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Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln

Titel: Sturmwelten 02. Unter schwarzen Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hardebusch
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in bemüht harmlosem Tonfall. Die Motive des Wesens, das einst ein simples Haustier gewesen war, lagen für ihn im Dunkeln, doch der junge Hiscadi hatte nicht vor, sie dort zu belassen.
    Erst einmal musst du verhindern, dass jemand damit Arges tut. Alles andere wird sich finden .
    »Warum ich? Warum nicht die ach so pflichtbewusste Kapitänin dieser Schaluppe hier? Oder gleich der verdammte Admiral?«
    Nur du kannst mich verstehen , erklärte Sinosh leise. Ich … ich bin zu früh erwacht. Meine Fähigkeiten, mit euch zu … reden … sind nicht voll entwickelt. Aber das werden sie noch … bestimmt !

    Es fiel Jaquento schwer, nicht zu seufzen. Das Absurde seiner Situation wurde ihm schlagartig bewusst, und er begann zu kichern.
    Ausgerechnet ihm erzählte eine kleine, unterentwickelte und dabei frühreife Echse von weltbewegenden Ereignissen, die nur er noch aufhalten konnte. Wunderbar.
    Oh, der Koch hat vergessen, das Butterfässchen zu schließen , rief Sinosh hungrig, dann herrschte Stille.
    »Sinosh?« Keine Antwort. »Sinosh? Verfressenes Vieh.«
    Die Marinesoldatin, die sie gestern Abend in die Brig gebracht hatte, war so freundlich gewesen, die Tür einen Spalt weit aufzulassen, als sie die schwere Kette mit dem Vorhängeschloss vorlegte. Nun drang das noch fahle Licht des Morgens in den Raum, das den Weg durch den Niedergang zu ihnen herabfand. Es gab der Brig eine erstaunlich beschauliche Atmosphäre, mit weichen Linien und tiefen Schatten, in denen der Blick sich verlieren konnte. Fast fühlte sich Jaquento nicht mehr wie ein Gefangener, sondern frei und Herr seiner selbst.
    Dann schrie eine Möwe; vielleicht begrüßte sie den neuen Tag, vielleicht hatte sie einen schmackhaften Fisch entdeckt. Der Ruf des Vogels brachte dem jungen Hiscadi wieder schmerzhaft zu Bewusstsein, wo er sich befand.
    Auch als Leutnant Cudden die Tür aufschloss und die beiden Gefangenen an Deck ließ, blieb der stechende Schmerz in Jaquentos Brust. Jeglicher Gedanke an Freiheit war verschwendet.
    »Jaq, schau«, rief Bihrâd plötzlich, der in Richtung Bug gegangen war und nach vorn wies. Neugierig tat der junge Hiscadi wie geheißen und sah eine dunkle Linie am Horizont, die sich beim ersten Blinzeln als eine lang gezogene Küste erwies.
    »Wir nähern uns unserer Bestimmung«, murmelte der Maureske ominös. Um die Fregatte herum schwebten Vögel,
Dutzende von Möwen, die mit lässigen Flügelschlägen mit dem großen Schiff Schritt hielten und immer wieder schrien.
    Die Besatzung der Mantikor hatte sich zum größten Teil an Deck versammelt. In ihren hellen Hosen und den gestreiften Hemden, mit den Tüchern und den Mützen auf dem Kopf hätten sie direkt aus einem der Gemälde entsprungen sein können, die in den Salons von Géronay so beliebt waren. Früher hatte sich Jaquento oft darüber gewundert, dass die Géronaee von ihren Erzfeinden und gerade der Marine, die ihrem Reich immer wieder Sieg um Sieg abtrotzte, so sehr fasziniert waren, doch inzwischen nahm er diese Bewunderung als eine der Merkwürdigkeiten des Lebens hin, für die er keine Erklärung fand.
    Die Männer und Frauen hielten Abstand von den Gefangenen. Es war, als ob sich ein unsichtbarer Kreis um Jaquento und Bihrâd zog, der jeglichen Kontakt unterband. Der junge Hiscadi bemerkte es kaum noch. Stattdessen wanderte sein Blick über das ferne Land, während in seiner Brust Hoffnung und Grauen miteinander rangen. An dem sich ihm bietenden Bild stimmte etwas nicht. Es dauerte einige Momente, bis er es erkannte.
    »Das ist doch nicht Thaynric.«
    »Nein, ist es nicht«, ertönte Cuddens Stimme hinter ihm. Der Leutnant war über die unsichtbare Grenze getreten, als existiere sie nicht. Oder nicht für ihn .
    »Aber wo sind wir dann?«
    »Südliches Géronay oder nördliches Hiscadi. Die Kapitänin wird das sicherlich besser wissen als ich einfacher Schlammstiefel.«
    »Was … aber wieso sind wir … Schlammstiefel?«
    Cudden lachte breit, und die Narben auf seinem Gesicht glühten im frischen Morgenwind rot, als würde in ihm ein helles Feuer brennen.

    »So nennen uns die Teerjacken manchmal. Und warum wir hier sind?« Er zuckte mit den Achseln. »Die Kapitänin hielt diesen Kurs für besser. Sie kommandiert das Schiff und weiß diese Dinge. Etwas mit den Winden und so weiter. Wir werden uns der Küste annähern und dann nach Norden abdrehen, um die alte Heimat zu erreichen. Navigation, aber davon verstehen Sie sicherlich mehr als ich.«
    Ohne auf eine Antwort

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