Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln
Frauen , dachte er missmutig.
»Warum haben Sie mich von der Mantikor gerettet?«, erkundigte sich Roxane unvermittelt. Der junge Hiscadi hörte die Anspannung in ihrer Stimme und räusperte sich, um Zeit für seine Antwort zu gewinnen. Weil ich Eure Hilfe brauche? Nein, das klingt falsch. Weil Eure Besatzung Euch braucht? Tut sie ja gar nicht. Die Wahrheit – dass ihn Cuddens Worte dazu bewogen hatten – schien ihm ebenso wenig angemessen. Verdammt, was sage ich ?
»Oder bereuen Sie Ihre Entscheidung bereits?« Die Stimme der Offizierin klang spröde. Möglicherweise verspottete sie ihn, aber ohne ihr Gesicht zu sehen, konnte er nicht sicher sein.
»Keineswegs, Meséra. Es erschien mir falsch, dass Ihr Euch derart opfert. Es war … nicht richtig.«
Selbst in seinen Ohren klang das hohl.
»Nicht richtig?«
Sag ihr, dass du dich mit ihr paaren willst , warf Sinosh ein.
»Was?! Bist du völlig …«, ereiferte sich Jaquento, dann besann er sich, als Roxane sich hinter ihm versteifte.
»Ich bitte um Verzeihung«, erklärte sie kühl. »Ich dachte, Sie hätten mir vielleicht etwas zu sagen. Offenbar lag ich damit falsch.«
»Nein, nein«, beeilte Jaquento sich, ihr zu versichern. »Es ist nur … Ich war lediglich … abgelenkt?«
Er kniff die Augen zusammen und erwartete eine schneidende Replik. Aber Roxane schwieg, und er spürte, wie sie sich wieder entspannte. Auf seiner Schulter verlagerte Sinosh
sein Gewicht, und der junge Hiscadi hätte nichts lieber getan, als die kleine Echse zu packen und zu Boden zu werfen.
»Ich verstehe«, sagte Roxane leise. »Die Situation ist ungewöhnlich, um nicht zu sagen – ungebührlich. Ich bin mir auch immer noch nicht sicher, wie es dazu kommen konnte.«
Wozu? Dass wir gemeinsam auf einem Pferd sitzen und du dich an mich schmiegst wie eine Katze ?, dachte Jaquento, schwieg aber vorsorglich.
»Das ganze Unterfangen ist einigermaßen töricht und wird kaum von Erfolg gekrönt sein. Aber egal, was geschieht, ich möchte, dass Sie eines wissen, Jaquento.«
»Hm?«
»Ich bin Ihnen sehr dankbar für das, was Sie getan haben.«
»Ihr hättet das Gleiche für mich getan, Meséra«, gab der junge Hiscadi zurück, sich hinter einer höflichen Floskel verschanzend. In seinen Gedanken hatte sich das Bild festgesetzt, das Sinosh ihm eingeflüstert hatte, und es gelang ihm kaum, es aus seinem Kopf zu vertreiben. Und der feste Griff der jungen Offizierin machte es ihm nicht gerade leichter. Zu gut konnte er sich daran erinnern, wie diese Hände über seine Haut geglitten waren.
»Vielleicht«, murmelte Roxane, und ihre Stimme klang plötzlich sehr verlockend in Jaquentos Ohren. Reiß dich zusammen, beschwor er sich selbst. Das ist weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt dafür . Wobei er bezweifelte, dass es diesen Ort und diese Zeit überhaupt gab.
»Ihr hättet mich gewiss nicht im Stich gelassen«, begann er. »Ich weiß, warum wir überhaupt so weit im Süden gelandet sind. Leutnant Cudden …«
»Ist ein guter Offizier«, unterbrach Roxane ihn. »Aber manchmal hat er etwas eigenartige Ansichten. Ich würde nicht allzu viel darauf geben, was er sagt.«
Vielleicht griff sie noch etwas fester zu, aber vielleicht bildete er es sich auch nur ein – oder wünschte es einfach nur.
Eine Paarung würde dich … , begann Sinosh, schwieg jedoch augenblicklich, als der Hiscadi launig bemerkte: »Wusstet Ihr eigentlich, Meséra, dass man in meiner Heimat Damenhüte aus der Haut solcher Echsen macht? Vielleicht sollte ich sie lieber in einer Tasche als auf meiner Schulter transportieren.«
Ein belustigtes Schnauben antwortete ihm, und der Hiscadi warf einen Blick zu Groferton und dem Mauresken, die gewisse Schwierigkeiten hatten, ihr Reittier unter Kontrolle zu halten.
Schweigend ritten sie die Straße entlang. Meist führte der Weg oben auf den Klippen direkt an der Küste entlang, aber manchmal senkte sich die Straße auch ab, wenn die Küste so zerklüftet war, dass es anders kein Weiterkommen gab. Jaquento kannte diese Gegend, dessen war er sich sicher, aber noch konnte er sie nicht zuordnen. Er war früher viel in Hiscadi umhergereist, weswegen es ihm schwerfiel, genau zu bestimmen, wo sie eigentlich waren.
»War es eigentlich ein Zufall«, erkundigte sich Jaquento, dem die Frage seit einiger Zeit auf der Zunge lag, »dass wir Deguay gefunden haben?«
»Wie meinen Sie das? Denken Sie, es wäre eine geheime Anordnung der Admiralität gewesen? Oder einfach
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