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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Waffen wie Regentropfen zu Boden. Die Piraten brachen in Jubel aus. Erschöpft ließ Jaquento den Degen sinken. Seine Wunden machten sich mit einem Mal bemerkbar, und sein ganzer Leib zitterte, als die Anspannung der letzten Sekunden ihn in einem schier endlosen Atemstoß verließ.
    »Bihrâd«, rief er über den Jubel hinweg, als er den Kopf des Mauresken entdeckte. »Sorg dafür, dass die Gefangenen entwaffnet und versorgt werden. Wir müssen Boote zu Wasser lassen und die Sklaven abholen. Und schick jemanden zu Mano. Die Hälfte von uns verdankt ihm ihr Leben.«
    Der dunkelhäutige Mann nickte und machte sich gleich daran, die Aufgaben zu delegieren und auszuführen. Als sich Jaquento an den Mast lehnte, kehrte auch Sinosh zu ihm zurück, mit kleinen Trippelschritten, Kopf und Schwanz stolz erhoben, als habe er das Schiff ganz allein gekapert. Im Gefecht war von der Echse nichts zu sehen gewesen.
    Weiter vorab näherte sich die Mantikor immer noch der Korvette, allerdings sehr langsam, da die Takelage der Fregatte ein einziges Trümmerfeld war. Weiter hinten in der Bucht sah Jaquento die Todsünde , die gerade unter vollen Segeln Kurs auf die offene See nahm. Für einen Augenblick dachte der junge Hiscadi, dass Deguay geschlagen worden war und sein Ziel verpasst hatte, doch schon blühten an den Masten des schwarzen Schiffes Segel auf. Fluchend beobachtete Jaquento, wie die beiden Schiffe ungehindert aus der Bucht ausliefen.
    Dann wandte er sich an den Kapitän: »Habt Ihr einen Maestre an Bord?«
    »Nein. Alle drei Maestre wurden an Bord der Totwey versetzt.«
    » Totwey ? Das schwarze Schiff?«, hakte Jaquento nach, und der Kapitän nickte. Nachdenklich blickte der junge Hiscadi zur Todsünde hinüber. Drei Maestre, und Deguay hat sie dennoch genommen. Ob Tareisa so mächtig ist? Oder konnten sie alle nichts gegen den Sog ausrichten, den Mano gespürt hat?
    »Mit wem habe ich die Ehre, Mesér? Und wie ist eigentlich der Name dieses schmucken Schiffes?«
    Der Kapitän verzog sein Gesicht zu einer säuerlichen Miene, dann verneigte er sich knapp: »Mein Name ist Wicfred Cann, Kapitän der Korvette Luchs von zwanzig Kanonen im Dienste der Königlich-Thaynrischen Handelscompagnie.«
    »Es ist mir eine Freude«, erwiderte Jaquento aufgeräumt. »Ich bin Jaquento, momentan Kapitän des freien Schiffes Windreiter . Ich muss Euch bitten, Euch nun zu Eurer Mannschaft zu gesellen. Und bitte, unterlasst jegliche Dummheiten; meine Leute sind wachsam.«
    »Sie haben Ihr Wort gegeben, dass der Besatzung nichts geschieht!«
    »Und zu meinem Wort stehe ich, Mesér. Seid vernünftig, und kein Haar wird Euch oder Eurer Mannschaft gekrümmt.«
    Noch einmal verneigte sich der Kapitän, auch wenn in seiner Miene stand, wie ungern er Jaquento Respekt zollte. Dann ging er hinab zu der großen Gruppe seiner Leute, die von einigen Piraten in Schach gehalten wurden. Andere liefen über das Deck, sammelten die Verwundeten ein und brachten sie zu der Windreiter hinüber, die inzwischen fest mit dem Schiff vertäut war. Wir müssen die Verbindung bald kappen, sonst treiben wir gemeinsam zur Küste und laufen auf Grund, stellte Jaquento fest. Für den Moment allerdings konnten sie noch nebeneinander liegen bleiben.
    Die Boote würden jetzt zum Strand gerudert werden und die ersten Sklaven abholen. Sie könnten die Luchs übernehmen und mit einer kleinen Mannschaft ausstatten, um die Befreiten besser unterbringen zu können. Auch wenn Deguay entkam, hatte Jaquento sein vordringlichstes Ziel erreicht.
    Noch während er darüber nachdachte, verwandelte sich die andere Korvette innerhalb eines Lidschlags in einen Feuerball, der Trümmerstücke Dutzende von Metern hoch in die Luft schleuderte. Die Explosion war ohrenbetäubend, und selbst auf diese Entfernung spürte Jaquento ihren Druck über sich hinwegrauschen. Einige Momente stand er ob der vernichtenden Zerstörungskraft mit offenem Mund da, und auch jedes andere Mannschaftsmitglied schien in der Bewegung erstarrt zu sein. Das Schiff hatte einfach aufgehört zu existieren. Nur noch Fetzen von Stoff, die durch die Luft trieben, und eine gewaltige, pilzförmige Rauchwolke kündeten davon, dass es überhaupt jemals in dieser Bucht gelegen hatte.

SINAO

    Im Innenhof war es überraschend still. Von der Bucht wehte noch der Lärm der Schlacht empor, aber nach dem hektischen, wilden Kampf um das Fort schien nun alles Leben aus dem Gemäuer entwichen zu sein. Als wäre es mit dem Blut fortgewaschen

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