Sturmwarnung
derart massiven Teils die Umgebung extrem destabilisiert. Wörtlich sagte
er: »Dinge, die jahrhundertelang stabil waren, sind es nicht mehr.« Als im März
1998 eine weitere Eismasse ins Meer stürzte, schrumpfte das Larsen-B-Schelf auf
ein historisches Minimum. »Das könnte der Anfang vom Ende sein«, bilanzierte
Scambos.
Die
Zeitschrift The British Antarctic Survey hat einen ungewöhnlichen
Rückzug des antarktischen Schelfeises im Verlauf der letzten fünf Jahre
festgestellt. Im Januar 1995 hatte sich das Larsen-A-Schelf nach einem Verlust
von beinahe 3000 Quadratkilometern Packeis vollständig aufgelöst. Jeder
Quadratmeter Eis, der schmilzt, mindert den Salzgehalt des Meerwassers, und
gerade vom Salzgehalt hängt die so wichtige Zirkulation der ozeanischen
Strömungen ab. Ein Abnehmen des Salzgehalts in den arktischen und antarktischen
Gewässern, in die die Strömungen münden, ist besonders gefährlich.
Der Grund für
diese Entwicklung könnte nicht einleuchtender sein: Beide Pole erwärmen sich,
und zwar schnell. Seit 1940 ist die jährliche Durchschnittstemperatur in der
Antarktis um etwa zwei Grad gestiegen, in der Arktis sogar um beinahe drei
Grad.
Sollten die
dickeren Schelfeise der Antarktis wie das Ross oder das Filchner-Ronne
auseinander brechen, würden sie den Meereshaushalt mit Unmengen von Süßwasser
belasten.
Wenn die
Schelfeise an den Rändern des Kontinents weiter schmelzen und zerfallen, ist
ebenfalls mit einem erhöhten Abfluss zu rechnen.
Sowohl das
reale Geschehen in der Antarktis als auch die Prognosen einer globalen
Erwärmung lassen vermuten, dass das irgendwann tatsächlich der Fall sein wird.
Doch als unmittelbare Bedrohung betrachten es die wenigsten unter den Experten.
Ob sie die Lage richtig einschätzen, wird sich erweisen. Allerdings fand sich
1985 so gut wie kein Wissenschaftler, der einen auch nur annähernd so großen
Verlust von Eis voraussagte, wie wir ihn heute erleben.
In einem
Beitrag für die Nature- Ausgabe vom 23. Juni 1998 befasste sich Dr.
Michael Oppenheimer mit der westantarktischen Eisplatte. Darin kam er zu dem
Schluss, es bestünde eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Eisplatte
irgendwann abschmelzen würde. Die Folge wäre die Überflutung weiter
Küstengebiete auf dem gesamten Globus. Bezeichnenderweise befänden sich gerade
dort zwei Dutzend der größten Städte der Welt mit mehr als einer Milliarde
Einwohnern. Nun, immerhin in einem Punkt verbreitete der Aufsatz Optimismus:
Demnach gilt es als nicht sehr wahrscheinlich, dass das in den nächsten
fünfhundert Jahren geschieht. Allerdings lagen Dr. Oppenheimers Prognosen noch
nicht die Entwicklungen in der Polarregion zugrunde, die heute beobachtet
werden.
Im Juli 1998
dann erschien in Nature ein beunruhigender Bericht über einen der
Gletscher, die für die Stabilität der westantarktischen Eisplatte von zentraler
Bedeutung sind. Laut Dr. E. J. Ringot vom Jet Propulsion Laboratory schrumpft
der Pine Island Glacier, der in die Amundsensee mündet, seit nun bereits vier
Jahren. Der Kardinalpunkt – der Punkt, ab dem sich das Eis vom Festland löst
und zu treiben beginnt – ist zwischen 1992 und 1996 um über einen Kilometer
zurückgewichen. Wenn sich diese Entwicklung fortsetzt, wird der Gletscher am
Ende auseinander brechen und sehr schnell ins Meer abfließen. Das ist höchst
beunruhigend, denn dieser große Gletscher gilt in der Wissenschaft als einer
der Garanten für die Stabilität der westantarktischen Eisplatte. Wenn er
wegfällt, könnte hinter ihm noch sehr viel mehr Eis abschmelzen. Weil Gletscher
andererseits für ihre Unberechenbarkeit berüchtigt sind, kann gegenwärtig
niemand sagen, wie groß die Gefahr tatsächlich ist. Es spricht allerdings wenig
dafür, dass dieser Gletscher noch fünfhundert Jahre überleben wird. Für sein
baldiges Auseinanderbrechen gibt es dagegen eine Fülle von Hinweisen.
Mit
entscheidend für den Erhalt unseres gegenwärtigen Klimas sind zwei Faktoren:
die Stabilität des Nordatlantikstroms und die Temperatur in der oberen
Atmosphäre. Je größer die Temperaturunterschiede zwischen der oberen und der
unteren Atmosphäre, desto extremer das Wetter. Und, wie wir gesehen haben,
sinken die Temperaturen in der oberen Atmosphäre zurzeit rapide ab, weil die
Treibhausgase die Wärme mehr und mehr daran hindern, nach oben zu entweichen.
Bedingungen, die letztlich zu
einem Klimawandel führen werden, bauen sich jetzt gerade überall auf.
Wenden wir uns nun
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