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Sturz Der Engel

Titel: Sturz Der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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keinen großen Schaden mehr anrichten«, meinte die Marschallin von Westwind. »Wir haben immer noch mehr, als wir vermutet hätten.«
    »Du hast es sehr gut eingeteilt«, stimmte Nylan zu. Er genoss die frische, wenngleich empfindlich kalte Luft, die durchs Fenster hereinwehte. »Sehr realistisch eingeschätzt.«
    »Realistisch, das ist das richtige Wort.« Ryba drehte sich mit ihrem unförmigen Bauch auf der Liege herum. »Die meisten Leute sind nicht realistisch. Das gilt ganz besonders für Männer.«
    Statt sich auf einen Streit darüber einzulassen, fragte Nylan nur: »Was verstehst du denn unter realistisch?«
    Ryba deutete zum Fenster. »Die Einheimischen können hier oben nicht leben. Es ist schon für uns nicht leicht. Realistisch ist die Annahme, dass sie uns in Ruhe lassen sollten. Mit der Zeit werden wir die Straßen von den Banditen befreien, den Handel erleichtern und Stabilität in diese Welt bringen. Ganz zu schweigen davon, dass wir einigen misshandelten Frauen eine Zuflucht bieten, was umgekehrt die Männer davon abhält, ihre Frauen weiter zu misshandeln. Wenn sie uns angreifen, werden eine Menge Leute sterben und zwar mehr von ihnen als von uns.« Sie seufzte. »Das ist eine realistische oder rationale Einschätzung der Lage. Aber es ist nicht das, was geschehen wird. Die örtlichen Machthaber – allesamt Männer – werden zu dem Schluss kommen, dass eine Truppe von Frauen ihre Lebensart bedroht, auch wenn es damit nicht weit her ist, sieht man von den wenigen wohlhabenden Leuten mal ab, und dass sie gezwungen sind, uns anzugreifen. Wenn sie siegen, stehen sie nicht viel besser da, als wenn sie gar nicht erst angegriffen hätten, aber wenn sie verlieren, und verlieren werden sie, dann werden sie im Laufe der Zeit noch erheblich mehr verlieren.«
    »Wie würden denn Frauen das Land regieren?«, fragte Nylan beinahe schläfrig. »Soll ich das Fenster wieder schließen? Es wird allmählich kalt hier.«
    »Ja, schließe es wieder. Die Kälte zieht in die unteren Stockwerke, auch wenn die Tür geschlossen ist.« Ryba drehte sich noch einmal herum. »Es heißt, in der letzten Phase der Schwangerschaft könnte man nicht mehr bequem liegen. Das glaube ich gern. Ja, wie würden Frauen das Land regieren? Ich kann nicht für alle Frauen sprechen, aber die klugen Frauen würden wohl fragen, welchen Preis man für ein Vorhaben zu zahlen hat und welchen Vorteil man sich dadurch verschafft. Warum kämpfen, wenn man nicht muss?«
    »Vielleicht würden auch kluge Männer so denken, aber sie haben keine Wahl«, wandte Nylan ein. Er ging zum Fenster und schloss es.
    »Könnte sein«, stimmte Ryba zu. »Aber du gibst damit zu, dass kluge Männer von anderen umgeben sind, die Macht, jedoch kein Hirn haben.«
    Nylan zuckte mit den Achseln.
    »Männer wollen oft über andere Leute herrschen, ganz egal, was es sie kostet. Ich glaube, Frauen denken viel eher als Männer an den Preis, den sie im Zweifelsfall zu entrichten haben.«
    »Ich nehme an, Frauen manipulieren eher«, antwortete Nylan. »Die meisten Männer sind für raffiniertes Vorgehen nicht zu haben. Deshalb verachten sie auch Frauen, die manipulieren.«
    »Aber nur, wenn es ihnen in den Kram passt. Manipulation ist gar nicht schlecht. Warum soll man etwas nicht still und gewaltlos tun, wenn es möglich ist?«
    »Weil die Männer es hassen, wenn sie getäuscht werden und die Kontrolle verlieren.« Nylan lachte trocken. »Und wenn sie herausfinden, dass sie getäuscht oder manipuliert worden sind, verlieren sie als Erstes die Kontrolle über sich selbst.«
    »Damit ich das richtig verstehe – Männer kämpfen und führen Kriege, weil sie nicht manipulieren können, und dann kämpfen sie wieder und führen wieder Kriege, wenn sie das Gefühl haben, sie würden manipuliert?«
    »Es gefällt mir nicht, wie du das ausdrückst.«
    »Wenn du es besser ausdrücken kannst, dann tu es. Ich persönlich glaube, dass die Frauen, wenn sie eine Chance bekämen, die Sache besser machen würden. Ich würde ihnen gern diese Chance geben.« Ryba stand schwerfällig auf. »Ich freue mich schon auf den Tag, wenn ich wieder ernsthaft mit Waffen trainieren kann. Im Augenblick ist es nicht mehr als eine Bewegungstherapie.«
    »Bei dir ist es sicher mehr als das«, erwiderte Nylan. Er folgte ihr über die dunkle Treppe ins nächste Stockwerk hinunter, wo sich der Trainingsbereich befand.
    Auf der Treppe blieb er kurz stehen. Außer Saryn und Istril, die durch ihren Bauch sichtlich

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