Sturmwarnung
Wetter.
2. Der Arktische Ozean wird salzärmer und wärmer.
Gleichzeitig schmilzt das Polareis, und der Abfluss von den Eisbergen nimmt zu.
3. Das antarktische Treibeis schmilzt ebenfalls und über
flutet den Südatlantik mit Süßwasser.
4. Die ozeanischen Strömungen werden schwächer.
Worauf läuft all das hinaus?
Wann kommt der Supersturm tatsächlich?
Wir wissen es
nicht. Nur, wenn der Klimaschalter kippt, dann geschieht alles sehr schnell.
Wenn ein
Wärmeeinbruch genügend arktisches Eis schnell genug zum Schmelzen bringt, ist
die Bühne für den Zusammenbruch der nordatlantischen Strömung bereitet. Und
wenn das geschieht, tritt auch das klimatische Chaos ein, über das wir in
diesem Buch spekuliert haben. Beim gegenwärtigen Stand der Dinge ist diese
Situation unausweichlich. Der Supersturm kommt, nur weiß niemand, wann.
Wird er so
heftig sein, dass er eine neue Eiszeit auslöst, oder wird er nur eine große
Katastrophe mit sich bringen? Auch das vermag niemand zu beurteilen. Können wir
etwas dagegen unternehmen? Zum Glück, ja.
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Hoffnung für die Zukunft der Menschheit
Auch wenn der Supersturm
vielleicht schon heraufzieht, haben wir auf dem Gebiet des Wissens den
Höhepunkt in der Geschichte der Menschheit erreicht. Während wir hinab in den
Abgrund der Zerstörung starren, erklimmen wir auch die höchsten Gipfel des
Intellekts.
An Dutzenden
verschiedenen Fronten macht das Wissen der Menschheit in einem Tempo
Fortschritte, das noch vor wenigen Jahren niemand für möglich gehalten hätte.
In die siebziger oder achtziger Jahre zurückzublicken heißt in eine sonderbare,
veraltete Welt blicken, die langsamer und kleiner war und mit ihrem in jeder
Hinsicht engen Horizont heute geradezu lachhaft beschränkt wirkt. Um Recherchen
anzustellen, ging man 1985 noch in die Bibliothek. Reisen mit dem Flugzeug
waren nur mit einem erheblichen Kostenaufwand möglich. Ein leistungsfähiger
Computer füllte ein ganzes Zimmer. Das Internet gab es nicht. Wenn wir in die
Zukunft schauten, auch in die des Wissens, sahen wir ein Grenzland mit lauter Mauern.
Und nicht nur das, die ganze Umweltsituation wirkte hoffnungslos. Es herrschte
Weltuntergangsstimmung, obwohl sich noch gar keine konkrete Gefahr abzeichnete,
wie das heute der Fall ist.
Die meisten
Vorhersagen, die 1985 umgingen, sprachen von einer verheerenden
Bevölkerungsexplosion, der Zunahme der Umweltverschmutzung und dem schnellen
Niedergang sämtlicher Lebensformen. Und verantwortlich waren ausschließlich
wir. Statt nur einer von vielen Faktoren in einem ungemein komplexen
allgemeinen Prozess zu sein, wurden wir als der einzige Auslöser gesehen.
Unsere gesamte Umweltplanung wurde folglich durch Schuldgefühle beeinträchtigt.
Die Fehler lagen irgendwie immer bei uns.
Trotz allem
reagierte die Menschheit auf die Umweltkrise.
Erreicht
haben wir Folgendes:
Die
Rüstungsausgaben fielen von einem Spitzenwert von einer Trillion Dollar im Jahr
1988 auf 700 Billionen Dollar 1996. Windstrom und Sonnenenergie sind heute um
ein Vielfaches billiger als vor 25 Jahren.
Allen – außer
vielleicht den optimistischsten – Voraussagen zum Trotz ist die Erdbevölkerung
deutlich langsamer gewachsen, als man 1985 angenommen hatte.
Kurz, weil
die Umwelt unsere Existenz in Frage stellt, antworten wir mit einer massiven,
die ganze Welt umfassenden Anstrengung, unser Überleben zu sichern. Und das
haben wir geschafft, obwohl die Umweltpolitik im mächtigsten Land der Erde
durch eine völlig verfehlte Debatte über ihre Notwendigkeit gelähmt wird.
Derselbe
Schalter, der ab einer bestimmten »kritischen Masse« die Umwelt schlagartig von
einem Zustand in einen anderen befördert, funktioniert auch in der menschlichen
Gemeinschaft. So wie die Umwelt allmählich eine Schwelle zum Negativen
erreicht, entwickelt die Menschheit ein Gegengewicht, das den Schalter
vielleicht wieder in die richtige, die von uns gewollte Richtung bewegt.
Ein Teil des
Wandels ist gesellschaftlicher Natur. Wir können uns heute kaum noch erinnern,
wie die geopolitische Lage vor nur 15 Jahren aussah oder wie es damals um
Wissenschaft und Technik bestellt war.
Die UdSSR war eine
unverrückbare politische Realität. Es gab nur wenige, die ernsthaft ihre
Langlebigkeit anzweifelten. Und welcher Politiker ging damals nicht davon aus,
dass in absehbarer Zukunft ein zentral gelenkter Sowjetstaat Osteuropa fest im
Griff haben würde?
Und doch –
binnen weniger Jahre war
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