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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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veranlassen. Sobald ich Euch zum Anwesen meines Herrn gebracht habe.«
    »Natürlich. Ich hole nur meine Sachen aus meiner Unterkunft.«
    »Eure Besitztümer sind bereits auf dem Weg.«
    Obwohl die Nacht dunkel war, schien durch die Worte der Morgen nicht mehr fern, und er versprach im Licht der Sonne golden zu glänzen. Die Zukunft, bislang ein finsteres Tal voller Dornengesträuch und wilder Bestien, war nun eine grüne Aue.
    Selbstverständlich hatte Franigo nie gezweifelt, dass dieser Moment kommen würde, dennoch fühlte er sich befreit und auch ein wenig erleichtert. Sein Talent war entdeckt worden; nun war es lediglich eine Frage der Zeit, bis sein Name unsterblich sein würde.

ROXANE

    Das Schiff lag ruhig vor den beständigen Winden, welche die Überfahrt in die Sturmwelt begünstigten.
    Der Kapitän war zwar schweigsam, doch seine Befehle verständlich, und er kommandierte das Schiff tadellos.
    Roxane fühlte sich ebenso ruhig; seit Tagen hatte es keinen Zusammenstoß mehr an Bord gegeben, und die Offiziere aßen wieder gemeinsam am Tisch. Wie es ihr Recht war, gesellten sich der Maestre und der Caserdote oft zu ihnen, ebenso wie der kommandierende Offizier der Marinesoldaten, Leutnant Heric Cudden, dessen schweigsames Auftreten ihn unauffällig wirken ließ, obwohl er, wie Roxane wusste, eine wichtige Stellung an Bord innehatte. Der Leutnant, der seine rote Uniformjacke scheinbar nie ablegte, hatte sich ihr kurz angebunden vorgestellt, um danach kaum ein Wort mit ihr oder den anderen Offizieren zu wechseln. Hin und wieder warf sie beim Essen einen verstohlenen Seitenblick auf sein breites, vernarbtes Gesicht, er indes schien lediglich am Inhalt seines Tellers interessiert zu sein.
    Selbst Leutnant Hugham schien über die ihr angetane Schmach hinweggekommen zu sein und beteiligte sich nun wieder häufiger an den Gesprächen.
    »Sehr schade, dass Sie nicht etwas früher an Bord gekommen sind«, erklärte sie Roxane eines Abends und wies auf ihren Teller. »Wir hätten von Ihrem Anteil mehr davon kaufen können.«
    Mittlerweile waren die letzten frischen Stücke Fleisch aufgebraucht, und für den Rest der Fahrt würde Pökelfleisch auf dem Speiseplan stehen.
    »Sobald wir im nächsten Hafen einlaufen, mache ich meine Runde«, versprach Frewelling. »Jeder gibt seinen Teil, und ich werde sehen, was es in der Sturmwelt für Köstlichkeiten gibt. Bis dahin seien Sie doch froh, dass es überhaupt Fleisch gibt. Als ich noch ein Fähnrich war, da mussten wir …«
    »Oh! Seemannsgarn!«, unterbrach ihn Groferton. »Entschuldigen Sie mich bitte, Thay: Mein Magen ist schwach, und diese Geschichten tun das ihrige, um es so bleiben zu lassen.«
    Mit einer Verbeugung erhob sich der Maestre, lächelte aber, als er salutierte und dann die Messe verließ. Achselzuckend fuhr Frewelling fort: »Als ich noch Fähnrich war, aber schon auf der dritten oder vierten Fahrt, da hat uns das Amt für Viktualien Fässer mit Pökelfleisch von einem bis dato unbekannten Lieferanten zugeteilt. Als wir schon auf hoher See waren, stellten wir fest, dass die Salzlake aus den Fässern ausgelaufen war.«
    »Bei der Einheit! Aus allen?«
    »Aus fast allen. Haben Sie schon einmal Pökelfleisch gesehen, dass nicht eingelegt ist? Manche behaupten, es wird hart, doch ich weiß es besser: Es verrottet einfach. In einigen Fässern war nichts übrig als ein schlammiger Brei.«
    »Halbe Rationen?«, fragte Roxane den Leutnant.
    »Halbe Rationen, wie wahr«, bestätigte dieser. »Unglücklicherweise waren wir weit von freundlichen Häfen entfernt. Und schon bald litten wir alle Hunger. Und als der Schiffszimmermann uns Fähnrichen zwei Ratten anbot, die er gefangen hatte …«
    Triumphierend blickte sich Frewelling um. Alle hingen an seinen Lippen, für den Moment war das Essen vergessen. Was vielleicht auch besser so ist, dachte Roxane bei sich.
    »… da haben wir sie gekocht und verputzt!«
    Ein allgemeines Stöhnen ließ den Leutnant grinsen. Er hatte ein breites, sympathisches Lächeln, selbst jetzt, da er sich am Ekel der anderen erfreute.
    »Sie lachen, aber wir Fähnriche haben einen Sechsling pro Stück bezahlt. So schlimm ist es auch gar nicht – ein bisschen Meerrettich, und das Fleisch schmeckt fast wie Hühnchen«, schloss Frewelling seine Geschichte. Auffordernd blickte er in die Runde: »Ich bin doch nicht der Einzige hier, der schon einmal Ratte gegessen hat? Also bitte, wir sind Mitglieder der Königlichen Marine von Thaynric!

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