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Sturmwelten 01

Sturmwelten 01

Titel: Sturmwelten 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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stärker wird, dann wird mein Fehlverhalten bedeutungslos. Tote kommen nicht vors Kriegsgericht.
    In diesem Moment klopfte es an die Tür, und eine Stimme rief: »Leutnant Hedyn? Der Kapitän wünscht Sie zu sprechen.«
    »Einen Augenblick, ich komme«, antwortete sie matt und schälte sich aus ihrer Koje. Mit ungeschickten Fingern knöpfte sie ihre letzte noch trockene Uniformjacke zu und band sich das Haar zurück. Erst als sie mit ihrem Aussehen zufrieden war, öffnete sie die Tür. Sie würde auf keinen Fall schlampig gekleidet vor den ohnehin schon erzürnten Kapitän treten.
    Vor der Tür stand ein junger Marinesoldat, dessen graues Gesicht in hartem Kontrast zu seinem scharlachroten Uniformrock stand. Ohne ein Wort drehte er sich um und führte sie nach achtern zur Kajüte des Kapitäns, deren Tür offen stand. Als Roxane eintrat, sah sie zu ihrem Erstaunen, dass sowohl der Maestre als auch der Caserdote und Leutnant Hugham anwesend waren. Mit unbewegtem Gesicht grüßte sie den Kapitän, der unwirsch mit einer Hand neben Hugham deutete: »Ihr Platz ist dort, Leutnant.«
    Schweigend setzte Roxane sich. Offensichtlich hatte der Kapitän Zeugen gerufen, die ihrer Bestrafung beiwohnen sollten. Vielleicht würde er es bei einem Tadel bewenden lassen, aber selbst das würde ihrer Karriere schweren Schaden zufügen. Kein Kapitän würde aufsässige Offiziere an Bord nehmen.
    »Ich habe sie alle hier zusammengerufen«, begann Harfell seine Ansprache, »um über einige äußerst beunruhigende Entwicklungen zu sprechen.«
    Noch während er dies sagte, versuchte Roxane sich innerlich zu stählen; sie wollte keinesfalls, dass sich ihre Gedanken auf ihrem Gesicht zeigten, wollte wenigstens einen letzten Rest Würde bewahren.
    »Berichten Sie ihnen, was Sie mir berichtet haben, Maestre«, befahl der Kapitän, und entgegen ihrem Willen blickte Roxane ihn erstaunt an. Während sie noch versuchte, sich zu fangen, hüstelte Groferton und holte tief Luft.
    »Dies ist kein gewöhnlicher Sturm. Trotz des Verbotes, meine Kräfte hier an Bord einzusetzen«, erklärte der Maestre mit einem finsteren Seitenblick auf den Caserdote, der jedoch ungerührt schien, »komme ich nicht umhin, dies zu bemerken. Es ist, als ob sich gewaltige Energien entladen, und zwar reinste Vigoris, in einer Machtfülle, die ich noch nicht erlebt habe. Und von der, meines Wissens nach, auch bislang keine Aufzeichnungen existieren.«
    Erwartungsvoll blickte der kleine Mann in die Runde, doch als alle schwiegen, verzog er mürrisch das Gesicht.
    »Gut, dann will ich es noch einmal … einfacher erklären. Dies ist ein neues Phänomen. Und zwar eine gewaltige Entladung ungeformter Magie, um es mit den Worten eines Laien zu sagen.«
    »Eine Waffe unserer Feinde?«, fragte Hugham mit einem vorsichtigen Blick auf den Kapitän.
    »Unwahrscheinlich, Leutnant«, erwiderte Groferton aufgeräumt. »Sehen Sie, erstens ist diese Entladung weitaus größer, als ein Maestre sie erzeugen könnte. Sie übersteigt die Macht einer ganzen Kabale von Magiern; Hunderte würden nicht ausreichen, um so viel Vigoris freizusetzen. Zweitens handelt es sich um eine rohe, ungeformte, urtümliche Kraft. Man könnte, in einem sehr viel kleineren Rahmen, sicherlich etwas Derartiges bewerkstelligen, aber in diesem Maßstab? Das würde die Beteiligten zerreißen – ungeformt ist Vigoris unberechenbar. Nicht umsonst ist die Ausbildung zum Maestre hart und lang, und nur die wenigsten schaffen sie. Nur wer den höchsten Ansprüchen genügt, kann …«
    »Danke, Maestre«, unterbrach ihn der Kapitän. »Was Sie uns sagen wollen, ist, dass es sich um eine natürliche, wenn auch außergewöhnliche Erscheinung handelt? Sind Sie ganz sicher? Es wäre eine potente Waffe, um die Mantikor außer Gefecht zu setzen, nicht wahr?«
    »Das wäre sehr unwahrscheinlich. Ein solcher Aufwand für eine simple Fregatte?«
    »Unterschätzen Sie niemals die Heimtücke des Feindes, Maestre! Das sind Hunde, ihre Spione sind überall, sie wollen uns alle vernichten!«
    »Ja, Thay.« Der Maestre blickte den Kapitän nicht an, sondern hustete nervös in ein Taschentuch.
    »Können Sie etwas dagegen unternehmen?«, wandte Harfell sich ruhiger an Caserdote Sellisher. »Die Energie neutralisieren vielleicht?«
    Nachdenklich kratzte der Caserdote sich am Kopf, bevor er diesen schüttelte.
    »Nein. Wie Maestre Groferton schon sagte, die Vigoris ist unglaublich stark. Zudem scheint sie sich über das gesamte Gebiet des

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