Sturmwarnung
Zirkulation reicht von den Tropen bis hin zum nördlichen
Polarkreis.
Stockholm,
Helsinki, Moskau, Sankt Petersburg, Edinburgh, Toronto, Vancouver und
Fairbanks, um nur einige von den großen Städten der Welt zu nennen, sind von
jeder Kommunikation abgeschnitten.
Die
Satellitenstation im australischen Pine Gap meldet, dass die Kommunikation mit
Florida infolge extremen Wetters gestört ist.
Der
Kontakt zwischen dem Hauptquartier der CIA in Langley, Virginia, und Pine Gap
bricht ab. Wenig später erhält es auch keine Mitteilungen von seinem
Kontrollzentrum im Norden Kaliforniens mehr. Die amerikanischen Interessen
können in der südlichen Hemisphäre nicht mehr vertreten werden.
Nach
Russland ist nun auch China verstummt. In den letzten Meldungen der
Wetterstationen war von Dauerwinden über dem Pazifik die Rede, die
Geschwindigkeiten von bis zu 360 Stundenkilometern erreichten. Weiter nördlich
müssen die Werte noch höher sein und stellen vermutlich alle bisher gemessenen
Rekorde in den Schatten. Aber die Meteorologen können nur raten.
Der
Wetterkanal in Miami sendet noch immer. Dort laufen die Drähte heiß, und man
meldet jede verfügbare Information. Florida, Alabama, Mississippi, Louisiana
und Texas haben innerhalb von zehn Tagen 30 Millionen Flüchtlinge aufgenommen.
Da der Kontakt mit den Bundesbehörden abgebrochen ist, haben die Gouverneure
dieser Staaten eine Ad-hoc-Allianz gebildet. Die Führung der Landstreitmacht
hat sich bereit erklärt, sich dem Kommando der provisorischen Notstandsregierung
zu unterstellen. Das Kriegsrecht ist verhängt worden, und in Städten wie Dallas
am südlichen Rand des Sturmgebiets, die selbst schlimme Schäden erlitten haben
und unter der Last von zwei Millionen Flüchtlingen schier ersticken, werden
ertappte Plünderer auf der Stelle erschossen.
Es ist nicht zufassen,
aber der Sturm schwillt weiter an. Außerhalb seines Gebiets sinkt der Luftdruck
auf nie für möglich gehaltene Tiefstwerte ab. Die Atmosphäre der Erde gerät
völlig aus den Fugen – und das gibt letztlich den Ausschlag, dass das
Wettersystem aus seinem gewohnten Gleichgewicht gerissen wird und vollends
zusammenbricht.
Unterdessen
entlädt der Sturm den Wasserdampf, der sich in seinem Innern aufgebaut hat, in
Form von gewaltigem Schneefall, der mehrere Kontinente zudeckt.
Damit wird
die geballte Energie endlich neutralisiert und der Sturm verebbt allmählich. Es
dauert allerdings noch zwei Wochen, bis wieder der erste Lichtstrahl die
Oberfläche dessen erreicht, was
einmal der reichste und am höchsten entwickelte Teil der Erde war.
Nach dem Sturm hat sich
die Landschaft von Grund auf verändert. Nördlich von Oklahoma steht kein Baum
mehr. Das ganze Land ist eine einzige Eisfläche. An der kanadischen Grenze ist
das Eis drei, über der Tundra sogar zwölf Meter dick. Die nördliche Polkappe
ist wieder aufgetaucht, und vom All aus gesehen scheint sie in wenigen Wochen
auf das Dreifache ihrer früheren Größe angewachsen zu sein.
Der Schein
trügt jedoch. Was sich dort gebildet hat, ist frisches Eis, und es ist nicht
komprimiert. Als der März in den April übergeht, beginnt das Eis an seinen
südlichen Rändern bereits wieder zu schmelzen. Einen Monat später ist der
Mississippi mancherorts bis zu fünfzehn Kilometer breiter. New Orleans ist
überschwemmt. Das Delta ist zerstört.
In den Sommermonaten gibt
es die schlimmste Flut, die die Menschheit je erlebt hat – zumindest in
historischer Zeit. Die Gebiete, die vom Sturm verschont geblieben sind, müssen
jetzt mit seinen Folgen fertig werden.
In den
tiefer gelegenen Bereichen von Alabama, Louisiana, Mississippi und Texas bildet
sich ein riesiger See. Er wird nur eine kurzlebige Erscheinung sein und
innerhalb weniger Jahre stetig schrumpfen, aber das ändert nichts daran, dass
ein großer Teil des amerikanischen Viehbestands ertrinkt. Ganze Städte
verschwinden unter seinen Fluten.
Weiter nördlich bleiben
die Temperaturen niedrig. Das liegt zum einen am Eis, das die Wärme abstrahlt.
Zum anderen ist wegen der Winde, die weiter über den Nordatlantik fegen, so
viel Wasser verdunstet, dass der Salzgehalt des Meeres wieder gestiegen ist,
was das Gleichgewicht der Strömungen noch stärker beeinträchtigt.
Der
Nordatlantikstrom kehrt jetzt südlich von New York um und nicht mehr bei
Grönland. Außerdem fließt der Golfstrom, der bisher immer milde Winter nach
Europa gebracht hat, nicht mehr so weit nach Norden. Stattdessen endet
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