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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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spucken. Wir sollten nicht jetzt damit aufhören, bloß weil uns der Reichtum winkt. Gerade jetzt nicht, Rénand.«
    »Ich verstehe«, entgegnete Deguay mit einem Lächeln. »Deine Worte haben etwas für sich.«
    Erleichtert blickte Jaquento zu Pertiz und sah überrascht, dass dieser die Stirn runzelte. Auch Sinosh hatte sich auf seiner Schulter vorgebeugt und sog die Luft neugierig in seine Nüstern, als gäbe es etwas anderes zu riechen als billiges Parfüm und abgestandene Lust.
    »Aber die Entscheidung steht«, fuhr Deguay fort. »Und deine nachdrückliche Ablehnung meiner Autorität ist für mich nicht länger hinnehmbar.«
    Jetzt lächelte Deguay nicht mehr, und in dem Bordell schien die Temperatur um einige Grad zu fallen. Unbewusst legte Jaquento seine Hand auf den Griff des Degens, und Sinoshs Leib pulsierte in leuchtendem Gelb und Rot.
    »Deine Autorität? Ich bin Kapitän der Windreiter , Rénand.«
    »Und unterstehst weiter meinem Kommando, wie wir abgemacht haben.«
    »Korrekt. Dennoch habe ich meine eigene Meinung und meinen eigenen Mund!«
    »Bist du dir da so sicher? Manchmal denke ich, dein Mund spricht die Worte eines anderen«, erwiderte Deguay mit einem Blick zu Jaquento.
    »Lass die Spielchen. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen, wie du weißt.«
    »Und du wirst mit ihnen leben müssen. Ich enthebe dich deines Kommandos und setze Quibon an deiner statt als Kapitän der Windreiter ein.«
    »Das kannst du nicht tun! Die Mannschaft hat mich gewählt, Rénand!«
    »Du wurdest durch einen Trick gewählt, Pertiz. Einen Trick deines Schülers hier, dessen Zunge Honig in deine Ohren träufelt, bis du die Stimme deiner eigenen Vernunft nicht mehr hören kannst.«
    Obwohl Deguays Worte beleidigend waren, blieb der Kapitän ruhig, sprach mit einer Nachsicht, die einem Caserdote zur Ehre gereicht hätte. Es war, als versuche ein Vater einen abtrünnigen Sohn zurückzugewinnen, obwohl dessen Flausen ihm missfielen.
    »Ich sagte, du sollst deine Spiele lassen. Ich bin Herr meiner Entscheidungen, ich bin Kapitän der Windreiter , ordentlich gewählt. Und ich lasse mir von dir weder den Mund noch das Denken verbieten!«
    »Du stellst meine Befehle infrage?«
    »Natürlich!«
    Inzwischen brüllte Pertiz fast, und Jaquento bemerkte, dass auch er die Hand an die Waffe gelegt hatte.
    »Zum Glück haben wir eine Möglichkeit, solche Streitigkeiten zu lösen. Den Kreis.«
    Lächelnd hob Deguay die Hände. Es ist tatsächlich ein Spiel, erkannte Jaquento resigniert, und er hat Pertiz in die Ecke manövriert. Entweder er kämpft, oder er verliert jegliche Achtung, ohne die er kein Kapitän mehr sein kann. So oder so bekommt Deguay, was er will.
    »Ein Duell. Wie passend«, bemerkte Pertiz trocken. Für einen Moment überlegte Jaquento, seine Waffe zu ziehen. Doch es war sinnlos; die anderen Piraten standen auf Deguays Seite. Keiner von ihnen würde auch nur einen Finger rühren, um ihnen zu helfen.
    »Lass mich kämpfen«, zischte er Pertiz zu.
    »Bist du verrückt?«, erwiderte dieser flüsternd. »Wie stünde ich dann da? Es geht um meine Ehre, mein Wort und mein Schiff. Würdest du einen anderen für dich kämpfen lassen, wenn deine Ehre auf dem Spiel steht?«
    Langsam schüttelte der junge Hiscadi den Kopf. Die Frage war lächerlich, ebenso wie sein eigenes Angebot, das er bereits bereute. Ein Mann focht seine eigenen Kämpfe. Niemand konnte in das Duell eingreifen, ohne das Ansehen eines der beiden Duellanten zu zerstören. Sie waren keine géronaischen Adligen, die sich extra für diesen Zweck Kämpfer hielten und so Duelle zu einer Farce machten, sondern Piraten und auf eine seltsam verdrehte Art und Weise Ehrenmänner, auch wenn sie einem Kodex gehorchten, der von den selbst ernannten zivilisierten Kreisen barbarisch genannt werden mochte.
    Ungeduldig tappte Deguay mit dem Fuß auf den Boden. In seiner Haltung und Mimik lag eine ungeheure Selbstsicherheit, die sogar Jaquento einschüchterte, obwohl er sich seiner Klinge sehr sicher war.
    »Nun? Wollt ihr noch ein Schwätzchen halten? Oder bekomme ich endlich eine Antwort?«
    »Du bekommst deine Antwort – und dein Duell«, erklärte Pertiz, der sich bereits das Wams aufknöpfte und den Hut auf einen abgeschabten Sessel warf. »Ganz, wie du es geplant hast.«
    »Ich bat dich, über alle Konsequenzen deines Handelns nachzudenken, mein Freund«, entgegnete Deguay mit einem feinen Lächeln. »Vielleicht hättest du das etwas gründlicher tun sollen.«
    »Das

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