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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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selbstsicher«, murmelte Franigo. »So wie du auch.«
    Jetzt tanzten sie wirklich, schritten langsam im Kreis, beobachteten die Bewegungen ihres Gegenübers, den Blick immer auf die Klingen gerichtet.
    »Halt dein Maul«, fauchte der gedungene Mörder und machte einen Ausfallschritt, der Franigo zurücktrieb.
    »Wer hat dich bezahlt?«
    »Schnauze!«
    »War es wenigstens gutes Gold? Damit du seine Beerdigung bezahlen kannst?«
    »Halt dein Maul!«
    »Huh, viele Worte kennst du aber nicht, mein Freund, hm?«
    Ihre Klingen trafen einander, doch diesmal führte Franigo die Attacke. Er war nun in seinem Element, hätte beinah laut aufgelacht. Man wollte ihn tot sehen, und das ließ ihn sich lebendiger fühlen als seit Tagen. Ein Mann, der Freunde hat, mag wohlhabend sein, doch ein Mann, der Feinde hat, ist reich!, sagte nicht von ungefähr ein hiscadisches Sprichwort.
    »Wie viel bin ich wert? War es genug?«
    »Halt dein …« Weiter kam der Mann nicht, denn für den letzten Stoß war er zu langsam gewesen. Sein Dolch hatte die Klinge hinabgedrückt, doch nun fuhr sie ihm in den Leib, anstatt sein Herz zu treffen. Seine Augen wurden groß, sein Mund war aufgerissen, und er seufzte entsetzt, da ihm die Waffen aus den kraftlosen Fingern glitten. Er fiel nicht, sondern er sank zur Erde. Sein Fuß kratzte über den Boden, und sein Arm zuckte.
    Mit einem Tritt beförderte Franigo erst den Degen zur Seite, bevor er den Parierdolch aufhob und an seinem Rücken in den Gürtel schob. Den Mantel warf er sich wieder um die Schultern, hob seinen Hut auf, klopfte gewissenhaft den Staub von ihm ab und setzte ihn auf. Sorgfältig wischte er die Klinge seines Degens am Wams des Gestürzten sauber, bevor er sich neben ihn kniete und die Wunde begutachtete.
    »Das sieht nicht so gut aus«, stellte er nüchtern fest. »Aber besser als bei deinem Messergesellen.«
    Mit der Rechten zog er den Umhang des Verletzten heran und schnitt mit dem Dolch ein Stück heraus.
    »Bring es zu Ende«, flüsterte der Mann keuchend, aber Franigo beachtete seine Worte nicht.
    »Hier, press das auf die Wunde. Ich schicke jemanden, der dich wieder zunäht. Du solltest dennoch beten, Freund, für deinen Kumpan, aber auch für dich. Bei Bauchwunden weiß man nie.«
    Ohne sich weiter um den Mann zu kümmern, schnitt er ihm den Beutel vom Gürtel, ging dann zu dem Toten und nahm auch diesem sein Geld. Kein Arzt der Stadt würde ohne vorherige Bezahlung mitten in der Nacht hierherkommen, und Franigo sah nicht ein, dass er auch noch selbst für den auf ihn angesetzten Degenhelden in die Tasche greifen sollte. Zudem würden ihm die kleinen, dafür aber prall gefüllten Beutel einen Aufschub bei seinen Gläubigern ermöglichen, vielleicht sogar neue Kleider, um bei Hof besser aufzutreten.
    Ein leises Lied summend, wollte er schon den Hof verlassen, als eine Gestalt um die Mauer bog und ihm den Weg versperrte. Argwöhnisch legte der Poet die Hand auf den Griff des Degens. Der Neuankömmling wirkte nicht wie ein Wächter, doch angeblich gab es inzwischen sogar Ordnungshüter, die sich als einfache Bürger tarnten, und in Géronay konnte man ohnehin niemandem trauen.
    »Seid Ihr der Schreiber Franigo?«
    »Schreiber ist wohl kaum der passende Ausdruck. Das klingt nach einem Notar oder nach einem Mann, der für einen Achtellunar schwülstige Liebesbriefe und dergleichen verfasst. Ich bin Poet, Dramatiker und Schriftsteller, Mesér, doch Ihr habt recht: Mein Name ist Franigo …«
    Bevor er sich jedoch ganz vorstellen konnte, ertönte in der Nacht ein Ruf, und der Fremde winkte ihn heran. Von Nahem sah der Mann weitaus weniger bedrohlich aus. Er trug eine rote Livree mit goldenen Litzen und eine teuer gefertigte, gepuderte Perücke.
    »Mein Herr hat Euer Stück gesehen und war davon angetan. Sehr angetan. Er möchte bei Euch ein weiteres Stück in Auftrag geben. Vielleicht sollten wir diesen Ort verlassen?«, schlug der Diener mit einem Blick auf die beiden Opfer von Franigos Fechtkunst vor.
    »Sicherlich, Mesér«, erwiderte dieser und hoffte, dass man im Schatten seines Hutes das breite Grinsen nicht sehen würde. Über die Schulter rief er spöttisch zurück: »Meine Schreibkunst hat nun, wie erwartet, ihre Bewunderer gefunden.«
    Mit einer Verbeugung wies der Livrierte ihm den Weg, und der Poet verließ den Hof.
    »Da fällt mir ein«, erklärte er aufgeräumt, »einer der Männer dort benötigt einen Arzt.«
    »Ich werde mich darum kümmern und das Nötige

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