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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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trat sich Splitter in die bloßen Füße, doch dann war er über die Palisade hinweg, ließ sich herabfallen und blieb einige Augenblicke mit klopfendem Herzen auf dem Boden liegen. Ein Einbruch in ein Sklavenlager. Clever, Jaquento! Wenn mich mein Vater jetzt sehen könnte … Der Gedanke war zunächst amüsant, doch dann rief er sich in Erinnerung, dass sein Vater ihm wohl, ohne zu zögern, die Wachen auf den Hals hetzen dann persönlich die Schlinge um denselbigen legen würde, was seine Erheiterung deutlich dämpfte.
    Das Seil ließ er auf der Innenseite baumeln und bewegte sich leise weiter in die Mitte des Lagers. Mit jedem Schritt kam ihm seine Idee närrischer vor; der Kommandant der Compagnie war zu schnell zurückgekehrt, als dass sie eine vernünftige Absprache hätten treffen können, und nun schlich Jaquento durch ein Sklavenlager, in der Hoffnung, dass ein verschrecktes Mädchen seine Nachricht an die sicherlich ebenso verschreckten Sklaven weitergegeben hatte.
    »Keinen Laut«, flüsterte eine tiefe Stimme mit schwerem Akzent hinter ihm. Sorgfältig darauf bedacht, nicht bedrohlich zu wirken, hob Jaquento die Arme, präsentierte die leeren Hände und nickte. Aus dem Schatten einer der Hütten trat eine dunkle Gestalt, gerade so weit, um als Mensch erkannt zu werden, aber nicht weit genug, um mehr als ein Schemen zu sein.
    »Hier.«
    Langsam folgte Jaquento der Stimme und hoffte dabei, dass sie wirklich zu einem der Sklaven gehörte. Kommandant Tangye wirkte nicht wie jemand, der mit sich spaßen ließ. Also huschte Jaquento zu der Hütte und duckte sich durch den Eingang.
    Drinnen saßen mehrere Menschen, vielleicht ein Dutzend, doch Jaquento konnte nicht sicher sein, dass sich in der fast vollständigen Dunkelheit nicht noch mehr verbargen. Betont ruhig kniete der junge Hiscadi am Eingang nieder und setzte sich auf seine Fersen. Unsicher, wie die Bräuche der Eingeborenen waren, schlug er sich leicht auf die Brust: »Mein Name ist Jaquento. Ich komme von dem Schiff in der Bucht«, sagte er.
    »Das wissen wir«, antwortete jemand leise, den Jaquento in der Finsternis kaum ausmachen konnte. Eine Atmosphäre der Bedrohung lag über der kleinen Versammlung, und er konnte das Misstrauen der Sklaven beinahe körperlich spüren. Er beschloss, gar nicht erst lange um den heißen Brei herumzureden.
    »Wir können euch vielleicht helfen.«
    »Wobei?«
    Die Frage überraschte den jungen Hiscadi.
    »Bei der Flucht.«
    »Woher weißt du, dass wir fliehen wollen?«
    Die Frage traf ihn unvorbereitet, und er schüttelte abwägend den Kopf. »Weil niemand gerne ein Sklave ist.«
    Er konnte nicht einschätzen, ob diese Antwort zufriedenstellend war; jedenfalls schwiegen die Sklaven nun.
    »Wir haben Schiffe und Seeleute. Nicht genug, um die Festung direkt anzugreifen, aber wir könnten die Besatzung beschäftigen.«
    »Warum solltet ihr das tun?«
    Seine Antwort formulierte der Hiscadi sehr sorgfältig: »Wir sind Feinde der Handelscompagnie. Wir wollen ihr schaden.«
    »Ihr seid Diebe?«
    »Es ist eher wie ein Krieg«, verdrehte der junge Hiscadi die Wahrheit gerade weit genug, dass die Eingeborenen ihn verstehen konnten. »Außerdem mögen wir keine Sklavenhalter.«
    »Du willst uns helfen, weil du die Blassnasen nicht magst?«, fragte die Gestalt ungläubig. Jaquento hob abwehrend die Hände.
    »Wir wollen die Schiffe dort in der Bucht in unseren Besitz bringen. Deshalb sind wir hier. Aber wenn wir uns gegenseitig helfen können, werden wir das tun. Wir müssten uns absprechen, ein Signal ausmachen, damit ihr selbst im richtigen Moment zuschlagen könnt.«
    Der Sprecher löste sich aus den Reihen der Sklaven und kroch ein Stück auf Jaquento zu, sodass Mondlicht auf sein Gesicht fiel. Bei der Einheit, das ist ja noch ein halbes Kind , fuhr es dem jungen Hiscadi durch den Kopf, doch er bemühte sich, seine Gesichtszüge unbeirrt freundlich und offen zu halten.
    »Warum sollten wir dir trauen? Vielleicht bist du ein Jeicacu’ !«
    »Ein was?«
    »Ein … schwarzes Auge? Einer, der die Unwahrheit sagt. Wer sagt uns, dass du nicht von der Compagnie bist?«
    »Niemand außer mir. Ihr solltet mir vertrauen, weil das eure beste Möglichkeit ist, von dieser Insel zu verschwinden. Wir sind Feinde der Compagnie, und wir werden unsere Ziele erreichen.«
    Der Junge schwieg und starrte nur forschend in Jaquentos Gesicht. Der junge Hiscadi mochte sich nicht vorstellen, was in dem Kopf des Sklaven vorging. Wie viel Angst und

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