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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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zu warten, drehte Cudden sich zackig um und drängte sich durch die Traube von Seeleuten nach vorn zum Bug. Verwirrt blickte Jaquento ihm nach, bis die breiten Schultern und der rote Uniformrock in der Menschenmenge verschwanden. Für einen Augenblick war ihm gewesen, als habe der Leutnant ihm zugezwinkert, aber er verwarf den Gedanken sofort. Stattdessen tauchte ein neuer in seinem Geist auf: So nah. So verdammt nah. Vielleicht ist es ja doch möglich , von diesem Kahn zu entkommen .
    Neben ihm schien Bihrâd Ähnliches zu denken, denn der Maureske lächelte mit versonnenem Blick. In diesem Moment fasste Jaquento den Entschluss, dass sie es wagen würden, wagen mussten. Besser ein Tod auf hoher See, als in Thaynric als Volksbelustigung und Krähenfutter zu enden.
    Ein Schrei hinter ihnen ließ ihn herumfahren. Ein Matrose war offenbar auf seinen Hintern gefallen und hielt nun seine Mütze in beiden Händen vor der Brust, als befürchte er, dass man sie ihm stehlen wolle, und brüllte lauthals: »Ein Daemon! Ein Daemon!«
    Tatsächlich huschte eine kleine Gestalt über das Deck, ein gelber Blitz, der zwischen den Taurollen umherzischte, über einen Eimer sprang und dann den Mast emporraste.
    »Sinosh!«
    Jaquento wollte vorstürmen, doch Bihrâd hielt ihn an der Schulter fest. Der warnende Blick des Mauresken brachte Jaquento so weit zur Vernunft, dass er stehen blieb und schwieg.
    »Was ist denn das für ein Viech?«, donnerte Cuddens Stimme über das Deck. »Wohl eher eine Ratte als ein Daemon, nicht wahr?«
    Die Besatzung lachte, während der Matrose sich aufrappelte. Erst jetzt, da er über das Schiff zurückschaute, entdeckte Jaquento die Kapitänin, die mit auf dem Rücken verschränkten Armen auf dem Achterdeck stand und die Szene recht ungerührt beobachtete. Sie wirkte weniger wie ein Teil der Bordgemeinschaft als wie eine Galionsfigur, so entfernt und über den Ereignissen stehend.
    »Was immer es ist«, rief sie schließlich, und ihre Stimme übertönte die Scherze der Mannschaft, »schießen Sie es runter, Leutnant.«
    Möglicherweise hätte Jaquento sich freuen sollen, dass die Thayns sein kleines Problem auf ihre übliche dezente Weise lösen wollten, doch er spürte, wie sich seine Gedärme kalt verkrampften. Sinosh! Du dummes Ding, hau ab !
    »Aye, aye, Käpt’n!«, erwiderte Cudden und bellte einen Soldaten an: »Eine Muskete, aber hurtig, wenn es beliebt!«
    Der Angesprochene nahm den Schlüssel entgegen, den der Leutnant ihm hinhielt, und stürmte den Niedergang hinab. Mit bangem Gefühl suchte Jaquento die Takelage ab, doch er konnte die kleine Echse nicht entdecken. Schon kehrte der Soldat mit der gewünschten Waffe wieder, da spürte der junge Hiscadi Worte in seinem Kopf: Es ist da! Dort, in Richtung Land !
    »Was?«, rief Jaquento und zog mehr als einen verwirrten Blick auf sich.
    Das Schiff. Die Ladung. Dort! Dort !
    Die aufgeregte Stimme tönte wie Donnerhall in seinem Kopf, als Cudden routiniert die Muskete lud und erhob.
    »Halt!«
    Der Leutnant hielt tatsächlich inne, während Jaquento zwei
Schritt vortrat. Um hin herum standen die thaynrischen Seeleute und starrten ihn an.
    »Was kann ich für Sie tun?«, erkundigte sich Kapitänin Roxane mit kühler Höflichkeit. Wieder einmal fand der junge Hiscadi sich in einer Situation wieder, in der sein Mund schneller als seine Gedanken gewesen war.
    »Das ist, äh, mein Tier. Die kleine Echse. Ihr erinnert Euch, Meséra?«
    »An diese Kreatur, die Sie begleitet hat? Durchaus. Und?«
    »Ich wäre Euch verbunden, und zwar in wirklich ewiger Dankbarkeit, wenn Ihr es nicht, nun ja, erschießen lassen würdet.«
    Die Worte hingen in der Luft. Neben ihm kicherte eine Matrosin, bis ihr Nebenmann ihr einen Ellbogen in die Seite stieß. Cudden blickte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an, und die Kapitänin hob die Hand an ihr Kinn.
    »Warum?«
    »Weil … weil … sich die Todsünde und die Totwey voraus befinden«, lenkte der junge Hiscadi ab, da ihm kein vernünftiger Grund einfiel. Zumindest keiner, der nicht alle an den Gaben meines Geistes zweifeln ließe .
    Immerhin erzielte er einen Achtungserfolg, denn seine Worte lösten allgemeine Aufregung aus. Nur die Kapitänin blieb ruhig. Jaquento konnte ihren Blick auf sich spüren, ihren Unglauben und ihre Arroganz, die er ihr am liebsten ausgetrieben hätte. Er richtete sich auf und hob den Kopf. Er erwiderte ihren Blick aus kalten Augen, nicht gewillt, ihr gegenüber nachzugeben.
    Erst, als der

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