür
eigentlich vorbei ist, breiten sich über dem Südatlantik tropische Tiefs aus.
Die
Satellitenbilder enthüllen nun allmählich ein neues Phänomen. Weltweit werden
riesige Gebiete von einer Wolkendecke überzogen – und die dickste hängt über
der Arktis.
Fürs Erste
behält der Trend zur Erderwärmung die Oberhand. Die Kaltfront zieht sich nach
Norden zurück, während weiterhin Wasserdampf in die Atmosphäre entweicht. Doch
in die nördlichen Meere strömt erneut bei der Schmelze frei gewordenes
Süßwasser. In Toronto steigen die Temperaturen auf 25 Grad, während Sankt
Petersburg eine bizarre Kombination aus ewiger Nacht und schwüler Wärme erlebt.
In Moskau ist es der erste Winter, in dem die vielen obdachlosen Kinder nicht
frieren müssen.
Bis zum 5.
Februar steigen von dem Schnee und Eis in der ganzen Umgebung des Nordpols
Dampfwolken auf, und die einzige stabile Eisschicht liegt gut 150 Kilometer vom
Pol entfernt.
Mittlerweile
hüllen Wolken die gesamte nördliche Hemisphäre ein, während Milliarden Tonnen
von Schnee und Eis in Wasser und Wasserdampf umgewandelt werden. In der Arktis
sind die langen Nächte pechschwarz, und wenn dünnes Licht die Wolken
durchdringt, kann man sehen, wie sie von Westen nach Osten rasen.
Mit einem
Schlag ist der Wetterkanal der am meisten eingeschaltete Fernsehsender der Welt
– vorausgesetzt die Übertragung durch die Satelliten ist nicht gestört.
Als die
Wolkendecke über der Arktis sich verdichtet, hören die Temperaturen auf zu
steigen. Eine Zeit lang kommt das den Leuten normal vor. Der Frühling ist zu
jung, als dass schon jetzt eine dauerhafte Erwärmung stattfinden könnte. Doch
bald erreicht die Lage Dimensionen, die in der Geschichte der Menschheit
beispiellos sind. Seit dem Versiegen des Nordatlantikstroms, der bisher immer
für gemäßigte Temperaturen gesorgt hat, gibt es nichts mehr, das den Fall der
kalten Luft aus den Höhen der Stratosphäre in die warme, feuchte Atmosphäre
verhindern kann.
Die
tropische Strömung, die von einer riesigen Fläche aufgeheizten Meerwassers
erzeugt wird, entwickelt einen extremen Sog. Und während all diese geballte
Energie noch ein Gleichgewicht sucht, brauen sich Stürme von noch nie da
gewesener Gewalt zusammen.
Ein Gleichgewicht lässt
sich nicht mehr herstellen. Von Alaska bis Hawaii, von Sebastopol bis Minsk und
über der kanadischen Arktis entwickelt sich eine Störung nach der anderen.
Die
Meteorologen vom National Weather
Center verfolgen die Entwicklung voller ratloser Ehrfurcht. Derart wilde
Unwetter hat es noch nie gegeben. Ein Tornado verwüstet Warschau. Venedig wird
von einer Sturmflut aus der sonst immer so friedlichen Adria überschwemmt.
Stürme mit Windgeschwindigkeiten von 200 Stundenkilometern walzen
Südengland nieder. Die großen Schleusen in der Themsemündung müssen geschlossen
werden. In den Niederlanden wird Katastrophenalarm gegeben, als das Meer einen
Deich nach dem anderen überflutet. Paris erlebt einen schlimmen Elektrosturm,
dem ein Dutzend Menschen zum Opfer fallen. In der Nähe von Kansas City wird ein
Tornado beobachtet, der drei Stunden lang auf Bodenhöhe tobt und 900 Camper in
ihren Wohnmobilen tötet.
Windböen mit
Geschwindigkeiten von 160 Stundenkilometern und mehr fegen über New England
hinweg und bringen sintflutartigen Eisregen. Die Temperaturen, die unter dem
schwarzen Himmel bisher abnormal hoch waren, beginnen nun zu fallen. Die Wolken
reflektieren so viel Sonnenlicht ins All, dass sogar die überhitzten Tropen
nicht mehr genügend Energie liefern können, um einen Ausgleich zu schaffen.
Der enorme
Energieaustausch, der sich zwischen der von extrem kalter Luft aus der
Stratosphäre gespeisten Arktis und den überhitzten Tropen entwickelt hat,
erzeugt nun eine Serie von Zyklonen, die wie taumelnde Derwische rings um die
Arktis jagen. Einige dieser Stürme enthalten Dauerwinde mit Geschwindigkeiten
von bis zu 120 Stundenkilometern und Böen, die das Doppelte erreichen können.
Abermillionen tote und geschwächte Bäume werden entwurzelt, sodass über Nacht
ganze Wälder in Brachland verwandelt werden. Da ihm nun keine Bäume mehr im Weg
stehen, kann der Wind umso wütender über das leere Land rasen.
Die Temperaturen an der
Erdoberfläche sinken weiter. Die Winde werden immer heftiger.
In British
Columbia tauchen die ersten Flüchtlinge auf und erzählen wahre
Horrorgeschichten von Hagelstürmen, die ganze Hochhäuser niedergerissen
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