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Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition)

Titel: Sturmwolken am Horizont -: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Büchle
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nicht zur Geburtstagsfeier zurück? Ich möchte doch von den Kuchen probieren«, begehrte die Kleine protestierend auf und brachte Robert damit zum Lachen.
    »Ihre Njanja bringt Ihnen bestimmt ein paar große Stücke Kuchen auf Ihr Zimmer, Hoheit.«
    »Jetzt haben Sie Hoheit gesagt. Ist unsere geheime Abmachung damit vorbei?«
    »Für heute ist sie zu Ende, Prinzessin Jelena Iljichna.«
    »Aber wenn Sie morgen wiederkommen, dann gilt sie wieder?«
    »Wenn Sie es so wünschen, Hoheit, dann gilt sie morgen wieder, und zwar so lange, wie Sie meine Patientin sind.«
    »Das ist lustig!« Jelena kicherte versöhnt.
    Robert stand auf und nickte Fürstin Chabenski zu, die sofort herbeieilte. Ihr Blick galt jedoch dem Kindermädchen. »Alles in Ordnung?«, sprach die Fürstin Anki, wie sie es zumeist tat, auf Deutsch an.
    »Danke, mir geht es gut, Hoheit. Ich verständige Jakow.«
    Erleichtert, dass Fürstin Chabenski ihr ihre Widerworte einem Adeligen gegenüber nicht böse nahm, erhob sie sich und eilte geschäftig davon. Robert begleitete sie zur Tür.
    Aus dem Speisesaal drangen ihnen die fröhlichen Stimmen der Mädchen und der Duft süßer Torten und Tees entgegen. Anki verspürte Erleichterung darüber, dass die kleinen Gäste sich offensichtlich wieder vergnügten. Damit war die Gefahr gebannt, dass Ninas Geburtstag in ihren Köpfen immer nur mit Jelenas Unfall in Zusammenhang gebracht werden würde.
    Auf dem Weg durch die Eingangshalle schwieg Robert. Erst als Anki Jakow seinen Auftrag mitgeteilt hatte und dieser davoneilte, wendete der Medizinstudent sich an sie. »Sie sind sehr mutig, einem Adeligen Ihren Standpunkt so offen darzulegen.«
    »Mutig oder vielmehr dumm und anmaßend? Aber das Mädchen tut mir leid.«
    »Sie werden kaum den erwünschten Einfluss auf die Baroness ausüben können, den sie vermutlich dringend nötig hätte, Njanja .« Er lächelte ihr freundlich zu. Wie anders klang dieses Wort doch aus seinem Mund als aus dem des Barons.
    »Ist es bei dem Tanz sehr wild zugegangen?«, erkundigte sich Robert nun.
    Überrascht von dem unvorhersehbaren Themenwechsel neigte Anki den Kopf leicht zur Seite und musterte ihr Gegenüber intensiv. »Weshalb fragen Sie danach?«
    »Ein Schlüsselbeinbruch und die mittlerweile ausgeprägten Hämatome scheinen mir als Folge eines einfachen Stolperns doch recht heftig.«
    »Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen.«
    »Hat jemand die Prinzessin gestoßen?«
    »Gestoßen? Sie meinen … mutwillig?«
    Der groß gewachsene Mann zuckte knapp die Achseln, als wolle er sich nicht in Verdächtigungen ergehen. Immerhin war ihm die adelige Herkunft der Geburtstagsgäste bewusst.
    Unangenehm berührt erinnerte Anki sich daran, dass sie Raisa in der Nähe der Statue gesehen hatte. Ob das Mädchen aus Trotz und Langeweile die kleine Jelena zu Fall gebracht hatte?
    In die Stille hinein sagte Robert: »Andererseits – wenn die Kinder etwas wild im Kreis getanzt haben, kann eines Jelena unbeabsichtigt angerempelt haben.«
    Anki gab dem Medizinstudenten recht und reichte ihm Hut und Jackett von der Garderobe. Mit einem Lächeln nahm er das Jackett, schlüpfte hinein und griff nach seinem Canotier. Dabei berührten seine Finger die ihren. Ein flaues Gefühl ergriff von Ankis Magen Besitz. Erschrocken darüber, wie heftig sie auf seine federleichte Berührung reagierte, blinzelte sie mehrmals und sah Robert nach, der mit dem Hut in der einen und seiner Arzttasche in der anderen Hand zur Tür strebte.
    Draußen war es trotz der vorgerückten Stunde noch nahezu taghell. Anfang August waren die Nächte in St. Petersburg noch immer kürzer als die Tage, wenngleich sie den Zauber der Weißen Nächte vom Juni längst verloren hatten.
    An der Tür wandte Robert sich noch mal zu Anki um. »Ich nehme nicht an, dass Sie wegen des Zwischenfalls mit Baron Osminken vonseiten der Chabenskis Probleme erwarten. Der Fürst ließ Sie während Ihrer Auseinandersetzung nicht einen Moment aus den Augen, wobei er abwartete, wie sich die Situation entwickelte, bevor er einschritt. Ich gewann zudem den Eindruck, als leide die Fürstin mit Ihnen mit. Aber dieser Osminken, Fräulein van Campen …«
    Anki richtete ihre Augen aufmerksam auf ihren ernsten und besorgt dreinblickenden Gesprächspartner.
    »Sein Ruf ist nicht eben der beste. Er gilt als aufbrausend.« Robert hielt für einen Moment inne, und in Anki keimte der Gedanke auf, dass er gern noch etwas hinzugefügt hätte, dies aber unterließ.

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