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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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Soldaten gewaltsam Zugang zu einem Haus verschafften. Wieder peitschten Schüsse und übertönten das Getrampel der Soldatenstiefel.
    Die Division marschierte scheinbar unbeeindruckt voran und somit gelangte auch er an den Ort des Geschehens. Hinter einer eingetretenen Tür lagen zwei Leichen. Wütend presste Hannes die Lippen zusammen. Was fiel der Stadtbevölkerung ein, sich den Anweisungen zu widersetzen, die lauteten, dass Türen und Fenster geschlossen bleiben sollten? Dieser feige Angriff aus dem Hinterhalt hatte vermutlich einen ihrer deutschen Soldaten verletzt und …
    Er erstarrte. Der Lichtschein einer im Haus flackernden Kerze fiel auf die zerschossenen Gesichter der beiden Toten. Hannes blieb trotz des entsetzlichen Anblicks nicht stehen. Sein Körper marschierte wie von selbst vorwärts, nur vorwärts. Er hatte nicht etwa gegen eine in ihm aufsteigende Übelkeit anzukämpfen, sondern gegen eine ihm unerklärliche, plötzlich aufgetretene Furcht vor dem grauen Ungetüm, von dem er ein unbedeutender Teil geworden war.
    Und während sich die 2. Armee Kilometer für Kilometer vorwärtsschob, behielt er immerzu das Bild der erschossenen Frau und ihrer noch minderjährigen Tochter vor Augen. War das der Krieg, in den er mit viel Patriotismus zog? Waren diese Frau und ihre Tochter der Feind?

Kapitel 14
    St. Petersburg, Russland,
August 1914
    Schwere Männerschritte näherten sich Anki, der Fürstin und der leise jammernden Jelena, die in dem weitläufigen, prunkvollen Saal wie verloren wirkten. Anki erhob sich und knickste.
    »Jetzt ist der Doktor da, meine kleine Prinzessin«, flüsterte Fürstin Chabenski ihrer Tochter ins Ohr und strich ihr zum wiederholten Mal die verschwitzten Haare aus dem zarten Kindergesicht.
    »Oksana, dies ist Doktor Botkins Assistent Robert Busch. Meine Frau, Fürstin Oksana Andrejewna Chabenski, unsere Tochter, Jelena Iljichna und ihre Njanja, Anki van Campen.«
    Anki hatte sich respektvoll einige Schritte entfernt, als sie aber den Namen Busch hörte, wandte sie unwillkürlich den Kopf. Der ältere der beiden Busch-Brüder, die sie 1908 im Sommergarten kennengelernt hatte, begrüßte die Fürstin formvollendet und kniete sich dann neben Jelena, um ihr ein freundliches Kompliment über ihr himmelblaues Kleid zu machen. Prompt schenkte Jelena dem Arzt ein kleines, wenn auch nur Sekunden andauerndes Lächeln.
    Die Fürstin zog ihren Mann am Arm beiseite und flüsterte, jedoch laut genug, dass Anki es hörte: »Ein Assistent von Dr. Botkin? Ist er denn kein Arzt?«
    »Dr. Botkin ist unabkömmlich, empfahl mir den jungen Mann aber als einen seiner besten Studenten. Erinnerst du dich nicht an ihn? Busch war schon einmal Jelenas Arzt. Und schau ihn dir an, mit welcher Zartheit er unsere Tochter untersucht, wie freundlich er mit ihr spricht und sie dadurch ablenkt und wie ruhig sie inzwischen geworden ist?«
    »Oft genug sagt ein schriftliches Zertifikat nichts über die Qualitäten seines Inhabers aus, nicht wahr?«
    »Meine weise Frau«, lachte Fürst Chabenski und drückte seine Gattin kurz an sich.
    »Fräulein van Campen, ich könnte Ihre Hilfe gebrauchen.« Roberts deutsche Worte ließen Anki zusammenzucken. Schnell näherte sie sich dem angehenden Arzt und ihrem Schützling.
    Jelena lag reglos auf dem kühlen Parkett und verfolgte mit den Augen jede Bewegung des Mannes. Dieser bat Anki, sich oberhalb von Jelenas Kopf niederzuknien und ihre Hände links und rechts an die Wangen des Mädchens zu legen.
    »Jelena Iljichna hat sich das Schlüsselbein gebrochen«, klärte er sie über die Art der Verletzung auf. »Ich sollte überprüfen, ob die Schulter ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen ist. Dazu könnte ich sie ins Krankenhaus zu einem Röntgenapparat bringen, aber ich würde ihr den Transport gern ersparen und sie mit herkömmlichen Methoden untersuchen. Allerdings kann ich nicht garantieren, dass das völlig schmerzfrei vonstattengeht, und deshalb weiß ich gern eine vertraute Person in ihrer Nähe. Jelena hat sich für ihr Kindermädchen entschieden. Eine weise Wahl, wie ich dem jungen Fräulein bereits mitteilte. Eltern sind, wenn es um ihre Kinder geht, manchmal ängstlicher als sie es bei der folgenden Untersuchung sein sollten.«
    Entsetzt richtete Anki ihre Augen auf Robert. Traute er ihr wirklich zu, ihm eine Hilfe zu sein? Sie war nicht sonderlich tapfer und was die Chabenski-Mädchen betraf vielleicht fast so innig mit ihnen verbunden wie deren Eltern.
    »Bitte halten

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