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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Jaquento zugefallen, der zumindest über ein wenig Erfahrung im Umgang mit den Reittieren verfügte.
    »Maillot?«, wandte sich Roxane noch einmal an LeSorre, der die ganzen Vorbereitungen missmutig betrachtete. Sie hatten ihm bis auf Uniformrock und -mantel praktisch alle Kleidungsstücke abgenommen, die ihnen passend erschienen waren, und so saß der Mann nun recht spärlich bekleidet am Feuer.
    »Ich protestiere noch einmal gegen diesen Diebstahl«, verkündete der Kapitän und strich sich über den Bart.
    Die junge Offizierin baute sich vor ihm auf. »Ihr Protest
wird zur Kenntnis genommen, Kapitän. Leider lassen uns die Umstände keine andere Wahl, auch wenn ich es sehr bedauere. Ich hoffe, dass Sie unsere Begegnung dennoch in bester Erinnerung behalten, Thay. Ich muss Sie allerdings noch einmal fragen: War Maillot Ihr Zielhafen?«
    Jaquento hörte den harten thaynrischen Akzent inmitten der fließenden géronaischen Worte sofort heraus. Roxane sprach langsam wie jemand, der sich erst wieder daran erinnert muss, was dieses oder jenes Wort in einer fremden Sprache bedeutet. Der Hiscadi selbst hatte in seinem früheren Leben reichlich Gelegenheit gehabt, sein Géronaisch zu verbessern, und er war sich recht sicher, dass er zur Not als einer der Besatzer durchgehen konnte.
    »Ja«, bestätigte LeSorre, dann erhob er sich steif und verneigte sich. »Ich wünsche Euch viel Glück, Capitane Hedyn. Ihr werdet es brauchen können.«
    »Vielen Dank, Kapitän. Ihr Versprechen …?«
    »Mein Wort gilt, selbstverständlich.«
    Roxane schien dies zu genügen, denn sie salutierte und wandte sich Jaquento zu, der mit den Achseln zuckte. Wenn ihr das Ehrversprechen genügt, dann soll es mir auch recht sein Mit einem prüfenden Blick auf Bihrâd und Groferton erklärte die Offizierin: »Das Beste wird sein, wir teilen uns ein Pferd, und der Maestre reitet mit Ihrem Freund. Je ein Soldat zusammen mit einem Zivilisten, das sollte weniger Aufmerksamkeit erregen. Und so verteilen wir die Last so gut wie möglich.«
    Der junge Hiscadi nickte. Er und Bihrâd waren größer als die anderen beiden, und sie muteten den armen Tieren ohnehin genug zu. Lange würden sie das nicht durchhalten, und wenn ihr Plan Erfolg hatte, würde das auch nicht nötig sein, aber erst einmal mussten sie die nötige Eile an den Tag legen. Selbst wenn LeSorre tatsächlich sein Wort hielt und sie nicht
verriet, war es besser, schnell viel Wegstrecke zwischen sich und den Ort des Kampfes zu bringen.
    Wir müssen dorthin , meldete sich Sinosh plötzlich und ungebeten und reckte das Köpfchen in Richtung Norden. Jaquento, der die Meinung der Echse teilte, wies ebenfalls in diese Richtung: »Wir folgen der Küstenstraße. Früher oder später erreichen wir ein Dorf oder einen Hof. Dort können wir uns versorgen.«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, löste der Hiscadi die Zügel seines Pferdes von dem Felsen, an dem er sie befestigt hatte, und stieg in den Sattel. Er reichte Roxane seine Hand und zog sie hinter sich hoch. Ihre Arme schlangen sich um seinen Körper, und für einen winzigen Moment stockte ihm der Atem, als ihre Hände warm über seinen Bauch glitten. Seine Gedanken wanderten nach Lessan zurück, zu ihrer Begegnung im Garten des Gouverneurs. Welch seltsame Spiele das Leben mit uns spielt . Gestern war ich noch ihr Gefangener und wünschte mir, ich könnte ihr den Hals umdrehen . Dann sah er, dass Bihrâd und Groferton ebenfalls aufgesessen waren, und er trieb sein Tier vorsichtig an. Es war unter der Last bockig, und er hatte schon lange nicht mehr im Sattel gesessen, aber nun erinnerte er sich wieder an die Bewegungen wie an einen lange vergessenen Freund. Sie ritten in leichtem Trab zur Küstenstraße und bogen Richtung Norden in diese ein.
    »Bequem?«, erkundigte sich Jaquento. Er spürte Roxanes Atem im Nacken, und die kleinen Härchen am Haaransatz stellten sich dort auf.
    »Ich bin schon deutlich angenehmer gereist«, erwiderte sie, fügte allerdings nach kurzem Zögern hinzu: »Aber auch schon deutlich schlimmer. Achten Sie auf die Straße, Jaquento, und hoffen Sie, dass wir bald eine bessere Möglichkeit finden, unsere Reise fortzusetzen.«

    Einige Minuten ritten sie schweigend weiter. Jaquento bemühte sich, nicht an ihren Körper zu denken, der sich an seinen Rücken drückte, nicht an ihre Hände, ihr Gesicht, ihre Lippen, über die der Atem strich, den er spürte. Doch er musste zugeben, dass es ihm schwerfiel. Die Einheit verdamme alle

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