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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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Thay?«
    »Korrekt, Leutnant. Die Mantikor ist derzeit unterbemannt, und wir können jedes fähige Paar Hände gebrauchen. Also, bringen Sie uns, wenn möglich, etwas Ersatz mit.«
    Der Leutnant kratzte sich an der Stirn. »Das wird den Händlern kaum gefallen.«
    »Sagen Sie ihnen, dass sie in Thaynric offiziell Beschwerde gegen mein Vorgehen einlegen können.«
    Cudden salutierte: »Aye, aye, Thay. Wie Sie befehlen.«
    Umgehend machte er sich mit seiner Abteilung Seesoldaten auf in das bereits zu Wasser gelassene Boot. Dann pullten die Seeleute in einem gleichmäßigen Takt, und das Boot glitt zum Händler hinüber.
    Während der letzten hektischen Momente war Jaquento ganz aus Roxanes Gedanken verschwunden. Doch jetzt sah sie sich um, für einen Moment besorgt. Aber er stand nur an der Reling und betrachtete den Sturmweltfahrer. Sie erkannte
die Sehnsucht in seinem Blick. Die Entfernung zwischen ihnen und dem Schiff betrug nur etwas mehr als zwanzig Faden, keine wirkliche Distanz für einen geübten Schwimmer. Die Freiheit lag so nah für den jungen Hiscadi und war doch unerreichbar. Es versetzte Roxane einen Stich ins Herz, daran zu denken, was mit ihm geschehen würde – und welchen Anteil sie daran gehabt hatte und haben würde. Trotz seiner Lügen hatte er ins Gefecht eingegriffen und es zu ihren Gunsten entschieden. Und nun würde man ihn genau dafür erhängen.

TAREISA

    Es war nur ein schmaler Silberstreif am Horizont, eher eine Ahnung des anbrechenden Tages als wirklich sichtbares Licht. Noch beherrschten die Sterne den dunklen Himmel. Ihr fernes, kühles Glänzen mochte kein Vergleich zum machtvollen Strahlen der Sonne sein, aber dennoch war die Nacht ihre Zeit. Macht allein nutzt nichts , dachte Tareisa bei sich. Man muss sie auch nutzen können . Auf dem Festland mochte Sugérand XV. über schier grenzenlose Macht verfügen, aber sie endete an der Küste seines Hoheitsgebietes. Auf der Todsünde verfügte Deguay über mehr Macht als der König. Und die See gehörte den Thayns; solange sie die Häfen blockierten und die Seewege kontrollierten, war der Capitane mehr Herr über das Meer, als es die gesamte militärische Macht der Géronaee sein konnte.
    Die Maestra lächelte über diese feine Ironie des Schicksals. Der mächtigste Mann Corbanes war durch die See gefangen, und die Thayns fürchteten sie, obwohl sie ihr die Herrschaft ihrer eichenen Schiffe aufgezwungen hatten, denn sie wussten, dass ein Augenblick genügte, eine Nachlässigkeit, und Sugérand würde mit seiner gewaltigen Armee den schmalen Kanal überqueren und auch die thaynrischen Inseln unter seine Herrschaft zwingen.
    Während die Sonne ihren langsamen Aufstieg fortsetzte,
und die Sterne allmählich verblassten, erinnerte sich Tareisa an dieses Bild. Es war nicht das erste Mal, dass sie in dieser frühesten aller Morgenstunden zum Himmel sah. Der alte Mann hatte sie früher oft mitgenommen, in den verwilderten Garten, der einst ein Friedhof gewesen war.
    »Die Sonne mag stärker erscheinen«, hatte er erklärt. »Aber nicht, solange es Nacht ist. Fände man nun einen Weg, der Sonne die Rückkehr an den Himmel zu verweigern, würden wir die Sterne höher achten. Und fänden wir einen Weg, der Sonne auch die Nacht zu überlassen, so würde die Menschheit niemals mehr in Dunkelheit leben müssen.«
    Damals hatten die Worte Tareisa beeindruckt. Sie hatte sich gefragt, ob er tatsächlich die Möglichkeit hatte, den Lauf der Gestirne zu beeinflussen. Zu jener Zeit war ihr seine Beherrschung der Vigoris grenzenlos erschienen. Vielleicht war es aber auch nur sein Anblick außerhalb seines Sanktums gewesen, der ihr diese Szene immer noch in aller Deutlichkeit vor Augen stehen ließ. So selten hatte er seine Hallen verlassen, dass jeder Moment davon wie ein Affront gegen die Wirklichkeit gewirkt hatte.
    Wir sind die Sonne , erinnerte sich Tareisa an seine Worte, die sie gierig aufgenommen hatte. Sie hatte dieses Bild genossen. Licht, Macht, Wissen, alles konzentriert in ihnen, den letzten Bastionen gegen die Dunkelheit der neuen Welt, gegen die Finsternis von Krieg, Gewalt und Unglauben.
    Jetzt sah sie der Sonne zu, die über die Nacht triumphierte, doch sie fühlte sich nicht mehr erhaben und nicht mehr herausgehoben aus den Massen der Ahnungslosen. Im Licht des beginnenden Tages erschien die Küstenlinie Hiscadis als dünner Streifen, dunkel vor der Helligkeit des Morgens. Und noch vor der Küste erspähten ihre scharfen Augen die Kräfte des

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