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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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wenig, was ihr Mut gemacht hätte. So weit Roxane sehen konnte, lagen vor ihnen nur Wiesen, Olivenhaine und endlose, mit wildem Wein bestandene Ebenen, die der beginnende Herbst rot gefärbt hatte.
    Offenkundig gefiel Jaquento ebenso wenig wie ihr, was er sah. »Dort drüben ist vermutlich die Hütte eines Schäfers«,
sagte er schließlich zögerlich und wies mit der Hand auf eine kleine, aus Feldsteinen erbaute Hütte, die ein Stück westwärts lag, »ich sehe aber keine Schafe, also können wir vielleicht dort Unterschlupf suchen.«
    Roxane nickte zustimmend. Das Häuschen wirkte zwar ziemlich baufällig, aber in Ermangelung einer besseren Alternative dennoch verlockend.
    »Mit etwas Glück gibt es dort sogar eine Quelle.«
    Was die Quelle betraf, sollte sie recht behalten. Als sie keine halbe Stunde später die Hütte erreichten, war beinahe das erste Geräusch, das Roxane wahrnahm, das Gurgeln eines Baches, der hinter dem Haus von einem künstlichen Damm zu einem kleinen Teich gestaut wurde.
    »Ich werde die Pferde versorgen«, bot Jaquento an, während er sich aus dem Sattel schwang, und Roxane übergab ihm die Zügel, froh, endlich von dem Pferd herunterzukommen.
    Das Innere der kleinen Hütte bestand nur aus einem einzigen, leeren Raum. Die Holztür hing schief in den Angeln, und der Fußboden war mit trockenen Blättern bedeckt, die der Wind durch die Fensteröffnungen hereingeweht hatte. Wer immer der Bewohner der Hütte gewesen sein mochte, hatte seine Behausung schon lange aufgegeben. Aber immerhin gab es eine Feuerstelle, was versprach, dass sie in dieser Nacht nicht frieren würden.
    Roxane sammelte trockenes Olivenholz und beobachtete dabei aus dem Augenwinkel, wie Jaquento ihre Reittiere erst abrieb, dann tränkte und sie schließlich mit zusammengebundenen Beinen grasen ließ.
    Dann ließ er sich an dem Tümpel hinter dem Haus nieder und begann ohne alle Scheu, seine Kleider auszuziehen. Roxane, die die letzten Jahre fast ständig an Bord von Kriegsschiffen verbracht hatte, auf denen Privatsphäre ein beinahe unbekannter Luxus war, wollte sich bereits abwenden, um
ihn ungestört baden zu lassen, da merkte sie, dass ihre Neugier einfach zu groß war. Während sie sich nach einem weiteren Ast bückte, betrachtete sie den jungen Hiscadi, der eben damit begonnen hatte, sich zu waschen, und betete dabei zur Einheit, dass ihm ihr Blick nicht auffallen möge.
    Er ist ein schöner Mann, dachte sie mit einem seltsamen Bedauern. Groß und breitschultrig und mit schlanken, muskulösen Gliedern. Sie konnte einige Narben auf seiner gebräunten Haut erkennen, als er sich zurücklehnte und das nasse, lange Haar aus dem Gesicht warf.
    Als ihr ein Zweig aus der Hand glitt, fluchte sie leise und besann sich. Ich sollte wohl kaum hier mitten in der Wildnis stehen und mir Gedanken darum machen, ob ein hiscadischer Halunke nun gut aussieht oder nicht, schalt sie sich selbst. Fürwahr, ich mache meiner Uniform wirklich alle Ehre.
    »Wollt Ihr auch, Meséra?«, rief Jaquento zu ihr herüber. »Es ist ziemlich kalt, aber es lohnt sich dennoch.«
    Die Versuchung, zumindest einen Teil des Staubs und Schmutzes der Reise abzuwaschen, war einfach zu groß, und so brachte Roxane das Holz in das Innere des Steinhauses und kehrte dann zu dem Teich zurück. Während sie sich wusch, konnte sie Jaquento im Inneren der Hütte hantieren hören. Falls er Interesse gehabt hatte, sie ebenfalls zu beobachten, widerstand er dem jedenfalls besser als sie. Und warum sollte er so etwas auch tun?, dachte sie niedergeschlagen, denn das Schuldgefühl, ihn auf Lessan nicht besser verteidigt zu haben , nagte noch immer an ihr.
    Als sie in die Hütte zurückkehrte, hatte Jaquento bereits ein kleines Feuer entzündet und ihre Mäntel auf dem Boden ausgebreitet. »Es ist nicht gerade eine Taverna erster Güte, aber ich hoffe, Ihr wisst die Geste dennoch zu schätzen«, scherzte er, und Roxane erkannte erleichtert, dass er ihr nicht länger zürnte.

    Ihre eigene Wut war bereits irgendwann in den letzten Stunden verflogen, und im Moment fühlte sie sich so müde, dass es ihr schwerfiel, sich daran zu erinnern, warum sie überhaupt zornig gewesen war.
    Ein kleiner roter Blitz schoss neben ihr zur Tür hinaus, und der Hiscadi hob entschuldigend die Hände. »Ich habe allerlei Getier aufgestöbert, als ich den Rauchfang gesäubert habe, und ich vermute, dass Sinosh sich nun ein Abendessen jagen wird. Wobei er es besser hat als wir, wie ich hinzufügen

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