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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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nicht. Du bist zu aufgebracht, und ich kann dir sagen, warum.«
    »Weil du Pertiz ermordet hast!«
    »Ermordet? Es war ein faires Duell, das er freiwillig angenommen hat. Von einem Mord kann man kaum sprechen. Nein, du bist wütend. Aber nicht auf mich, sondern auf dich.«
    Der Kapitän schwieg, während die ungeheuren Worte in Jaquentos Geist sanken und dort ihre Widerhaken in seine Gedanken schlugen. Immer noch hielten ihn mindestens drei Männer in ihrem Griff und zwangen ihn, weiter zu Boden zu starren.
    »Du verfluchter …«
    »Ruhig«, unterbrach ihn der Kapitän. »Sein Blut klebt an deinen Händen. Und damit meine ich nicht die rote Flüssigkeit, mit der du dich beschmiert hast, sondern die Schuld, die du auf dich geladen hast.«
    »Du bist wahnsinnig«, stieß Jaquento hervor.
    »Im Gegenteil. Ich sehe äußerst klar. Deutlicher als die meisten Menschen, fürchte ich. Deutlicher als du.«
    »Sag deinen Muskelprotzen, dass sie mich loslassen sollen.«
    »Alles, was in diesen schicksalhaften Momenten hier gipfelte«, fuhr Deguay ungerührt fort, »hat seine Wurzeln in deinen Taten und Worten. Du hast Pertiz mit deinem kleinen Trick zum Kapitän gemacht. Du hast …«
    »Darum geht es dir: Rache!«
    »Nein. Ich habe deinen Einfallsreichtum bewundert. Aber natürlich muss ich dich dennoch unschädlich machen, damit du so etwas nicht noch einmal abziehst. Es ist keine Rache. Du bestrafst dich selbst, glaub mir.«
    Wütend lehnte sich Jaquento gegen die Hände, die ihn hielten, auf, doch die Männer des Kapitäns pressten ihn unbarmherzig zu Boden.
    »Du hast Pertiz in diese Lage gebracht. Du hast ihn überredet, zu meutern. Du hast ihn so weit getrieben, bis er keine Wahl mehr hatte, als gegen mich zu kämpfen.«
    Darauf antwortete Jaquento nicht. Er spürte seinen Körper erlahmen, als wolle ihm dieser die Gefolgschaft verweigern. Als wende er sich von ihm, von dem Mörder, dem Verräter ab.
    »Du hast bei Pertiz ein offenes Ohr vorgefunden, weil dieser glaubte, in dir einen Seelenverwandten entdeckt zu haben. Und jeder seiner Schritte auf dem Weg in seinen Untergang trägt deine Handschrift. Wie passend, dass sein Blut jetzt von deinen Händen auf den billigen Teppich hier tropft – du hättest ihn auch gleich noch selbst töten können, dann wäre mir dieser finale, schmerzliche Akt erspart geblieben.«
    Diese Worte regten noch einmal Jaquentos Widerspruchsgeist an: »Du wolltest es doch so! Du hast alles vorbereitet, damit es so kommt!«
    »Natürlich. Während wir sprechen, übernimmt Quibon bereits das Kommando über die Windreiter .«
    »Es war ein abgekartetes Spiel«, fauchte Jaquento, dann murmelte er: »Rahel!«
    »Oh, Rahel hat Wache. Sie wird erst auf See von den Ereignissen erfahren; auch das ist eine kleine Sicherheitsmaßnahme. Du hast eine gefährliche Art, dir Menschen zugetan zu machen. Selbst jetzt noch hat sie eine weiche Stelle für dich in ihrem Herzen. Ich konnte nicht riskieren, dass du sie dazu bringst, eine Dummheit zu machen. Wie Pertiz.«
    »Alles nur ein Plan von dir, Käpt’n!« Jaquento spie das letzte Wort aus, als wäre es zu bitter, um es im Mund zu behalten. Er fühlte sich schmutzig, und auch wenn er es nicht wollte, zeigten Deguays Worte Wirkung; Schuld griff nach seinem Herzen, vermengte sich mit der Trauer. Wieder musste jemand wegen meiner Dummheit sterben.
    »Ich würde dich töten, Freund Jaquento, hier und jetzt, das kannst du mir glauben«, erklärte Deguay, und der junge Hiscadi zweifelte nicht eine Sekunde daran. »Aber ich musste Quibon versprechen, dass er dich bekommt. Armer Quibon, er leidet so sehr unter seiner Niederlage. Ich will gar nicht wissen, was er vorhat. Aber eines ist sicher: Er ist mir treu ergeben, deshalb wird dein Schicksal gewiss in meinem Sinne sein.«
    »Und ist das alles, was für dich zählt?«
    »Lass das. Unsere gemeinsame Zeit neigt sich dem Ende zu. Willst du mich nicht noch verfluchen? Mir drohen? Deine letzten Atemzüge für Verwünschungen nutzen?«
    Als Jaquento ihm diesen Gefallen nicht tat, seufzte Deguay und trat zurück.
    »Du bist zu schlau dafür, dir ist die Zwecklosigkeit bewusst. Gemeinsam hätten wir einiges erreichen können; zu schade, dass du dich gegen mich gestellt hast. Schafft ihn fort!«
    Mit einem Ruck wurde der Hiscadi auf die Beine gerissen. Er wehrte sich, doch ein Schlag in seine Magengrube ließ ihn aufkeuchen, und sie verdrehten seinen Arm, bis er vor Schmerz in die Knie ging. Dann bohrte sich eine Klinge

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