Sturmwelten 01
géronaischen Sumpfmücken Feuer unter ihren kleinen Ärschen! Fette Prisen und fette Beute erwarten uns!«
Ohne auf den Jubel seiner Besatzung zu achten, ging der Kapitän wieder unter Deck und ließ Roxane mit ihren Gedanken und der wiederkehrenden Übelkeit zurück.
»Ich zeige Ihnen Ihr Quartier, Leutnant«, schlug Frewelling vor. »Und dann werde ich mich darum kümmern, dass wir endlich von der Küste fortkommen.«
Während sie in den Achteraufbau stiegen, flüsterte Leutnant Frewelling: »So ist er immer. Die Besatzung liebt ihn.«
»Ich empfand es als … als befremdlich, vor den gemeinen Seeleuten die Einzelheiten meiner Karriere berichten zu müssen«, erwiderte Roxane, die sich mit einer Hand an der Wand abstützte, um nicht von den ungewohnten Bewegungen des Schiffs umgeworfen zu werden. Frewelling schien damit keine Probleme zu haben, sondern ging zielstrebig nach hinten. Er warf Roxane einen warnenden Blick über die Schulter zu, als sie die Offiziersmesse betraten, die jedoch leer war. Vor einer schmalen Tür blieb er stehen: »Das ist Ihre Kammer, Leutnant. Ich habe sie nach Leutnant Pordes Ableben räumen und säubern lassen. Wenn Sie Hilfe benötigen, kann ich Ihnen noch jemanden schicken …«
Die Frage hing unausgesprochen in der Luft, aber Roxane schüttelte den Kopf: »Nein. Ich komme allein zurecht, Thay. Vielen Dank.«
»Bald stechen wir in See, dann verschwindet der Geist der Untätigkeit von diesem Schiff. Ein wenig Bewegung ist immer gut für ein Schiff. Mehr Disziplin, weniger Krankheiten.«
»Natürlich. Ich freue mich, wieder auf See zu sein, Thay.«
Leutnant Frewelling nickte. Bevor er sich entfernte, sagte er noch: »Ich schicke einen Fähnrich, um Sie zur Besprechung mit dem Kapitän holen zu lassen. Sie haben genug Zeit, Leutnant Hedyn.«
»Ich danke Ihnen, Thay.«
Die Kammer war klein, aber weitaus geräumiger als das Quartier, das sie sich auf der Königin Leofwyn mit den anderen Fähnrichen hatte teilen müssen. Eine Koje hing von der Decke, es gab einen einfachen Tisch und zwei Stühle. Vor allem jedoch gab es eines, was auf einem Kriegsschiff unendlich selten und damit kostbar war – Privatsphäre. Dankbar, endlich allein zu sein, lehnte sich die junge Frau an die Wand, warf den schweren Mantel über einen Stuhl, lockerte ihr Halstuch und öffnete die Weste. Gierig atmete sie tief ein und versuchte die Übelkeit, die ihr in den Hals stieg, zu unterdrücken. Noch ein paar Tage , versuchte sie sich selbst zu beruhigen, dann ist es vorüber . Sie verfluchte die Seekrankheit, die sie immer wieder überfiel, wenn sie zu lange an Land gewesen war, egal wie lange sie nun schon zur See fuhr. Die Erfahrung lehrte sie, dass die Übelkeit vorüberging, doch so lange musste sie das ständige flaue Gefühl in ihrem Leib überstehen, ohne vor den Seeleuten das Gesicht und damit das Ansehen und den Respekt zu verlieren. Hier unter Deck, ohne den Horizont und die frische Luft, war es noch schlimmer. Aber dafür war sie nicht den Blicken der Mannschaft ausgesetzt und konnte, zumindest für den Augenblick, die Disziplin hinter sich lassen. Sie goss Wasser aus einer Karaffe in die bereitstehende Schüssel und feuchtete ihre Schläfen an. Dann atmete sie einige Male tief ein und aus, um den Würgereiz zu unterdrücken. Mit einer Hand löste sie das Band aus ihrem Zopf und strich sich mit nassen Fingern durch die blonden Locken, bevor sie das feuchte Haar wieder streng zurückband. Sie genoss die Ruhe einer eigenen Kammer.
Bis es an ihre Tür klopfte. Sofort zog Roxane ihr Halstuch fest und begann hektisch, die Knöpfe ihrer Uniform zu schließen. Erst als sie ihr Aussehen für halbwegs präsentabel hielt, öffnete sie die Tür.
»Darf ich Sie an Bord der Mantikor willkommen heißen, Leutnant? Mein Name ist Galfrid Sellisher, ich habe die Ehre, der Kaplan dieses feinen Schiffes zu sein.«
Der Sprecher war gut einen Kopf größer als Roxane, die selbst eher von durchschnittlicher Größe war. Er trug eine recht schmucklose Uniform ohne Degen an der Seite und auch keine Kopfbedeckung. Seine Haltung war gebeugt, als ob eine Last ihn nach unten zöge, aber obwohl er bereits einige Jahre gesehen haben musste, wie die grauen Strähnen in seinem braunen Haar zeigten, war er nicht sehr alt. Vielleicht Mitte vierzig , schätzte Roxane für sich, während sie antwortete: »Es ist mir eine Freude, Sie kennenzulernen, Thay. Leutnant Roxane Hedyn, zu Ihren Diensten.«
»Die Freude liegt ganz bei
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