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Sturmwarnung

Sturmwarnung

Titel: Sturmwarnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Art Bell , Whitley Strieber
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fest: Wenn der Strom
ausfiel, war der Krieg gegen den Sturm verloren.
    Warum Paris so erbittert
kämpfte? Weil es sich als das lebende Symbol der westlichen Zivilisation
verstand, der Hort der erhabensten Kunstwerke, das Zentrum des Abendlandes. Es
setzte sein eigenes Überleben mit dem der Zivilisation gleich, zu deren Geburt
es so viel beigetragen hatte.
    Darum
glühten die Lichter von Paris auch dann noch, als sich der dunkle Sturm über
die Stadt senkte. Natürlich hielten Tausende und Abertausende von Parisern all
die Maßnahmen für sinnlos und schlossen sich den Flüchtlingsströmen nach Süden
an. Aber sie waren nicht dumm. Darum zogen sie nicht etwa in Richtung Provence,
sondern strebten den Midi an, der vielleicht etwas kühler war, aber bestimmt
ein bisschen billiger.
    Inzwischen wurde eine auf
Paris zurasende Superzelle beobachtet, die zehn Zentimeter Schnee pro Stunde
und Winde mit Geschwindigkeiten von über 140 Kilometern mit sich brachte.
Dieser Sturm schlug in einem Moment zu, als bereits eine meterdicke Schneedecke
über der Stadt lag. Die kleineren Straßen hatte man bereits dem Sturm
überlassen müssen, und der Katastrophenschutz ging nun dazu über, nur noch die
Hauptverkehrsadern zu räumen.
    Paris war
vom Norden des Landes abgeschnitten. Die Versorgung über die Autobahn und die
Schnellstraßen in den Süden war zwar noch möglich, aber nach dem Zusammenbruch
der öffentlichen Ordnung wurden keine Nahrungsmittel mehr geliefert. Die Stadt
musste die ersten Rationierungen
hinnehmen, und diejenigen, die geblieben waren, begannen unter dem Mangel zu
leiden. Dennoch hatte die Stadt noch Strom, und solange der funktionierte, hieß
es allgemein, würde die Stadt durchhalten. Der Wind heulte durch die Streben
des Eiffelturms und um die Kuppel der Kirche Sacré-Coeur. Gewaltige
Schneeverwehungen trieben über die Champs-Elysées, die Avenue Foch und die Rue
de Rivoli. Die Gärten der Tuilerien waren unter einer weißen Decke begraben,
die Avenue Charles de Gaulle wurde unpassierbar.
    Paris, das in einer weiten
Ebene liegt, über die sich nur wenige niedrige Hügel erheben, wurde von immer
wütender werdenden Winden geschüttelt. In der ganzen Stadt brachen nun Dächer
ein; Dachziegel und Isolationsmaterial wurden durch die Luft geweht wie
Herbstlaub.
    Aus den
Hochhäusern am Montparnasse wurden Aluminium und Glasscheiben gerissen, sogar
Büromöbel flogen durch die Luft. Unmengen von zertrümmerten Autos,
Schreibtischen, Fensterrahmen, Markisen und Schutt jeder Art wurden durch die
Straßen gewälzt, verstopften Kreuzungen und lagen bald bis zu fünfzehn Meter
tief unter Schneeverwehungen.
    In den unter der Erde
gelegenen Abschnitten des U-Bahn-Netzes fuhr die Metro noch immer, aber die
Bahnhöfe mussten geschlossen werden. Die Innenstadt war inzwischen vollends
isoliert, als stünde sie unter Belagerung.
    Trotzdem
beharrte Paris weiter auf dem, was sein Flair ausmachte. Es starb nicht völlig.
So unglaublich es schien, aber eine Reihe von Kinos schafften es, den Betrieb
aufrechtzuerhalten. Wie? Niemand wusste eine Antwort. Aber es war Tatsache,
dass das Grand Rex »Dien Bien Phu« zeigte, ein trübsinniges Epos über das
Auseinanderbrechen des französischen
Indochina. Warum der Betreiber gerade diesen Film gewählt hatte, war nicht ganz
klar, aber irgendjemand hatte sich wohl etwas dabei gedacht. Das Studio 28, wo
Bunuels »Age d’Or« 1930 seine Premiere erlebt und öffentliches Ärgernis erregt
hatte, brachte rund um die Uhr eine Jerry-Lewis-Werkschau, die während der
Dauer des Sturms kostenlos war.
    Trotz
ausbleibender Lebensmittellieferungen bemühten sich viele Restaurants weiter um
die Kunden, wenn auch nur, weil die Inhaber die Stadt nicht mehr verlassen
konnten und darum nicht viel anderes zu tun hatten.
    Dann kam
es im Restaurant Jules Verne in der Nähe des Eiffelturms zu einer Tragödie. Der
Sturm drückte eine Fensterfront ein, und Gäste wie Personal mussten in aller
Eile evakuiert werden, allerdings nicht ohne Verluste. Eine unbekannte Anzahl
von Leuten blieb in den Trümmern zurück, vermutlich tot.
    Die
Rettungsdienste konnten den Betrieb nicht mehr aufrechterhalten. Die über die
ganze Stadt verteilten Leichen wurden nicht mehr gezählt, blieben liegen; es
wurde erst gar nicht mehr nach ihnen gesucht.
    Und der Sturm nahm immer
noch zu. Nachrichten aus Nordeuropa, egal aus welchem Land, blieben nun völlig
aus, bis auf ein schwaches Signal, von dem man annahm, dass es aus

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