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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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längsseits, Thay. Ein Fischerboot, Einmaster. Es wurde eine Nachricht für Sie abgegeben.«
    Sie warf einen unruhigen Blick auf Manoel, als erwarte sie, dass er sie jeden Moment mit einem Zauberspruch belegen würde. Obwohl an Bord jedes Vollschiffes der Königlichen Marine ein Maestre Dienst tat, war Aberglauben unter den Seeleuten weit verbreitet – und auch unter den Offizieren nicht unbekannt, wie Tarrens Blick dem Admiral deutlich verkündete.
    »Vielen Dank, Thay«, entgegnete Thyrane ungerührt und nahm das schmale, gefaltete Papier entgegen. Als Tarren stehen blieb, sah er sie mit hochgezogener Augenbraue an: »Noch etwas, Leutnant?«
    »Nein, Thay.«
    Immerhin verstand sie den Wink und verließ die Kajüte schleunigst wieder.
    Thyrane lächelte seine Gäste an. »Entschuldigen Sie mich einen Augenblick.«

    Ohne auf eine Antwort zu warten, faltete er die Nachricht auf. Nur wenige Zeichen fanden sich auf dem Zettel, nicht mehr als eine Positionsangabe und ein Wort: Oxarre. Zufrieden steckte Thyrane den Brief in seine Uniform. Jetzt hielt sie wirklich nichts mehr in Lessan, und sie konnten dieser Angelegenheit endlich auf den Grund gehen.
    »Gute Neuigkeiten?«, fragte Manoel mit Unschuldsmiene, und der Admiral nickte.
    »Durchaus, mein junger Freund. Wir werden wohl bald auslaufen.«
    »Das Schiff fährt gegen die Compagnie, nicht wahr?«, fragte Sinao unvermittelt. Ihre Augen waren wieder auf Thyrane gerichtet, und es war ihm, als durchschaue sie ihn bis auf den Grund seines Selbst. Stumm nickte er.
    »Dann will ich mit«, erklärte die junge Frau mit fester Stimme. »Ich will, dass sie für alles, was sie getan haben, büßen. Ich will ihnen wehtun. Ich will Rache.«
    Der dunkle Ton in ihrer Stimme nahm ihr jegliche Unschuld, alles Kindliche fiel von ihr ab.
    Thyrane zweifelte keinen Moment daran, dass sie genau meinte, was sie sagte. Und es fröstelte ihn bei dem Gedanken daran, was dieses halbe Kind so weit getrieben hatte.

JAQUENTO

    Die Uniform war zu eng, und so klaffte die Jacke an der Brust ein wenig auf. Zudem konnte Jaquento die Arme nicht ganz ausstrecken, da ihn der Stoff an den Schultern hemmte. Die Lösung des Problems erwies sich jedoch als einfach, auch wenn er sie unabsichtlich herbeiführte – als er sich reckte und streckte, riss der Stoff schließlich an der Rückennaht.
    »Ich fürchte, ich brauche einen Mantel«, stellte der junge Hiscadi fest und versuchte, den Riss zu ertasten. Da die Jacke dabei aber nur weiter riss, gab er seine Bemühungen rasch auf und setzte stattdessen den Tschako auf. Er baute sich vor ihrer kleinen Gruppe auf, legte die Hand lässig auf den Säbel und sah sie herausfordernd an. »Und?«
    »Sie sehen aus wie ein Junge, der die zu kleine Uniform seines Bruders auftragen muss«, entgegnete Groferton und schniefte. Tatsächlich waren die Ärmel zu kurz, und die Hosen wirkten nur deswegen nicht lächerlich, weil er sie in die hohen Stiefel stecken konnte. Die wiederum drückten überall unangenehm, und Jaquento meinte bereits spüren zu können, wie sich Blasen auf seiner Haut bildeten.
    Die Uniform des Maestre sah an diesem nicht besser aus, nur war sie in seinem Fall zu groß.
    »Dann passt es ja«, scherzte Jaquento. »Ihr tragt die Uniform Eures großen Bruders, ich die meines kleinen.«

    »Niemand wird uns das abkaufen. Ich kann nicht einmal Géronaisch! Leutnant Hedyn hätte diese Rolle übernehmen sollen.«
    »Ich hätte mich allerdings als mein kleiner oder größerer Bruder ausgeben müssen. Leider dienen bei den Géros keine Frauen in der Armee«, konterte die Erwähnte und steckte sich die erbeutete Pistole in den Bund ihrer Hose. Ihre Stimme war undeutlich, da sie den Gurt des Pulverhorns mit den Zähnen hielt. Als sie mit dem Sitz der Waffe zufrieden war, warf sie sich das Pulverhorn über die Schulter.
    »Dann hätten wir Ihnen einen Schnurrbart malen können oder Ihren Kragen hochgeschlagen …«
    Der Maestre wurde von Bihrâds Lachen unterbrochen und blickte den Mauresken finster an.
    »Es ist entschieden, Thay«, stellte Roxane fest, die sich noch eine Tasche überwarf und sich dann umsah: »Meine Herren? Sind Sie bereit für den Aufbruch?«
    Jaquento nickte. Es hatte sie eine gute halbe Stunde gekostet, die beiden Pferde wieder einzufangen. Auch wenn die Tiere ausgebildet und an Kampfgetümmel gewöhnt waren, hatte sie der Tod der beiden Reiter erschreckt. Keiner der vier konnte sonderlich gut mit Pferden umgehen, und so war die Aufgabe

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