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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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weitermachen! Oder sollen wir unsere Flagge streichen, weil wir so weich wie die Géronaee sind?«
    Mit wenigen Worten erklärte sie den Geschützmeistern ihren Plan, die sofort zu den Kanonen liefen. Dann wandte sich Roxane wieder an die Mannschaft.
    »Auf mein Kommando werft ihr euch in das Spill, wie ihr es noch nie getan habt. Jetzt! Feuer!«
    Die Backbordgeschütze feuerten wie aus einem Rohr. Der Lärm ließ Roxanes Ohren klingen, und für einige Augenblicke konnte sie im Pulverdampf nichts sehen. Doch sie brauchte ihre Augen nicht, denn sie spürte, wie das Feuer der Kanonen die Fregatte erzittern ließ und sie zur Seite drückte. Mit einem langsamen, fast zärtlichen Ruck schabte sie über die Sandbank; die Männer und Frauen drückten gegen die Spillspaken, das Schiff neigte sich. Und richtete sich wieder auf. Sofort spürte Roxane, dass die Mantikor flott war. Jubel brandete auf, aber sie brüllte: »Ruhe!«
    Die Mannschaft sah sie verdutzt an.
    »Gute Arbeit! Aber noch ist das Gefecht nicht gewonnen! Jeder an seinen Posten! Kappt die Ankertaue! Jetzt zeigen wir diesen Landratten, was eine Fregatte der Marine Ihrer Königlichen Majestät mit solchen Möchtegern-Kriegsschiffen macht!«
    Hochrufe ertönten, doch Roxane hastete zurück an Deck, gerade so schnell, wie es die Würde einer Offizierin zuließ.
    Auf der Korvette voraus wurde gekämpft. Das Schiff feuerte nicht mehr; dafür hörte man Musketenschüsse und wildes Geschrei. Hinter ihnen lagen die Windreiter und die zweite Korvette Seite an Seite und feuerten aus kürzester Distanz aufeinander. Der Rauch hüllte die beiden Schiffe ein, und Roxane konnte nicht sagen, was dort genau geschah. Immer wieder blitzte Mündungsfeuer in der grauen Pulverdampfwand auf, und es krachte und donnerte, wenn die Geschosse ihr Ziel fanden.
    Unschlüssig schaute Roxane einige Sekunden zurück, dann fasste sie die Korvette voraus ins Auge. Halt durch, Cearl!
    »Ihre Befehle, Thay?«, erkundigte sich der Rudergänger. Die Entscheidung fiel ihr überraschend schwer.
    »Ruder steuerbord! Dort drüben kämpfen Mantikore! Wir werden ihnen beistehen!«
    Langsam glitt die Fregatte aus der Bucht und entfernte sich von dem erbitterten Gefecht hinter ihr.

JAQUENTO

    Das unablässige Donnern der Geschütze, der aufsteigende Pulverqualm, das Schreien der Verwundeten, umherfliegende Splitter, Trümmer überall – das Deck der Windreiter war zu einer der Fünfzehn Höllen geworden, die Bihrâd so oft beschworen hatte. Der Wind trieb den Rauch der Korvette zu ihnen herüber, sodass Jaquento sich wie in dicken Nebel eingehüllt fühlte. Doch der Qualm dämpfte – anders als Nebel es vielleicht getan hätte – nicht den bestialischen Lärm der Schlacht.
    Die Korvette war wenig mehr als ein Umriss in den Pulverdampfschwaden, immer wieder in daemonisch flackerndes Licht getaucht, wenn das Mündungsfeuer die künstliche Dunkelheit erhellte. Die ganze Szenerie war unwirklich, vom Geruch des Rauchs und des Blutes bis hin zum Lärm des Gefechts. Jaquento lief das Deck entlang, feuerte die Mannschaft an, gab Befehle, von denen er nicht wusste, ob sie überhaupt gehört wurden, und von denen er nur hoffen konnte, dass sie die richtigen Entscheidungen transportierten.
    Wieder donnerte eine Salve der Korvette auf sie ein. Armlange Holzsplitter schossen durch die Luft, das ganze Schiff warf sich zur Seite wie ein bockendes Pferd. Beinahe hätte der Ruck den jungen Hiscadi von den Füßen geholt, doch er klammerte sich an ein Tau und hielt sich aufrecht. Sinosh saß auf seiner Schulter, aufmerksam, aber ohne Angst, als wären die Sinneseindrücke der Schlacht nichts Besonderes für das kleine Wesen.
    Während die Korvette noch Salven feuerte, waren sie schon längst zu Einzelfeuer übergegangen. Ihre wenigen Geschütze schossen, so schnell die Mannschaften nachladen konnten, aber Jaquento erkannte, dass ihre Feuerkraft nicht ausreichte.
    »Mano? Kannst du uns besser abschirmen?«, rief er dem Maestre zu, der mitten auf dem Achterdeck stand. Um den jungen Mann herum wehte der Rauch, doch er schien niemals näher als eine Handbreit an ihn heranzukommen. Geradezu unbekümmert blieb Manoel auch im härtesten Beschuss aufrecht stehen, nur mit einer dünnen Hose bekleidet und ohne jeden sichtbaren Schutz. Lediglich die Miene des Maestre und sein schweißbedeckter Oberkörper zeigten seine Konzentration, die Anstrengung, die er unternahm, um die gegnerischen Kugeln abzulenken. Grimmig schüttelte er

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