Sturmwarnung
jäh abzufallen. In ihrem damaligen Sinken spiegelt
sich womöglich der plötzliche Klimawandel wider, den wir hier erörtern.
Momentan
befinden wir uns irgendwo auf dem Weg zu diesem Wandel. Die Temperaturen in der
Stratosphäre fallen. Die Oberflächentemperaturen dagegen steigen, vor allem in
der Arktis.
Anfang 1999
meldeten Wissenschaftler, die ein Jahr an Bord des kanadischen Eisbrechers Des
Groseilliers verbracht hatten, dass die Eiskappe am Nordpol unerwartet
schnell schmolz – und dass die Zerstörung des nördlichen Eises offenbar noch
schlimmere Folgen hat als das, was im Süden geschieht.
Im Rahmen des
an Bord der Des Groseilliers geführten Projekts SHEBA (Surface Heat
Budget of the Arctic), an dem sich insgesamt 170 Wissenschaftler beteiligten,
wurde anhand von Messungen ermittelt, in welchem Zustand sich die Arktis
befindet. Ihr Ergebnis bestätigt, was wir in diesem Buch festgestellt haben:
Vermehrte Eisschmelze führt zu einem verminderten Salzgehalt im benachbarten
Meer, und das bedeutet zunehmende Labilität des Eises in kurzen Er-wärmungs-
und Kältephasen.
In den 1970er
Jahren war das arktische Eis im Durchschnitt drei Meter dick. Was dann 1997
geschah, hat der Leiter des SHEBA-Projekts, Donald K. Perovich, so beschrieben:
»Unser erstes Problem bestand darin, eine Scholle zu finden, die dick genug
war. Wir stießen auf keine Proben, die dicker als eineinhalb bis zwei Meter
waren.« Mit anderen Worten: In nur zwanzig Jahren hat das Eis beinahe die
Hälfte seiner Masse eingebüßt.
Das Arktische
Meer, das flach und damit anfällig für rasche Veränderungen ist, wenn es von
Süßwasser überflutet wird, stellte sich als wärmer und salzärmer heraus, als es
22 Jahre zuvor gewesen war. Das bedeutet, dass eine beträchtliche Eismenge vor
dem Anlaufen von SHEBA geschmolzen war. Seit März 1999 neigt eine Reihe von
Wissenschaftlern zu der Vermutung, dass in wenigen Jahren ein großer Teil des
arktischen Eises zumindest in den Sommermonaten offenes Meer sein wird. Und
allem Anschein nach wird es binnen weiterer 25 Jahre bis zu 70 Prozent seiner
Masse verlieren.
Und damit noch nicht genug!
Im März 1999 ließ außerdem die Zeitschrift Science verlauten, dass die
grönländische Eisfläche schrumpft. Wie in der Antarktis bedeckt das Eis auf
Grönland festen Boden. Sein Schmelzen wird darum ein Ansteigen des Meeresspiegels
zur Folge haben. Schlimmer noch, es könnte zum gleichen Eisbruch wie in der
Antarktis kommen, und das Eindringen gewaltiger Süßwassermengen in die Ozeane
würde verheerende Überschwemmungen auf der ganzen Welt nach sich ziehen.
In bis dahin
unvermessenen Teilen der östlichen Eisplatte von Grönland hatte das Eis in den
vorangegangenen fünf Jahren pro Jahr beinahe 20 Zentimeter eingebüßt. Näher bei
der Küste betrug der Verlust im Schnitt 80 Zentimeter. Offenbar fließen die
Grönlandgletscher weit schneller als erwartet ins Meer. Damit wächst die
Wahrscheinlichkeit eines plötzlichen Abrutschens der gesamten Schnee- und
Eismasse.
Dr. Gerard
Bond vom Lamont-Doherty Observatory der Columbia University hat bestätigt, dass
der durch die Schmelze von immer mehr Eisbergen bedingte Abfluss von Süßwasser
ins Meer die ozeanischen Strömungen so beeinträchtigen und zum Versiegen
bringen würde, wie wir es beschrieben haben. Dr. George Alley erklärte dazu, es
bestünde die Möglichkeit, »dass noch mehr Süßwasser im Atlantik den Wandel
gewaltig beschleunigen würde«. Laut der New York Times vom 5. März 1999
zog er in diesem Zusammenhang einen Vergleich mit dem Umlegen eines
Lichtschalters: »Ein leichter Druck mag das System vielleicht noch nicht zum
Laufen bringen, aber sobald der Druck einen gewissen Punkt erreicht, geht es
schlagartig los.«
Den Prozess,
der dann in Gang gesetzt wird, haben wir ausführlich anhand von Beispielen aus
der Vergangenheit erörtert, die allesamt darauf hinweisen, dass es schon öfter
plötzliche Klimaveränderungen gegeben hat.
Und die Lage könnte ernster
sein, als viele vermuten. »Die Wissenschaftler haben keine Ahnung, wie nahe der
Schalter dem Umkippen ist«, warnte Dr. Alley.
Fassen wir
zusammen. Für einen plötzlichen Klimawandel und den Supersturm liegen bereits
folgende Voraussetzungen vor:
1. Die Luft an der Erdoberfläche
lässt wegen des Treibhauseffektes immer weniger Wärme entweichen. Infolge
dessen kühlt die obere Atmosphäre immer stärker ab. Je extremer die
Temperaturunterschiede, desto heftiger das
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