Sturmwarnung
sind bisher den sechs Milliarden Menschen
erspart geblieben, die einer die Welt umspannenden Zivilisation angehören,
deren Fortbestehen von dauerhafter klimatischer Stabilität abhängt.
Bevor wir
erörtern, wie genau sich die nächste Umwälzung voraussagen lässt, wollen wir
uns mit der letzten befassen. Vor 8000 Jahren leckten Gletscher noch am Norden
Kanadas, während die Eisdecke bereits dramatisch geschrumpft war.
Ägypten und
der Nahe Osten waren gemäßigte Zonen mit beträchtlich mehr Regen als heute,
wenn auch schon weniger als wenige Jahrtausende davor. Afrikanische Tiere wie
der Löwe streiften noch durch den gesamten Mittelmeerraum. Südeuropa hatte
äußerst milde Winter, und die Tundra begann in den Breitengraden des heutigen
Norddeutschlands. Die britischen Inseln waren nicht mehr mit dem Festland
verbunden, aber Calais lag beinahe in Rufweite des weiten Marschlandes
unterhalb der Klippen von Dover.
In dieser
Zeit geschah etwas. Ein plötzliches Absinken des Methangehalts in der
Atmosphäre um 20 Prozent ist nicht minder erstaunlich als seine vorangegangene
Verdoppelung – und nun sank er tatsächlich. Die Temperaturen stürzten, wenn
auch nur vorübergehend. In dieser kurzen Zeitspanne wurde die Welt jedoch
offenbar verwüstet. Genau damals, das ist unsere Vermutung, ereignete sich der
Supersturm.
In diese Phase fällt die
letzte Welle des Verschwindens großer Tierarten. Damals verendeten zum Beispiel
die letzten Mammuts. Während der Erwärmung waren sie weiter nach Norden
gezogen, fort aus den sich von Süden her ausbreitenden Wäldern. Was sie brauchten,
das waren die Bedingungen des Graslands. In der letzten Phase ihrer Existenz
weideten Mammut und Mastodon in der Tundra jenseits des Polarkreises.
Den
Überbleibseln der davon betroffenen Bäume nach zu urteilen, trat die plötzliche
Abkühlung mitten im Sommer ein, als sich die Mammuts im äußersten Norden ihres
Weidegebiets befanden. Dass sie dort waren, beweisen ihre im ewigen Eis
erhaltenen Kadaver.
Manche
Paläontologen haben für den Tod dieser Tiere allerdings ein anderes Szenario
entworfen, wonach sie in Gletscherspalten stürzten und sich nicht mehr befreien
konnten. Wie wir aber am Anfang dieses Buches gezeigt haben, wurden sie beim
Grasen von der Kälte überrascht und so schnell getötet, dass noch Gras in ihrem
Magen gefunden werden konnte – die Verdauung hatte also von einem Moment zum
anderen aufgehört.
Wie müssen
wir uns die Weiden, auf denen sie verendeten, vorstellen? Dort wuchsen Gräser,
Blütenpflanzen und Obstbäume – von all dem wurden Reste in oder bei den
vereisten Tieren gefunden.
Für den plötzlichen
Temperatursturz, der die Mammuts erfrieren ließ, war mehr als nur ein heftiger
Blizzard erforderlich. Es bedurfte eines Sturms, der eine noch nie da gewesene
Kälte herbeizuführen vermochte, und zwar so schnell, dass die Tiere, die beim
Grasen davon überrascht wurden, nicht einmal mehr Zeit hatten aufzusehen.
Was immer sich vor ihrem Tod
abspielte, reichte nicht aus, um sie zu erschrecken. Verängstigte Tiere sterben
nicht beim Grasen, sondern auf der Flucht. Aber keines dieser Tiere verendete
mitten im Galoppieren. Allem Anschein nach standen sie im Moment ihres Todes
seelenruhig da.
Das berühmteste der vereisten
Mammuts, das Berezovka-Mammut, steht im zoologischen Museum von St. Petersburg.
Bis auf den Rüssel, der teilweise Aasfressern zum Opfer gefallen war, bevor der
Kadaver geborgen werden konnte, war das 1901 gefundene Tier praktisch
vollständig erhalten.
Heute kann
man das Berezovka-Mammut so bewundern, wie es entdeckt wurde. Es war mitten in
einer jähen Bewegung gestorben, als hätte es völlig überrascht den Rüssel
gehoben. Und dass es mitten beim Grasen erfroren war, bestätigte sein
Mageninhalt. Man hätte meinen können, dass es umgekippt wäre, aber das war
nicht der Fall. Allerdings war ihm noch zu Lebzeiten das Becken zertrümmert
worden. Das hat einige Leute dazu veranlasst, über einen Sturz in eine
zugefrorene Spalte zu spekulieren.
Nun, auch
wenn es populär sein mag, das Gegenteil zu behaupten, für ein Leben in
arktischen Bedingungen war das Mammut nicht ausgestattet. Es war mit Haaren,
nicht mit dichtem Fell bedeckt, und seine Haut wies keine schwellfähigen
Muskeln auf, wie sie sich im Zuge der Evolution entwickeln, wenn Tiere extremer
Kälte ausgesetzt sind. Abgesehen davon sind diese Mammuts auch nicht isoliert
erfroren. In ihrer unmittelbaren Umgebung ging zusammen
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