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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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möchte.«
    Nun musste Roxane lachen. »Es steht Ihnen natürlich frei, uns auch ein paar Insekten zu fangen. Oder einen Marder, wenn Sie ihn erwischen.«
    Jaquento stimmte in ihr Lachen ein, offenkundig ebenfalls froh, dass ihr Streit beendet war. »Beleidigt nicht meine Jagdfähigkeiten, Meséra. Ich hatte früher einmal Gelegenheit, sie mit den größten Hohlköpfen Hiscadis zu erproben.«
    Diese Anspielung ließ Roxane wieder ernst werden. Sie setzte sich mit untergeschlagenen Beinen auf den Boden, nah genug ans Feuer, damit dessen Wärme die Kälte des Wassers aus ihren Gliedern vertreiben konnte. »Damit meint Ihr den Hof, nicht wahr?«
    Er gesellte sich zu ihr und blickte in die Flammen, statt sie anzusehen. »Ja. Und die meisten Adeligen waren dort so faul und verlogen, dass Ihr es Euch vermutlich nicht einmal vorstellen könntet. Ihre Dekadenz und Verschwendungssucht haben dazu geführt, dass es jetzt überall in Hiscadi diese Aufstände gibt.«
    Eine Weile lang ließ sie sich seine Worte durch den Kopf gehen. Ist denn der Adel in Thaynric anders?, fragte sie sich , aber dann schob sie den Gedanken beiseite und stellte eine Frage, die sie seit Sargona beschäftigt hatte.
    »Ihr richtiger Name ist Maurez?«

    Er sah sie noch immer nicht an. »Maurez Ajandro Lérida di Jaquente«, erwiderte er leise.
    »Zumindest kommt Jaquente auch darin vor«, meinte sie lächelnd.
    »Mein Geburtsort. Er gehört meiner Familie.«
    »Und vermisst Ihre Familie Sie nicht?«, fragte sie vorsichtig.
    »Ich habe keine Familie. Heute nicht mehr.«
    »Das ist ein schwerer Schicksalsschlag.«
    »Ihr missversteht mich. Es war nicht das Schicksal, das mich meiner Familie beraubt hat, Meséra, ich war es selbst. Ich habe alles verspielt, was ich als stets gegeben angenommen hatte, habe alles zerstört, jede Brücke verbrannt und jede Erinnerung vergiftet, bis nichts mehr blieb, was mich halten konnte.«
    Mittlerweile war es völlig dunkel geworden, und nur noch der Schein des Feuers erhellte sein Gesicht. Seine Miene wirkte gequält, und er biss sich gedankenverloren auf die Unterlippe, bevor er gestand: »Meséra, ich habe in der Vergangenheit schlimme Dinge getan. Weitaus Schlimmeres als das, weswegen Ihr mich nach Corbane bringen solltet. Wenn ich eines Tages am Galgen enden sollte, dann wird es nicht unverdient sein.«
    Die Verbitterung in seiner Stimme bekümmerte Roxane. In ihm gab es eine Wunde, die so tief sein musste, dass sie niemals aufhören würde zu schmerzen. Sie konnte es spüren, in dem Hass, mit dem er sich bedachte. Was mag er getan haben?, fragte sie sich. Aber sie sprach die Frage nicht laut aus. Als sie ihn ansah, merkte sie, dass es ihr schwerfiel, zu glauben, dass er etwas getan haben könnte, wofür sie ihn verurteilen würde.
    »Letztlich wird die Einheit unsere Taten beurteilen«, erwiderte sie. »Das habe ich mir im Krieg manches Mal sagen müssen, um nicht an meiner Schuld zu ersticken.«

    »Ich vergesse leicht, wie lange Ihr schon in der Marine dienen müsst, um einen so verantwortungsvollen Posten innezuhaben«, meinte Jaquento. Seine Gesichtszüge hatten sich nun wieder entspannt. »Ich bin sicher, dass die Krone von Thaynric sehr stolz sein kann, solche Offiziere zu haben.«
    Sie betrachtete ihn argwöhnisch, konnte aber kein Anzeichen dafür entdecken, dass er sich über sie lustig machte.
    »Nun, wie Sie wissen, äußert sich der Stolz der Krone darin, dass sie mich vor ein Kriegsgericht stellen will«, entgegnete sie trocken. »Allzu weit kann es mit der Freude Ihrer Majestät also nicht her sein. Und was hat mir der Dienst ansonsten gebracht? Hauptsächlich Ärger und blaue Flecke«, fügte sie leichthin hinzu und tastete dabei nach der Stelle an ihrer Schulter, an der sie der Gewehrkolben getroffen hatte.
    Als sie die Prellung berührte und den Schmerz spürte, verzog sie unwillkürlich das Gesicht.
    »Tut es weh?«, fragte Jaquento besorgt. »Lasst es mich mal ansehen.
    Er beugte sich zu ihr hinüber, und sie begann zögerlich, ihr Hemd aufzuknöpfen. Warum müssen meine Finger jetzt zittern?, fragte sie sich, als ihr seine Nähe plötzlich überdeutlich bewusst wurde und sie sich der Erinnerung an Lessan nicht erwehren konnte.
    Sobald sie die obersten drei Knöpfe geöffnet hatte, schob Jaquento ihr den Stoff über die Schulter. »Dreht Euch bitte zum Feuer«, murmelte er.
    Mir sanften Fingern strich er über die schmerzende Stelle und über ihr Schlüsselbein. »Wo habt Ihr Schmerzen?«, fragte

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