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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Zeit zurückfallen lassen und tuschelten miteinander, und der junge Hiscadi nahm an, dass sein ohnehin dünner Vertrauensvorschuss endgültig aufgebraucht sein würde, falls sich Boroges als Sackgasse erwies.
    Missmutig trottete der junge Hiscadi auf seinem Pferd den Pfad entlang, als er auf dem Weg vor sich einen Trupp Menschen bemerkte, der ihnen zu Fuß entgegenkam. Die Gestalten wirkten selbst aus der Entfernung abgerissen, und als sie die Reiter entdeckten, blieben sie stehen. Der Hiscadi konnte ausmachen, dass sie miteinander redeten und in seine Richtung gestikulierten.
    Jaquento zügelte sein Pferd und wartete, bis die anderen zu ihm aufgeschlossen hatten. »Vielleicht können wir ein paar Neuigkeiten erfragen«, schlug er halblaut vor.

    »Oder wir müssen uns auf einen Kampf einlassen«, erwiderte Roxane.
    Der kleine Trupp hatte sich wieder in Bewegung gesetzt und kam auf sie zu. Aus der Nähe wirkten die Frauen und Männer noch erbärmlicher als aus der Ferne. Ihre Kleidung war zerschlissen, und sie hatten kaum etwas bei sich, bis auf einige Bündel, die ihnen über der Schulter hingen. Eine der Frauen trug ein kleines Kind auf dem Rücken, das unaufhörlich greinte.
    »Mesérs!«, rief Jaquento schon von Weitem und hob die Hände, um ihnen zu zeigen, dass sie nichts zu befürchten hatten.
    Die Frau mit dem Kind zögerte kurz, aber dann trat sie auf den Hiscadi zu. Sie war noch jung, aber dennoch fehlten ihr bereits einige Zähne, und ihr Gesicht war schmutzverkrustet.
    »Ja, Herr?«, fragte sie vorsichtig.
    »Wir sind auf dem Weg nach Boroges«, erklärte Jaquento, der keinen Sinn darin sah, das Ziel ihrer Reise zu verheimlichen. »Könnt Ihr uns Auskunft darüber geben, wie es um die Stadt bestellt ist, Meséra?«
    »Die verfluchten Géronaee und die Königstreuen ham’ den Hafen, Herr«, erwiderte die Frau in dem schleppenden Dialekt des nördlichen Hiscadi. »In der Stadt selbst gab’s gestern noch Kämpfe. Wir wollten nich’ abwarten, wer gewinnt, deshalb sind wir lieber weggegangen.«
    »Glauben Sie immer noch, dass wir nach Boroges gehen sollten, Mister Jaquento?«, mischte sich Groferton ungewohnt schneidend ein.
    Jaquento zögerte einen Moment, unsicher, wie er reagieren sollte.
    Ja! Sag es ihm, Jaq. Sag ihm, dass das Schiff ganz nah ist. Sinoshs Stimme in seinem Kopf klang beinahe flehentlich.
    »Meséra«, begann er schließlich vorsichtig. »Ihr sagt, dass der Hafen noch in der Hand der Besatzer ist. Sind in jüngerer
Zeit vielleicht noch andere Schiffe in den Hafen eingelaufen? Schiffe, die nach Géronay fahren?«
    Zuerst sah ihn die Frau an, als habe sie die Frage nicht verstanden, doch dann erwiderte sie: »Ein paar Schiffe, ja, Herr.«
    »Ein großes? Dunkel? Fährt vielleicht unter géronaischer Flagge? In den letzten Tagen eingelaufen?«
    »Ja, Herr. So eins auch.«
    »Wisst Ihr mehr, Meséra? Wann es wieder auslaufen soll vielleicht?«
    Seine Stimme klang hoffnungsvoll, und er musste sich zügeln, um Groferton nicht einen triumphierenden Blick zuzuwerfen.
    »Der Hafen is’ zu. Die lassen niemanden raus, solange niemand weiß, was hinter der Grenze vor sich geht, Herr. Deshalb isses den verdammten Hunden doch so wichtig, den Hafen zu behalten.«
    Mit erhobenen Händen wandte sich Jaquento Groferton zu und setzte gerade zu einem hämischen Kommentar an, da kam ihm Roxane zuvor: »Ich denke, das entscheidet die Frage, ob wir unser Glück in Boroges versuchen.«
    Der junge Hiscadi fischte eine Münze aus dem Geldbeutel, den er von Franigo erhalten hatte, und warf sie der Frau mit dem heulenden Kind zum Dank zu, denn er fand das Elend der Menschen in seiner früheren Heimat immer schwerer mit anzusehen.
    Als sie weiterritten, gesellte sich Roxane zu ihm.
    »Sie verschweigen uns etwas, nicht wahr?«, fragte sie ohne Umschweife. »Nicht nur Ihren Namen und Ihre Herkunft, nein, Sie wissen auch viel mehr über den Verbleib der Todsünde , als Sie zugeben wollen.«
    Es war eine Feststellung, keine Frage, und Jaquento seufzte. Wenn du wüsstest, dachte er. Wenn du wüsstest, dass ich mit
Sinosh rede, würdest du denken, die Einheit habe mir meinen Verstand genommen.
    »Machen Sie sich etwa über mich lustig?«, fragte die junge Offizierin, die wohl sein Lächeln bemerkt haben musste. Das Eis in ihrer Stimme ließ ihn an einen plötzlichen Wintereinbruch denken.
    »Keinesfalls, Meséra«, antwortete er vorsichtig. »Aber Ihr macht es mir nicht leicht, Euch eine Erklärung abzugeben, auch wenn

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