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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Wo in Géronay und Hiscadi derzeit verspielte Strukturen
und üppige Verzierungen in Mode waren, hatten die Thayns eine Vorliebe für den geraden, schnörkellosen Stil der späteren Epochen des Imperiums der Nigromantenkaiser entwickelt. Selbst hier in der exotischen und kaum gezähmten Sturmwelt wirkten die Gebäude wie direkt aus Loidin importiert. Und nicht nur die Gebäude , stellte Jaquento fest, als ihnen ein überaus korrekt gekleideter Offizier der thaynrischen Marine entgegeneilte, um ihnen die Tür zu öffnen.
    »Der Admiral erwartet Sie bereits«, erklärte der Mann würdevoll, während Regenwasser zu beiden Seiten aus seinem Zweispitz lief. »Vertreten Sie Kapitän Harfell, Thay?«
    »Ich werde hier Bericht erstatten«, erwiderte Roxane steif und salutierte. Die Finger ihrer anderen Hand umklammerten eine lederne Dokumentenmappe so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten. »Kommandierende Kapitänin Roxane Hedyn, zu Ihren Diensten, Thay.«
    Sie ist nervös, erkannte Jaquento endlich. Und sie versucht es hinter all dem Salutieren und den Ritualen der Marine zu verbergen .
    »Dann folgen Sie mir bitte, Thay«, entgegnete der Offizier, ohne mit der Wimper zu zucken, obwohl er durch den Regen in seinem Hut wirkte wie ein deplatziertes Wasserspiel. Für Jaquento, der sowohl die komplexen Umgangsformen am hiscadischen Hof kannte als auch die rauen Sitten in den Tavernas seines Landes, war diese Förmlichkeit eine unwillkommene Erinnerung an vergangene Zeiten. Aber es blieb ihm keine Zeit, lange darüber nachzudenken, denn sie wurden in die Villa geführt, durch lange Gänge, in denen Gemälde von Männern und Frauen in Uniform hingen. Die Einrichtung war ansonsten ebenso schlicht wie das Äußere des Gebäudes; zumindest nach kontinentalem Maßstab. Dunkles Holz herrschte überall vor, und auch die Stofftapeten waren in gedeckten Tönen gehalten. Vermutlich faulen die ihnen in der hiesigen Luftfeuchtigkeit
alle zwei Jahre von den Wänden , dachte Jaquento mit einer gewissen Boshaftigkeit.
    Mit zwei schnellen Schritten holte der junge Hiscadi zu Roxane auf, die bereits vorausgegangen war, und flüsterte ihr aus dem Mundwinkel zu: »Was genau soll ich eigentlich sagen?«
    Sie blickte starr geradeaus, als sie antwortete: »Am besten schweigen Sie so lange, bis man das Wort an Sie richtet. Ansonsten beantworten Sie einfach alle Fragen wahrheitsgemäß. Falls der Admiral Ihnen überhaupt welche stellt.«
    Obwohl Jaquento fest entschlossen war, auf gar keinen Fall alle Fragen wahrheitsgemäß zu beantworten, nickte er.
    »Und bei der Einheit, können Sie nicht dieses verdammte Viech von Ihrer Schulter nehmen? Man könnte meinen, wir seien im Zirkus!«
    Unwillkürlich zuckte Jaquento zusammen, aber das Wesen auf seiner Schulter rührte sich nicht, obwohl es wach war und aufmerksam das Geschehen aus seinen goldenen Augen verfolgte.
    »Ich fürchte, das ist nicht möglich«, erklärte er. »Ich bitte Euch um Verzeihung, Meséra, aber … Sinosh wird unleidlich, wenn ich ihn herunternehme.«
    »Schon gut«, erwiderte die junge Offizierin und wedelte unbestimmt mit der Hand. »Es wird wohl ohnehin keinen Unterschied machen.«
    Bevor Jaquento fragen konnte, wobei es denn keinen Unterschied geben sollte, hielt ihr Führer an und klopfte an das dunkle Holz einer Tür. Höflich wartete er ein, zwei Sekunden, dann öffnete er sie und wies mit der Linken in den Raum.
    »Kommandierende Kapitänin Hedyn und …«, verkündete der Offizier, als Roxane und Jaquento an ihm vorbeitraten. Doch keine höfischen Sitten , feixte der junge Hiscadi innerlich. Oder du hättest gleich zu Beginn nach meinem Namen gefragt . Beinahe
hätte er das Unbehagen des Mannes ausgekostet, aber dann flüsterte er im Vorbeigehen: »Kapitän Jaquento von dem Händler Windreiter .«
    Dankbar wiederholte der Offizier die Worte und schloss hinter ihnen die Tür. Der Raum entpuppte sich als großzügig geschnittenes Büro mit einer abseits gelegenen Sitzecke, die mit überraschend bequem aussehenden Ohrensesseln ausgestattet war, und einem mächtigen, dunklen Schreibtisch, hinter dem der Admiral saß. Zu seiner Rechten stand ein junger Mann in einer makellosen Uniform, der Jaquento überheblich musterte, obwohl er gut einen Kopf kleiner als der Hiscadi war. Der Admiral selbst war da schon beeindruckender. Sein graues Haar war zu einem kurzen Zopf zusammengebunden, und buschige Koteletten rahmten sein kantiges Gesicht. Aber schon der erste Blick der hellen

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