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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Franigo, während er zu seiner Unterkunft eilte. Nicht Gold, nicht Geld, sondern Brot. Außer Atem rannte er die Stufen empor und sprang zu seinem Schreibtisch. Hastig kramte er feinstes weißes Büttenpapier, Feder und Tinte hervor. Die Worte flossen aus ihm heraus, direkt aus seiner verwundeten Seele auf das Papier, roh, ungeschlacht, doch wie Erz in ihrer Natur. Aus diesem Erz konnte im Schweiße des Angesichts eine stählerne Klinge gefertigt werden.
    Über allem steht, fürwahr,
    Die höchste Macht: der Goldsolar!
    Kein Meisterwerk, keine fein gesetzten Worte, doch der fiebrige Beginn eines Textes, der Franigo die ganze Nacht wach hielt, ihn nicht schlafen, essen oder trinken ließ, bis er am Morgen den letzten Strich gezogen hatte.
    Erschöpft lehnte er sich zurück. Sein Zorn auf sich selbst und seine Gönner war nun auf Papier gebannt. Doch weder würden die Worte Imerol zurückbringen noch die Welt in einer anderen Weise ändern. Sie sind Rauch im Wind, erkannte der Poet und schlich zu seinem Bett, in das er sich einfach fallen ließ. Mein Leben ist Asche und Staub.

JAQUENTO

    Über Brebant hing eine Stille, die Jaquento als erwartungsvoll empfand, obwohl sie eigentlich wohl nur der späten Stunde geschuldet war. Die Kapitäne hatten ihre Besatzung an Bord der Schiffe beordert. Noch vor dem Morgengrauen würden sie auslaufen, und dann würde keine Zeit mehr bleiben, die Betrunkenen einzusammeln.
    Zum Glück lag das Bordell nah am Wasser, sodass sie nun den größten Teil des Weges über die hölzernen Piers gehen konnten.
    Ein kleiner Schatten huschte vor ihnen über den Weg – eine schnelle, nachtgraue Katze. Empört blieb sie einen Moment stehen und betrachtete die beiden Störenfriede. Jaquento sah, dass sie etwas in ihrem Maul trug, einen Vogel, dessen Gefieder räudig gesträubt war. Wütend zischte Sinosh; vermutlich war er futterneidisch. Daraufhin sprang die Katze eilig davon, um ihre Beute vor dem seltsamen Trio in Sicherheit zu bringen.
    »Dem Jäger die Beute«, murmelte der junge Hiscadi.
    Pertiz blickte zu ihm herüber, sagte jedoch nichts.
    Endlich erreichten sie das Bordell, dessen schäbiges Äußeres auch die Dunkelheit der vorgerückten Stunde nicht verbergen konnte.
    »Ich hoffe, dass die Sache schnell geht. Vielleicht habe ich dann noch ein wenig Zeit für Serelle und ihre Schwester«, erklärte Pertiz, der in den letzten Stunden sehr wortkarg gewesen war. »Immerhin fahren wir bald in die Schlacht, und wer kann schon ahnen, was geschehen wird.«
    »Man sollte meinen, dass du andere Dinge im Kopf hast, Käpt’n.«
    »Ha! Du wirst noch früh genug lernen, dass man nehmen muss, was man kriegen kann, und vor allem, wann man es kriegen kann. Das Leben, und besonders das unsrige, ist kurz genug, Jaq, es lohnt nicht, auf bessere Gelegenheiten zu warten.«
    Mit diesen Worten öffnete Pertiz die Tür und betrat den schummrig erleuchteten Saal des Bordells. Doch abgesehen von Deguay und einigen Mannschaftsmitgliedern der Todsünde war dort niemand zu sehen. Den größten Teil der Seeleute kannte Jaquento nicht, aber es waren wohl einige der freigelassenen Sklaven der Wyrdem darunter. Weder Quibon noch Rahel waren mit von der Partie, wie der junge Hiscadi mit einer Mischung aus Erleichterung und Enttäuschung bemerkte.
    »Kapitän Pertiz«, rief Deguay und breitete die Arme aus. »Willkommen zu unserem kleinen Tête-à-Tête!«
    »Rénand.« Pertiz nickte. »Was hast du mit den Huren gemacht? Sind sie alle zu erschöpft, um noch anderen Gästen aufzuwarten?«
    »Nein, du alter Schmeichler. Ich habe sie lediglich mit einem ordentlichen Lohn in ihre Zimmer gesandt. Die haben das Geschäft des Jahres mit uns gemacht, aber heute Nacht können wir keine weitere Ablenkung mehr gebrauchen.«
    »Wohl wahr«, erwiderte Pertiz mit einem Seufzen. Jaquento, der schon die Müdigkeit in den Knochen spürte, gähnte. Einige andere taten es ihm gleich, nur manche der ehemaligen Sklaven blieben so ungerührt, als würden sie nicht müde. Oder als verstünden sie unsere Sprache gar nicht.
    »Nun, die Nacht wird kurz, also fassen wir uns am besten ähnlich kurz. Hast du über dein Anliegen nachgedacht? Alle Untiefen deines Plans ausgelotet?«
    »Ja. Ich glaube, dass wir es uns leisten können, die Sklaven aufzunehmen. Es ist riskant, aber die ganze Unternehmung ist schließlich gefährlich. Du und ich, wir beide verachten Sklaverei. Wir haben stets unseren Teil dazu beigetragen, den Sklavenhaltern in den Wein zu

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