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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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Raisa ist nur –«
    »Kein Wort mehr!«, fuhr er ihr nochmals über den Mund.
    Anki nickte eingeschüchtert und schickte sich an, zu der Patientin im hinteren Bereich des Ballsaals zurückzukehren, jedoch stellte Baron Osminken sich ihr mit ein paar großen Schritten in den Weg.
    »Du wirst dich bei meiner Tochter entschuldigen, Njanja. Und zwar in Anwesenheit der Prinzessin Nina Iljichna.«
    Erneut wagte sie es, den Kopf zu heben und in das unrasierte Gesicht zu sehen, obwohl ihr durchaus bewusst war, dass dies die Wut des Mannes nur noch anheizen könnte. Bedienstete wurden in vielen russischen Adelshäusern noch immer körperlich gezüchtigt und vermutlich stellte Osminken da keine Ausnahme dar.
    Die Falten um die Augen und um die Mundwinkel ließen ihren Kontrahenten älter erscheinen, als er war. Erst jetzt nahm Anki den zerknitterten Zustand seines vornehmen Gehrocks und einen Geruch nach kaltem Zigarrenrauch und Alkohol war. Der Eindruck, dass er die Nacht in seinen Kleidern verbracht hatte, verstärkte sich durch einen angetrockneten Fleck auf seinem weißen Rüschenhemd. Am meisten jedoch beunruhigten sie seine stahlblauen, eiskalt dreinblickenden Augen. Er hatte wirklich nichts mit Fürst Chabenski gemein. Erschrocken wurde ihr bewusst, wie sehr ihre Widerworte Raisas Vater beleidigt und zusätzlich gegen sie aufgebracht haben mussten. Er stand als Baron gesellschaftlich zwar weit unter der Familie Chabenski, teilte aber offensichtlich nicht deren offene Haltung gegenüber Bediensteten.
    »Raisa Wladimirovna und ich haben lediglich –«
    »Welche Anmaßung!« Osminkens Stimme donnerte wutentbrannt auf sie hinab. Anki, die wie vorgeschrieben die Augen wieder gesenkt hielt, fuhr zusammen. Eine ruckartige Bewegung des Mannes ließ sie Schutz suchend beide Arme anheben.
    »Wladimir.« Oberst Chabenski fiel dem Mann in den Arm. Mit einer knappen Kopfbewegung deutete er der erschrockenen Anki an, dass sie gehen solle, was sie unverzüglich tat. Hastigen Schritts kehrte sie zu Jelena zurück und sank neben dem Mädchen förmlich in sich zusammen. Ihr Herz hämmerte rasend schnell, ihre Hände zitterten und ihr Gesicht fühlte sich schmerzlich heiß an, fast so, als hätte der Baron sie wahrhaftig geohrfeigt.
    Sie hörte die erregten, sich entfernenden Stimmen der Männer aus dem Flur. Offenbar bemühte sich ihr Arbeitgeber darum, Raisas Vater zu beruhigen, und geleitete ihn in sein Arbeitszimmer.
    »Ich mag den Mann nicht«, raunte Jelena ihr mit weit aufgerissenen Augen zu.
    »Er versucht nur, seine Tochter zu beschützen. Er war aufgebracht«, stammelte Anki.
    »Und die Raisa, die kann ich auch nicht leiden!« Mit diesen Worten drehte Jelena den Kopf und blickte Robert an. Der Student kniete sich auf ihre andere Seite und räusperte sich. »Fräulein van Campen, fühlen Sie sich in der Lage, mir nochmals zur Hand zu gehen?«
    »Ja, sicher!«, erwiderte Anki schnell. Sie fühlte sich allerdings bei Weitem nicht so sicher, wie sie klang. Eilig blinzelte sie die Tränen fort und hob endlich den Kopf. Braune Augen blickten sie besorgt an.
    »Also gut.« Robert nickte auffordernd und erklärte ihr und Jelena, was er vorhatte. Anki half der vor Schmerz aufweinenden Jelena aus dem Oberteil ihres Kleides, woraufhin Robert Jelenas Schlüsselbein mit einem Verband fixierte, der wie die Träger eines Rucksacks um ihre Schultern geschlungen wurde. Als Jelena die Prozedur überstanden hatte und Robert ihr sanft und beruhigend zuredete, eilte Anki in das Zimmer des Kindes und holte eine weite, weiße Bluse, die sie Jelena vorsichtig überstreifte.
    »Sie werden dem Kind in den folgenden Tagen nahezu alle Handgriffe abnehmen müssen. Achten Sie bitte darauf, dass der Verband straff sitzt, notfalls ziehen Sie ihn bitte nach. Ich sehe morgen wieder nach der tapferen Patientin. Jelena dürfte jetzt, nachdem das Schlüsselbein ruhig gestellt ist, unter keinen starken Schmerzen mehr leiden. Für den Fall, dass sie heute Nacht wider Erwarten doch schlimmer ausfallen, lasse ich ein Schmerzmittel da.« Robert wandte sich direkt an Jelena: »Danach verlangst du aber bitte nur, falls du wegen der Schmerzen nicht schlafen kannst. Mit diesen Mitteln muss man vorsichtig umgehen und darf sie nicht leichtsinnig einnehmen. Verstehst du das?«
    »Ja, Herr Doktor.«
    »Ich weiß, ich kann mich auf dich verlassen! Da dein Vater noch im Gespräch mit dem Baron ist, bitten wir euren Butler Jakow, dich in dein Zimmer zu tragen.«
    »Darf ich denn

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