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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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weniger Sorgen, folgte Sinao dem jungen Maestre zu den Verlockungen der fremden Küste mit allen ihren neuen Farben und Zahlen.
     
    Der Regen prasselte auf sie hernieder. Sinao machte er nichts aus; sie war diese sintflutartigen Regenfälle gewöhnt, die ebenso schnell verschwanden, wie sie kamen. Das Wasser war warm auf ihrer Haut, als sie durch die schmalen Gassen gingen. Manoel schien, obwohl er das Schiff ohne Hemd verlassen hatte, den Regen genauso wenig störend zu finden wie sie. Insgeheim war Sinao froh, dass die Nässe die Bewohner der Stadt unter die Vordächer und in ihre Häuser trieb. Sie konnte sich kaum vorstellen, wie gedrängt es sein musste,
wenn all die Menschen auf einmal in den Straßen waren. So begegneten sie nur vierzehn Mal anderen, die trotz des Regengusses unterwegs waren.
    Manoel führte sie sicher durch die Stadt. Er schien den Weg tatsächlich zu kennen, und sie stiegen langsam den Berg empor, gingen erst durch breite Straßen am Hafen, wo die Gebäude groß und klobig waren, dann durch kleinere Straßen mit bunten Wohnhäusern, bis sie schließlich in einen Bereich kamen, wo die Gebäude wenig mehr als einfache Hütten waren und das Regenwasser schlammig die Gassen entlangfloss und allerlei Unrat mit sich spülte.
    Unterwegs zeigte Manoel immer wieder auf bunte Häuser und löchrige Dächer: »Da bekommst du’nen ganz anständigen Wein«, erklärte er zum Beispiel, »… und da drüben hatte Gavez ein Haus. Bis er vor den Soldaten fliehen musste, natürlich, weil er immer alles verhökert hat, was wir mit an Land brachten.«
    Sinao verstand nur die Hälfte seiner Erklärungen, aber das machte ihr nichts aus. Sie folgte Manoel einfach und ließ die fremde Insel auf sich wirken.
    Die Hütten wurden allmählich immer spärlicher, einzelne Flecken im Grün des Waldes, kleine gerodete Flächen im beginnenden Dschungel. Dann ließen sie selbst das hinter sich und wanderten auf einem schmalen gewundenen Pfad, der sie den Berg emporführte. Der Regen hörte auf, und innerhalb von zwanzig Herzschlägen fiel der erste Sonnenstrahl durch die düsteren Wolkenberge, wie ein goldener Finger, der hinab auf das Meer wies.
    »Wohin gehen wir?«, fragte Sinao, während sie den Regen aus ihren langen dunklen Haarsträhnen schüttelte.
    »He, du machst mich nass«, beschwerte sich Manoel. Er stemmte die Hände in die Hüften, beugte sich vor und ließ sein Haar kreisen, so dass die Tropfen wie ein Rad von seinem
Haupt flogen. Das reizte die junge Paranao zum Lachen, und sie sprang mit einem Quietschen zur Seite.
    »Als wenn wir nicht sowieso nass wären!«
    »Ja, stimmt. So ein Ausflug war vielleicht nicht die beste aller Ideen. Nicht bei dem Wetter.«
    »Die Sonne wird uns trocknen«, stellte Sinao fest. Wie auf ihr Wort hin öffneten sich die Wolkenberge, und gleißendes Licht hüllte die Insel ein. Schon bald stieg Dampf von den Bäumen auf, als wollte er zu den Wolken zurückkehren, aus denen er gekommen war.
    Der junge Maestre führte sie beide zu einer kleinen Lichtung. Die Pflanzen waren nach dem Regen von einem überwältigenden Grün. Alles war feucht, jeder Halm, Stängel und Stamm. Tropfen glänzten auf Blättern, aber es war dennoch warm und angenehm.
    »Wieso gehen wir hierher?«
    Mit einem Seufzen sank Manoel im Schneidersitz nieder und langte an seinen Beutel. Sorgfältig stopfte er sich eine Pfeife. Doch anstatt danach auch die Streichhölzer herauszuholen, blickte er nur konzentriert auf den Pfeifenkopf, bis ein dünner Rauchfaden von diesem aufstieg. Ein, zwei Mal paffte er, dann glimmte es rot auf.
    »Deswegen.«
    Sinao schluckte. Bislang hatte der Maestre ihren Wunsch respektiert, die Pforten in ihrem Inneren geschlossen zu halten.
    »Sollte Bihrâd nicht dabei sein, wenn du so etwas tust? Ist es nicht gefährlich?«
    »Nein, keine Sorge. Setz dich, Sin.«
    Unwillig folgte sie der Aufforderung.
    Mit einem Lächeln hob Manoel die Pfeife. »Das ist nur ein kleines Kunststück, mehr nicht. Eine Spielerei, um die Abergläubischen zu beeindrucken. Aber ich werde dir von wahrer Macht berichten, vom Arsanum, dem Geheimnis der Magie,
das man suchen muss, will man die Vigoris beherrschen.« Er blickte sie an. »Keine Sorge, ich erzähle dir nur ein paar Geschichten. Du musst nichts tun.«
    Stumm nickte die junge Paranao. Ihr fiel auf, dass sich Manoels Ausdruck verändert hatte. Der nachlässige Umgangston, den er an Bord des Schiffes verwendete, war verschwunden. Nun klingt er wirklich wie

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