Sturmwarnung
dem
arktischen Packeis zu, bei dem Wissenschaftler 1997 und 1998 einen in dieser
Form noch nie da gewesenen Schwund beobachteten. In Sibirien begannen Gebäude
einzustürzen, als der Permafrostboden auftaute und Grundsteine absackten. In
Alaska starben Millionen von Bäumen ab, weil Schmelzwasser ihre Wurzeln
überflutete.
Im September
1998 erklärte die National Oceanic and Atmospheric Administration, dass
der vorangegangene Monat weltweit der heißeste August seit Beginn der
Wetteraufzeichnungen und der achte Rekordaugust in einer ununterbrochenen Folge
von »heißesten Monaten« gewesen war. Dem Bericht zufolge lagen 1998 die
Durchschnittstemperaturen weltweit um 0,6 Grad Celsius über den Normalwerten.
In Paris meldete das Thermometer im August beinahe 40 Grad, und Neu Delhi
führte die Weltstädte mit einem Spitzenwert von 46 Grad an. Überall gab es
einen weit größeren Temperaturanstieg, als 1995 selbst die radikalsten
Erwärmungsmodelle vorausgesagt hatten. 1998 ging als das bisher wärmste Jahr in
die Geschichte ein, und 1999 bestätigte sich, dass die Temperaturen viel
schneller anstiegen, als man nur wenige Jahre zuvor vermutet hatte.
Auf den
ersten Blick könnte man meinen, dass wir in eine sich verselbständigende
globale Erwärmung schlittern. In einem solchen Szenario verliert die Erde
schließlich die Fähigkeit, genügend Wärme abzustrahlen, und die Atmosphäre
kapselt sich in einem Prozess unaufhaltsamer Erwärmung ab. Binnen weniger Jahre
erreichen die Temperaturen einen Punkt, von dem an die Umwelt, wie wir sie
kennen, zusammenbricht und die Erde wegen der dann radikal zunehmenden Erwärmung
letztlich nicht mehr in der Lage ist, Menschen oder andere höhere Lebensformen
zu ernähren. Bevor es so weit kommt, ist freilich davon auszugehen, dass das
Klima sein Gleichgewicht wieder findet. Anhand von grönländischen Eishöhlen
ließ sich feststellen, dass es vor der letzten plötzlichen Abkühlung schon
einmal ein unvermitteltes Ansteigen der arktischen Temperaturen um über 15 Grad
gegeben hat, das wahrscheinlich auf ein oder zwei Jahre beschränkt war.
Was unser
Wetter bestimmt, sind die ozeanischen Strömungen, genauer gesagt, die Art und
Weise, wie sie zirkulieren und Wärme über diesen Planeten verteilen. Wenn sich
die großen ozeanischen Strömungen verändern, wandelt sich mit ihnen auch das
Wetter. Und bei plötzlichen Veränderungen in diesen Strömungen reagiert das
Klima nicht minder schnell. 1997 berichtete Stefan Rahmstorf vom Potsdamer
Institut für Klimaforschung, dass der Golfstrom durch erhöhte Süßwasserzufuhr
in den Nordatlantik bereits geschwächt ist. »Die Nordatlantikströmung hat eine
bestimmte Toleranzschwelle. Wird sie überschritten, kann der Zyklus abrupt
zusammenbrechen.« Seinen weiteren Ausführungen ist zu entnehmen, dass dies im
22. Jahrhundert der Fall sein könnte. Doch, so warnt er, »es könnte auch viel
früher geschehen«.
Unsere Modelle zur globalen
Erwärmung beruhen auf der Menge an Kohlendioxid, die die Menschheit in die Luft
entweichen lässt. Dieses Gas wird vom Menschen erzeugt – der Betrieb von
Maschinen, die auf Verbrennung beruhen, Erzeugung von Strom mit Kohle und Öl
usw. – und mindert die Fähigkeit der Luft, Wärme nach außen abzugeben, die sie
von der Sonne absorbiert.
Der Mensch
erzeugt gegenwärtig jährlich etwa so viel Kohlendioxid, wie beim Ausbruch eines
kleinen Vulkans entsteht, aber anders als Vulkane hören wir nie auf, Gase auszuspucken.
Keines unserer Modelle sieht eine ungeplante Reduktion des
Kohlendioxidausstoßes vor, und ausnahmslos zeigen sie alle, dass der Gasanteil
in der Atmosphäre rapide zunimmt, eine Entwicklung, die sich im 20. Jahrhundert
ununterbrochen fortgesetzt hat.
Allerdings
begann der Ausstoß von Kohlendioxid auf einer sehr niedrigen Stufe. Sein Gehalt
in der Atmosphäre war in den letzten drei Millionen Jahren unglaublich niedrig.
Gemessen an dem, was sich auf der Erde abspielt, ist er immer noch so gering, dass
er so gut wie keine isolierende Wirkung hat. Ja, in der gesamten geologischen
Geschichte sind die Werte nur einmal niedriger gewesen. Das war vor 300
Millionen Jahren, lange vor dem Zeitalter der Saurier, als die Grundbedingungen
den heutigen sehr ähnlich waren. Damals spannte sich über das heutige Südafrika
eine gewaltige Eisdecke, und das Weltklima war rau und kalt.
Wann immer in
der Vorzeit die Eisbedingungen zurückkehrten, stiegen zuvor die Werte der
Treibhausgase an, um danach
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